Bündnis Zukunft TSV 1860 München

Stimme Dir zu (auch wenn die Partei dabei nun wirklich nicht ausschlaggebend ist). Wobei ich aber glaube (hoffe?), dass es nicht die (ernsthafte) Sorge vor (D)einem o.g. Szenario ist, die manche umtreibt. Sondern, dass der seit 2017 beschrittene Weg von Präsidium und VR, ALLE Mitglieder des Turn- und Sportverein München von 1860 bei ihren Entscheidungen mitzunehmen, verlassen wird und der Tabellenplatz der Profis (wieder) das Einzige Kriterium ist, an dem sich die Verantwortlichen messen lassen wollen (und müssen).

Der TSV hat inzwischen 17 Abteilungen, deren Mitglieder in mittlerweile 48 unterschiedlichen Sportarten/Sparten aktiv sind und z.T. sogar bundesweit Titel erringen. Ihnen jegliche Relevanz abzusprechen und sie als bloßes Beiwerk abzutun, finde ich ziemlich respektlos und greift in meinen Augen zu kurz. Genauso Sprüche (z.B. von Wettberg) wie „Wenn’s den (Profi-)Fußballern gut geht, geht’s auch den anderen Abteilungen gut“. Quasi die Löwenversion der „Trickle-Down“-Theorie (die btw. auch in der realen Wirtschaft nicht funktioniert) und zudem reichlich zynisch. Denn es unterschlägt, dass es bisher immer der Fußball war, der die Vermögenswerte des Vereins vernichtet hat.

Verwundert es da, dass kaum Mitglieder aus anderen Abteilungen zu den MVs kommen, wenn dort ¾ der Zeit nur KGaA-Themen diskutiert werden? Dass manche Mitglieder, abseits ihrer eigenen Sparte, wenig bis keine Beziehung zum Gesamtverein haben?
Man sollte meinen, jedes Vereinsmitglied wäre selbstredend auch Fan der eigenen Profis. Tatsächlich hat(te) sich aber sogar Ski-Löwe Linus Straßer (mit dessen Erfolgen übrigens auch Fans der „Für mich ist Sechzig nur Fußball“-Fraktion prahlen) in den sozialen Netzwerken recht offen zum roten Nachbarn bekannt (dass er trotzdem gerne für unsere Ski-Abteilung fährt, schließt sich ja deshalb nicht aus). Kann mir gut vorstellen, dass das auch in anderen Abteilungen kein Tabu war.

Und ebendiese Distanz zwischen der FA und den übrigen Abteilungen wurde in meiner Wahrnehmung in den vergangenen Jahren spürbar verringert. Es wurden neue Abteilungen gegründet, Sparten wiederbelebt oder ausgeweitet und/oder um Angebote für die Jugend erweitert. Man fühlt sich wertgeschätzt und bei jeder MV wird die Unterstützung, Hilfsbereitschaft und Aufgeschlossenheit der aktuellen Gremien gelobt. Und auch das trägt seinen Teil zu unserem neuen Mitglieder-Rekord bei (26.500).

Klar sagen einige „die wollen alle nur Karten für’s Stadion!“ und diese Motivation gibt es natürlich und braucht man auch gar nicht zu leugnen. Allerdings ist diese Aussage zum Einen ebenfalls recht pauschal (ich selbst bin z.B. nach der „4“ aus Solidarität Mitglied geworden und hatte bzw. wollte nie eine DK), zum Anderen muss man bei uns nach wie vor KEIN Mitglied sein, um an eine Dauerkarte zu kommen (und das gilt nicht nur für Bestandskunden aus Zweitligazeiten. Mein Kumpel hat sich für die aktuelle Saison als Nicht-Mitglied ne DK für Block H geholt). Und schon gar nicht ist es die Erklärung dafür, dass nicht nur die absolute Zahl an Mitgliedern gestiegen ist, sondern auch die Zahl der AKTIVEN im Verein kontinuierlich wächst. Stand MV 2022 waren das bereits ~ 4.000. Weniger dürften es bis heute wohl nicht geworden sein (eher im Gegenteil)…

Schon vergangene Präsidenten wollten die Mitgliedszahlen steigern. von Linde (RIP) wollte sie damals auf 40.000 verdoppeln, Mayerhofer wünschte sich sogar 50.000 („wenn wir eine noch größere Rolle in unserer Stadt spielen wollen“). Das sollte erreicht werden, indem Prämien für diejenigen Fans und (ARGE-)Fanclubs ausgelobt wurden, die die meisten Mitglieder werben. Preise waren damals Rückrunden-Business-Seats und Sitzplatz-DKs → als Untermieter in der roten Arena. Der Fokus lag immer rein auf dem Profibereich und war weder erfolgreich, noch nachhaltig.
Das Potential des Gesamtvereins wurde erst durch die Verantwortlichen nach der „4“ erkannt und gefördert.

Es gibt Fans, die sagen „Sechzig ist für mich Profifußball - und sonst nix!“. Das ist völlig legitim und damit habe ich auch überhaupt kein Problem.
Schwierig finde ich nur, wenn jede Entwicklung, von der die ausgegliederte (und zu 60% verkaufte) Profiabteilung nicht unmittelbar profitiert, als „versagen“ und „scheitern“ der handelnden Personen geframed wird (gerne mit dem Verweis auf das alte - aus dem Zusammenhang gerissene - Zitat unseres Präsidenten „Profifußball geht mir am Arsch vorbei!“).
Oder wenn die Stärkung des Breitensports lieber zur gezielten „Verzwergung“ einer „grün-goldenen Stadion-Clique“ umgedeutet wird, statt zu erkennen dass sich Sechzig als großer „Mitmach-Verein“ in der Stadt sowohl (noch deutlicher) vom roten Branchenprimus abgrenzen, als auch deutlich stärker in der Gesellschaft verankern und eine Identifikation schaffen kann, die sich nicht (ausschließlich) aus der Fixierung auf die 1. Mannschaft speist (auch, wenn das dann in Bangkok nicht an- bzw. rüberkommt).

Ja, die Profis sind das Aushängeschild. Niemand bestreitet das. Aber - wie ich schon mal an anderer Stelle formuliert habe - der e.V. ist die Wand und der Nagel zum Aufhängen. Darum verstehe ich auch nicht, warum gewisse Akteure immer suggerieren, man müsse sich zwischen einer erfolgreichen Profi-Abteilung und einem starken e.V. entscheiden. Sind wir hier bei „Highlander - es kann nur Einen geben“!?
Wie Fans und Mitglieder auf diese Weise gegeneinander ausgespielt werden, gefällt mir überhaupt nicht. Das BZ befeuert das mit schwarzer Rhetorik munter weiter („letzte Chance“) und erzählt eigentlich nur, was es alles in der KGaA verändern möchte. Darüber, welche Ziele sie in einem gemeinnützigen Verein mit den übrigen 16 Abteilungen verfolgen, hört und liest man dagegen nichts.
In der Hinsicht bleibt der Verein bislang tatsächlich auf der Strecke - wenn auch nicht im wörtlichen Sinn…

@putzbrunner_lowe
Das wäre jetzt meine Antwort darauf, warum ich denke, dass den BZ-Kandidaten nicht wirklich bewusst ist, welche Aufgaben und welche Verantwortung abseits der großen Fußballbühne sie in diesem Ehrenamt erwarten.

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