Fußball heute und vor 20 Jahren.....

Mir geht´s nicht darum, dass die Spieler Tätowiert sind. Das kann jeder machen wie er will. Ich habe nur den Eindruck, dass den Spielern häufig ihr Auftreten wichtiger ist als der sportliche Erfolg ihrer Mannschaft. Solche Schönlinge, wie sie heute auf dem Platz rumlaufen, gab’s vor 20 Jahren nicht.

Naja, die Einstellung zu Mode und solchen Dingen hat sich schon geändert. Vor 20 Jahren galten bunte Schuhe als tuntig, und zu Meisterschafts-Zeiten galt man schon als Schönling, wenn man jeden Monat frisch gewaschene Socken anhatte …

Ich habe mir gerade das Mannschaftsfoto von 95/96 angeschaut und ganz ehrlich, es ist kein Schaden, dass man Frisuren wie die von Borimirov heute eher selten sieht

Da spielt, denke ich, die in den letzten zwanzig Jahren stattgefundene gewaltige Kommerzialisierung natürlich auch ne große Rolle. Bundesligakicker sind heute in allererster Linie mal Unternehmer in eigener Sache, angefeuert natürlich von ihren diversen Beratern. Und da gilt es dann, um jeden Preis Aufmerksamkeit zu erregen. Sei’s mit Tattoos, sei’s mit immer ausgefalleneren Haarschnitten oder wie auch immer. „Wiedererkennungswert“ ist so’n Stichwort.

Was ich erstmal nicht wirklich verwerflich finde. Nur, dass der Fußball dabei immer mehr ins Hintertreffen gerät, ärgert mich dann irgendwie schon…

Für diese Erkenntnis spendiere ich doch glatt ne Runde Bob Dylan: The times, they are a-changin’…. ;)

Danke, schönes Lied … und auf manchen Fotos hat Dylan eine durchaus fußballtaugliche Frisur …

Mit der Kommerzialisierung hast du völlig Recht - ja, es verändert eben auch das Mannschaftsgefüge, wenn die Spieler letztlich genötigt sind, sich als Stars zu profilieren. Um so mehr ist es Aufgabe von Trainer und Management, einen Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft aufzubauen (gehört zum wirklich gut bezahlen Job, also keine Jammereien).

Übrigens vermeldet die Prawda hohen Besuch … ‚Ich bin für ein Treffen am Donnerstagnachmittag hier. Es geht um einen neuen Plan für den ganzen Klub.‘ Bin mal gespannt auf den neuen Plan (auch hoffnungslose Traditionisten sind neugierig, isso).

Nö, Jammereien sind auf dem Gehaltsniveau sowieso nicht angebracht. Was sich in den letzten 20 Jahren vielleicht auch stark verändert hat ist, dass der Trainer heute noch wesentlich mehr Psychologe sein muss als damals. Aus 11 „Einzelunternehmern“ ein tatsächlich funktionierendes Team, eine Mannschaft im besten Sinne des Wortes zu formen, ist heute hohe Kunst. Da die richtige Ansprache zu finden, diese Kerle (von denen viele ja auch noch nichtmal richtig erwachsen sind…) dahin zu bringen, dass sie ihre persönlichen Belange gelegentlich auch mal zurückstellen und im Sinne eines höheren, gemeinsamen Zieles funktionieren können…da sehe ich persönlich die größte Herausforderung dieses Jobs.

Tja, auf das mysteriöse Treffen bin ich auch gespannt. Weiß unser Scheich jetzt endlich mal, was er eigentlich will und teilt er es dann auch mit? Oder geht es tatsächlich um den Anteilsverkauf? Fragen über Fragen. Auf jeden Fall bleibt’s spannend bei uns…

Unterschreibe ich so nicht.

‚Damals‘ sind reihenweise Spieler verschlissen worden. Siehe Lorant. Nur war es vergleichsweise in finanzieller Hinsicht egal.

Problematisch wird es, wenn mehr als die Hälfte der Neuzugänge nicht in die Mannschaft integriert werden oder sich selber nicht integrieren wollen - und das Management schaut einfach zu. So nach dem Motto: ‚Ist doch dem Ismaik seine Kohle, mir egal.‘

Ich erinnere mich über die Jahre an eine Reihe von Spielern, die ignoriert wurden, von den Kollegen fast nie einen Pass bekamen. Und die Verantwortlichen haben mit blödem Gesichtsausdruck einfach zugeschaut.

Mögen sich die Zeiten ändern, so werden immerhin alle alten Fehler brav wiederholt.

Ich glaube nicht, dass ‚der Scheich‘ verkaufen will. Niemand wird ihm annähernd seine 50 Mio bieten. Lohnt sich nicht.

Ha ha, wie geil. Erinnere mich grad wieder an die „Wiesel Wiesel“ Spechchöre…

Aber rosa Schuhe gehen heute auch noch nicht, da dreht sich mir immer noch der Magen um ;-)

Vor 20 Jahren war meiner Meinung nach vieles unkomplizierter und wesentlich lockerer als heute.
Am allermeisten hat sich die enorme Kapitalisierung auf mein persönliches empfinden, meiner Lieblingssportart gegenüber, ausgewirkt. Sponsoren gab es schon immer. Aber dieses Investoren Pack, dass Vereine nur als Spielzeig ansieht, kotzt mich an.
Es wird keine 10 Jahre mehr dauern und wir haben in den Profiligen englische Verhältnisse. Der Sport verkommt zum Hipster Ereignis. Die Arbeiterklasse kann sich Tickets nicht mehr leisten geschweige denn Dauerkarten.
Zweiter Punkt, weshalb mir Profifussball immer mehr am Arsch vorbei geht, sind Polizei und Medien(alte und neue). Die haben mittlerweile enormen Einfluss auf die Meinungsbildung rund um den Fussball. Die Cops benutzen Fussballspiele oft nur um sich als Retter des Abendlandes aufzuspielen und haben den bösen Fussballfan als Wurzel allen Übels ausgemacht. Ich bin überzeugt das 3. Halbzeiten vor 20 Jahren wesentlich öfter stattgefunden haben, als heute. Nur wird heute jeder falsche Furz zum Anlass genommen, Hetzjagden zu betreiben.

Alles in allem, gibt mir der Fussball in Liga 3 oder 4 mehr, als es der Profifussball heute tut. Auch deswegen hätte ich die Löwen gerne in der 3.Liga gesehen!
Ich will ne Bratwurscht(ohne beschissene Plastikkarte), ich will Bier trinken(auch ohne Karte) und mich vorher mit anderen Fans im Umfeld des Spiels treffen. Ich will echten Fussball sehen(muss nicht schön sein, aber kämpfen ist ein MUSS).
Ich will echte Stimmung, ohne dass mir irgendein Nasenbär vom Zaun mitm Megafon was entgegenschreit, was ich mitsingen soll. Von mir aus gehe ich dafür bis in die Kreisliga als dem endsolidarisierten Sport namens Profifussball zuzusehen.

Ab und an überwinde ich mich dann doch noch, und guck mir 60 live an. So ganz geht man halt nie…

Da behältst Du wohl Recht, wie’s ausschaut. Wobei ich so richtig schlau aus seinen neuesten Darlegungen nun auch nicht werde…

Jedem der sich für das Thema interessiert, kann ich nur das Buch „Spieltage: Die andere Geschichte der Bundesliga“ von Ronald Reng empfehlen.

Gerade erst gelesen und weil es eben nicht die Glitzerwelt beschreibt sondern den Alltag im Leben des Spielers/Trainer/Manager Heinz Höher absolut lesenswert.