(Diesen Newsletter einer befreundeten Biologin poste ich hier in der Hoffnung, daß vielleicht der eine oder andere Lust hat, sich zu engagieren. Nonnengänse sind diese netten kleinen schwarz-weißen Gänse, die im Schloßpark so bedauerlich wenig Bruterfolg haben.)
Gänse-Newsletter Nr. 206 vom 20. Juni 2019
Liebe Vogelfreunde,
wer in den letzten Monaten zu einer Führung kam, hat sie noch
kennengelernt: das Methusalem-Paar. Der Ganter wurde Anfang 2001 als
verpaarter Altvogel beringt und dürfte damit frühestens von 1999
stammen, also bereits mindestens 20 Jahre alt gewesen sein.
Vielleicht war er auch um einiges älter, auf jeden Fall aber alt. Ich
behaupte ja immer, man würde einer Gans ihr Alter nicht ansehen, aber
den Methusalems sieht man es an. Anbei ein aktuelles Foto von Olaf
Claußen vom Methusalem-Ganter. Man meint, unter dem Federkleid deutlich
Falten erkennen zu können; am linken Fuß fehlen die Zehen…
Dabei hatten die Methusalems große Zeiten: 2005 erfolgte die erste
bekannte Brut des Graugans-Paares. Nach der 6-Jahres-Regel spricht auch
das für (frühestens) 1999.
Die 6-Jahres-Regel ist eine Beobachtung von mir, wonach brütende Gänse
in München bei ihrer Erstbrut mindestens 6 Jahre alt sind - nur in
wenigen Ausnahmefällen gab es jüngere Brutgänse.
Es schlossen sich beispiellose 10 Jahre an. Von 2005-2014 war das
Methusalem-Paar das erfolgreichste Gänsebrutpaar im Nymphenburger
Schloßpark: In dieser Dekade brütete das Paar insgesamt 5 mal und zog
dabei 12 Jungvögel auf. Kein anderes Gänsepaar brütete in dem Zeitraum
so häufig und kaum ein anderes brachte eine vergleichbare Anzahl
Nachkommen hervor.
In dieser Zeit wurde auch die Partnerin nachberingt. Bei ihr wissen wir
also noch viel weniger, wie alt sie tatsächlich ist, aber es spricht
vieles dafür, daß es immer dieselbe Partnerin war.
2013 fing sie an zu humpeln. Trotzdem wurde 2014 noch einmal erfolgreich
gebrütet - angefügt findet Ihr ein Foto des damaligen Familienidylls von
Hans Maier (das ist wirklich dieselbe Gans wie auf dem Foto von Olaf
Claußen). Im Hintergrund liegt die Partnerin auf der Wiese zur Linderung
der Beschwerden.
Ihr Humpeln wurde stärker und beendete die Brutkarriere. 2016 zog er
sich dann die Verletzung am Fuß zu, die letztlich zum Verlust der Zehen
führte. Nun humpelte er noch stärker als sie. Vor einem Jahr, sprich im
April 2018, löste sich das typische Paarverhalten bei den beiden auf.
Normalerweise ist ein Gänsepaar immer zusammen, und beide machen
dasselbe. Hier machte fortan jeder sein Ding, so wie es das Befinden
zuließ, aber die Partner trafen sich für Ruhephasen und für die Nacht
und hielten tagsüber Ruf- und Sichtkontakt.
Daß zwei Gänse so miteinander alt werden, habe ich noch nicht erlebt.
Daß sich „Verpaartsein“ auch bei Gänsen ganz unkonventionell auslegen
läßt (wenn die Kinder aus dem Haus sind) auch noch nicht.
Er lag dabei oft gefährlich dicht am Besucherweg, und ich habe gehofft,
daß das gut ausgeht.
Vergangene Woche wurde er von einem nicht angeleinten Hund getötet.
Bei den Nonnengänsen sind seit dem letzten Gänse-Newsletter noch 3
weitere Familien mit zusammen 6 Jungen hinzugekommen, von denen aber nur
noch ein Gössel am Leben ist - 3 der genannten Gössel sind im
Pfingststreß verloren gegangen, einer schlüpfte grad heute morgen und
existiert schon jetzt nicht mehr.
Aktuell haben wir also 3 Nonnengans-Gössel, die aber alle 3 in
irgendeiner Form gehandicapt sind. Der Älteste wurde schon über
Pfingsten so krank (abgemagert, Durchfall, entzündete, verklebte Augen),
daß ich mich entschied, medizinische Hilfe zu organisieren. Das ist aber
nicht so leicht, da kaum ein Tierarzt zu finden ist, der einen solchen
Patienten nicht sofort in Pflege nehmen möchte. Da eine spätere
Auswilderung dann aber unmöglich ist, bzw. schon eine kurze Trennung von
den Eltern die reale Gefahr birgt, daß der Gössel nicht wieder
angenommen wird, kommt eine Entnahme aus dem Park nicht in Frage.
Vielleicht finden sich einige Nonnengans-Sympathiesanten, die sich -
auch mit kleinen Beträgen - an den Medikamenten- und Tierarztkosten für
eine optimale Versorgung beteiligen würden.
Ich kläre noch ab, ob dafür auch eine Spendenbescheinigung möglich ist
und gebe dies im nächsten Gänse-Newsletter bekannt. Wem eine
Spendenbescheinigung nicht wichtig ist, melde sich bitte einfach bei mir
(per Mail - siehe Website; Link unten).
Die nächsten Gänseführungen finden am Samstag, 22. Juni um 13:00 Uhr,
und am Samstag, 06. Juli um 10:00 Uhr, im Nymphenburger Schloßpark
statt. Treffpunkt ist wie immer rechts neben der Freitreppe vor dem
Hauptschloß.
Inzwischen haben wir im Nymphenburger Schloßpark auch die erste
Kolbenente mit Nachwuchs, siehe Foto von Josef Wildgruber. Die
Mandarinente führt nur noch ein - schon ziemlich erwachsenes - Junges.
Die Mittelmeermöwen im Englischen Garten haben 3 Junge. Und im
Landschaftspark Dachau brüten wie im vergangenen Jahr Flußseeschwalben.
Herzlichst,
Eure Silke Sorge
Schauen Sie doch mal rein: www.gaensewelt.de