Diesen aktuellen Text einer befreundeten Biologin will ich Euch nicht
vorenthalten:
Liebe Vogelfreunde,
nach den letzten größeren Ausbrüchen 2014 ist die Geflügelpest vom Typ H5N8,
neudeutsch »Vogelgrippe«, wieder da - und diesmal sind auch Wildvögel
betroffen, in Bayern aktuell am Bodensee, am Ammersee und am Starnberger
See. Das kann sich zu einer ernsthaften Gefahr für die eh schon
angegriffenen Wildvogelbestände ausweiten, denn leider gibt es zumindest in
Deutschland keine ernsthaften Bestrebungen, dem Eintrag der tödlichen
Erreger in den Naturhaushalt auf die Spur zu kommen.
Schon seit den ersten Ausbrüchen der hochpathogenen* (= stark
krankmachenden) Formen der Klassischen Geflügelpest in Deutschland vor
mittlerweile fast 15 Jahren hat sich das zuständige Friedrich-Loeffler-
Institut (FLI), das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, vorschnell
auf eine Verbreitung der gefährlichen Viren über Wildvögel festgelegt, ohne
dafür bisher Beweise vorlegen zu können. Auch die neuerlichen Ausbrüche der
Geflügelpest bei Wildvögeln sind lediglich ein trauriger Beleg, daß auch
wilde Vögel Opfer der verfehlten, weltweit vernetzten Geflügelwirtschaft
werden, aber keineswegs deren Problem darstellen. So sind nach wie vor die
Mehrheit der Krankheitsausbrüche in geschlossenen Nutzgeflügelhaltungen
aufgetreten - bei einer Verbreitung der Krankheit durch Wildvögel müßten
jedoch Freilandhaltungen und in viel stärkerem Maße zunächst auch Wildvögel
betroffen sein, bevor die Erkrankung bei Nutzgeflügel auftritt. Vergleiche
dazu auch folgende Stellungnahme des NABU:
[url=‚Vogelgrippe wieder in Deutschland - NABU‘]https://www.nabu.de/news/2016/11/21484.html[/url]
Tatsächlich traten Vogelgrippefälle in der Vergangenheit jedoch stets
(zuerst) in geschlossenen Nutztierställen auf oder im aktuellen Fall
zumindest gleichzeitig, siehe auch
http://www.shz.de/regionales/schleswig-holstein/panorama/gefluegelpest-
weitet-sich-aus-erster-verdachtsfall-in-gefluegelhaltung-stallpflicht-auch-
in-hh-id15308021.html
Dies spricht dafür, daß sich Wildvögel und Nutzgeflügel an derselben Quelle
infiziert haben, bzw. kontaminiertes Material sowohl in die Ställe als auch
ins Freiland gelangt ist - und dies auf beängstigende Weise offensichtlich
an verschiedenen Stellen in Deutschland, vor allem in Grenzregionen zu
anderen Ländern. Der aktuelle Virustyp stammt wohl aus Indien oder Ostasien,
erste Ausbrüche gab es in Ungarn (Putenmastanlage, 1 Höckerschwan), bevor
der Virus Mitteleuropa erreichte. Es gibt aber keine Zugrouten auf dieser
Strecke, schon gar nicht im Herbst (im Frühjahr wäre die Teilstrecke von
Ungarn nach Mitteleuropa denkbar).
Auffallend ist auch, daß unter den Wildvögeln (bisher) nur Arten betroffen
sind, die sich fast ausschließlich von tierlichem Material ernähren
(Reiherenten, Rohrdommel, 1 Seeschwalbe, 1 Lachmöwe). Bei einer Übertragung
von Vogel zu Vogel oder über den Kot von Wildvögeln müßte das betroffene
Artenspektrum wesentlich vielfältiger sein. Zudem sind die genannten Arten
(abgesehen von der einzelnen Lachmöwe) stark an Gewässer gebunden - und
suchen niemals geschlossene Geflügelhaltungen auf oder auch nur deren Nähe.
Karten der aktuellen Nachweise des Virus finden sich auf dem Portal des
Friedrich-Löffler-Institutes:
https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/klassische-
gefluegelpest/karten-zur-klassischen-gefluegelpest/
Hinzu kommt, daß in der Vergangenheit der Nachweis von Geflügelpest-Viren
bei lebend geschossenen oder beprobten Wildvögeln nur in äußerst wenigen,
räumlich isolierten Einzelfällen gelungen ist, bei denen nicht
auszuschließen ist, daß es sich um fehlerhafte Laborergebnisse handelte oder
eine Verunreinigung der toten Vögel oder ihrer Proben durch unsaubere
Probentrennung erst im Labor erfolgte. Bei Testreihen der Weltgesundheits-
Organisation (WHO, 2008) mit präparierten Proben waren etwa ein Drittel der
»Nationalen Influenzazentren« nicht in der Lage, alle Proben korrekt zu
bestimmen. Siehe dazu auch die Ausführungen des Wissenschaftsforum Aviäre
Influenza (WAI):
[url=‚netzwerk-phoenix.net‘]netzwerk-phoenix.net
Wer einen toten Vogel findet, sollte die Polizei oder das Landratsamt
verständigen. Den Vogel oder Vogelkot nicht berühren, auch nicht mit den
Schuhen. Zwar ist der Virustyp des aktuellen Ausbruches für Menschen nicht
sehr gefährlich, aber wer derzeit an Seen und Gewässern spazieren geht, muß
sich im Klaren sein, daß er an seinen Schuhen den gefährlichen Virus nach
Hause oder zum nächsten See tragen könnte, wo wieder weitere Wildvögel
infiziert werden können…
Schuhe (Sohlen) daher am besten nach dem Spaziergang am See mit heißem
Wasser abwaschen und/oder desinfizieren; Hunde und Katzen nicht frei laufen
lassen (besonders nicht an Gewässern) und Pfoten und Hände beim Heimkommen
waschen (natürlich nicht heiß, sondern ganz normal - wie immer sozusagen).
Bleibt die Frage, warum das LFI öffentlich die Wildvogel-Hypothese vertritt,
obwohl diese Theorie viele Gegner, aber keine Beweise kennt.
Ich gehe davon aus, daß dies Ausdruck der verfehlten Wissenschaftspolitik
der Bundesrepublik ist. Mit Verweis auf die drohende Vogelgrippegefahr durch
Wildvögel erhält das Institut Gelder für die Erforschung des Vogelzuges, die
andernfalls nicht zur Verfügung gestellt werden würden.
Herzlichst,
Eure Silke Sorge
- Besserwissermodus EIN: Müßte eigentlich „hochvirulente“ Aviäre Influenza
heißen, denn das Ausmaß des krankmachenden Potentials eines Erregers wird
als Virulenz bezeichnet - die Pathogenität ist hingegen lediglich die
Fähigkeit, Krankheitserscheinungen zu verursachen, ist also eine Ja/Nein-
Aussage. Besserwissermodus AUS.
Schauen Sie doch mal rein: www.gaensewelt.de
Und helfen Sie den Gänsen, die neue Jagdzeit zu überstehen!
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