[size=14]Die Verlierer des Derbys standen schon vor Abpfiff fest[/size]
[size=12]Wie befürchtet, kommt es nach dem „kleinen“ Stadtderby in München zu zahlreichen Entgleisungen seitens der Medien, der Münchner Polizei und der Politik. In den Zeitungen fliegen verbale Fehltritte und Falschinformationen. In den Polizeimeldungen gibt es Lob für das Konzept. Der Innenminister fordert noch härtere Strafen.[/size]
Wir möchten heute Stellung zur komplett fehlgeleiteten Berichterstattung nehmen:
Sogenannte “Journalisten” - um mal sprachlich auf dem Niveau der Boulevard- und Hetzmedien zu bleiben - berichten von fliegenden Rauch”bomben” und Flaschen im Stadion; von schwarz vermummten Fans die es sich auch noch heraus nehmen, provokante Parolen zu skandieren.
Die Frage, die sich uns dabei stellt ist, bei welchem Spiel diese Schreiberlinge denn waren? Beim Amateure-Derby am 06. April 2015 in München jedenfalls nicht. Wir können uns nämlich nicht erklären, wie man ansonsten behaupten kann, dass “während des gesamten Spiels Anhänger beider Lager kontinuierlich Bengalos gezündet haben”, dass “mehrere Spieler beider Teams in Richtung der Fans gingen, um beschwichtigend auf diese einzureden” und dass “leider mindestens 300 [Fans] auf beiden Seiten gewaltbereit, viele polizeibekannt” von den 12500 Zuschauern sind, deren “einziges Ziel ist, Gewalt auszuüben." Am naheliegensten dürfte es sein, dass die Berichte in Focus, Bild, TZ und Co. bereits vorformuliert waren und einfach so veröffentlicht wurden, anstatt sie auf die wahren Begebenheiten anzupassen.
Wir haben vielmehr das friedlichste Derby seit vielen Jahren in München gesehen! Insbesondere von den Löwenfans!!! Wir haben keinerlei körperliche Auseinandersetzungen gesehen und uns wurde auch nichts in der Richtung berichtet. Bis auf zwei (!) kleinere Rauchtöpfe (keine „Bomben“) und beim Treffpunkt vereinzelte Böller haben wir auch keine Pyrotechnik auf unserer Seite gesehen.
Vielmehr haben wir einen Polizeieinsatz beobachtet, der sicherlich Seinesgleichen sucht. Die Anzahl der eingesetzten Polizisten wurde gegenüber dem letzten, ebenfalls äußerst friedlichen Derby verdreifacht! Halb Giesing wurde abgesperrt und abgeriegelt, als würde der G7-Gipfel mitten in Giesing stattfinden.
Die dadurch entstandene Situation, die Bevölkerung mit jeden weiteren kriegsähnlichen Einsatz gegen den Standort Grünwalder Stadion für das Amateure-Derby sowie eine Rückkehr der Löwenprofis aufzubringen, wurde hierbei seitens der Politik und Polizeivertreter wohlwollend aufgenommen.
Es wurden auch schon - wie wir leider erwartet haben - Stimmen laut, das Spiel müsse aus Sicherheitsgründen in die Arena an den Rand der Stadt verlegt werden (Danke Mutter Theresa alias Rummenigge). Aus Sicherheitsgründen sollen die mindestens 10.000 rivalisierenden Fans mit der gleichen, einzigen U-Bahn-Linie nach Fröttmaning fahren, um in einem Stadion zu spielen, wo die Fantrennung hauptsächlich durch Ordner und Polizisten anstatt durch bauliche Maßnahmen sichergestellt werden muss? Dies kann und darf nicht die Lösung für ein friedliches Amateure-Derby sein.
Die Polizei trat am Derbytag wie erwartet äußerst aggressiv auf. Kein Wunder, bei der extra erlassenen Verordnung des KVR wurde der „Spielraum“ der Freunde und Helfer sogar noch ausgeweitet. So wurden beispielsweise die Vermummungs- und Landfriedensbruchnormen noch weiter gefasst als ohnehin schon im geltenden Recht. Es wurde die Möglichkeit geschaffen, eine “sicherheitsrechtliche Allgemeinverfügung” zu erlassen. Das alles für ein Spiel, bei dessen Vorgänger im letzten Sommer laut dem Antrag beim KVR zur Verordnung “von Seiten der Polizei allerdings keine Gewalttaten oder Schäden (…) festgestellt werden konnten”.
Nach dem Spiel darf es natürlich nicht fehlen, dass die ranghöheren Beamten sich gegenseitig auf die Schulter klopfen und auch noch für diese massive Steuerverschwendung loben. Ihr Konzept sei voll aufgegangen und sie konnten uns angeblich sogar austricksen. Dass jeder Löwenfan, der in den letzten Jahren auch nur ein Derby besucht hat, wusste, dass die Roten sicherlich wie JEDES MAL am Wettersteinplatz ankommen und nicht an der Silberhornstraße aussteigen würden, macht uns nachdenklich, ob die planenden und einsatzleitenden Beamten tatsächlich so gut für ihren Job geeignet sind. Man kann vermutlich von einer gewissen Schizophrenie sprechen, wenn das Polizeikonzept voll aufgegangen sein soll aber gleichzeitig die Gewaltspirale endlich durchbrochen werden müsse. Was denn nun?
Ansprechen wollen wir hier aber nicht nur die übliche mediale und polizeiliche Übertreibung und teilweise sogar Falschdarstellung, sondern auch das Verhalten unserer Vereinsverantwortlichen. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass man bei internen Gesprächen und Runden mit den Beteiligten daran arbeitet, in Zukunft eine sachlichere, zutreffendere Berichterstattung zu erreichen. Allerdings passiert das hinter geschlossenen Türen.
Nun haben sich die Löwenfans also tatsächlich äußerst friedlich verhalten und sind sogar selbst gegen diejenigen vorgegangen, die sich daneben benehmen wollten (als Beispiel sei hier die Ansage am Treffpunkt genannt, das Zünden von Böller einzustellen). Es gibt daher keinen Grund, auf uns Sechzgerfans verbal “einzuprügeln”. Gerade, weil wir im Vorfeld seit Monaten im Austausch mit den Vereinsverantwortlichen, aber z.B. auch mit dem Fanprojekt waren und wir immer wieder gebeten wurden, auf ein möglichst friedliches Derby hinzuarbeiten, hätten wir uns ein klares Statement gewünscht um sich schützend und auch anerkennend vor die eigenen Fans zu stellen. Wir nehmen nun den Verein beim Wort die Einwände des Fanrats bei den internen Gesprächen mit den Behörden anzusprechen und gleichzeitig durchzusetzen.
Wir fragen uns in dem gesamten Kontext auch, ob die Polizei tatsächlich erwartet, dass wir im Vorfeld als Fanrat oder einzelne Fanvertreter an von ihnen organisierten Gesprächsrundenmit teilnehmen sollten? Aufgrund dieser extrem undifferenzierten Einschätzung und Berichterstattung fühlen wir uns als Fanrat bestätigt, dass wir weiterhin Gesprächsrunden mit der Polizei ablehnen werden.
Somit kann man abschließend das Zitat aus der Bild-Zeitung ebenfalls anpassen:
Die Verlierer des Derbys standen schon vor Abpfiff fest: Das Grünwalder Stadion, die Sechzger-Fans, alle Fußball-Fans allgemein, der Standort Giesing und nicht zuletzt die Wahrheit!
Der Fanrat im April 2015
P.S.: Um den Boulevard-Blättern zu zeigen, was man von ihrer reißerischen Sensationsgeilheit bzgl. des gehypten Amateur-Derbys halten soll, empfehlen wir allen Löwenfans, sich den Kauf und damit die finanzielle Unterstützung in Zukunft gut zu überlegen!