Veteranenthread reloaded

Im alten Forum gab es den legendären Veteranenthread, den ich hiermit aus gegebenem Anlass gerne wieder zum Leben erwecken würde. Das Original stammt von der Gegengerade (was ist eigentlich aus dem Flo geworden???) und lautete irgendwie in der Art „als weiß-blaue Schals brannten“

Es ist auf den Tag genau heute vor 20 Jahren, es war der 1.April 1995. Ein Kumpel hatte mich überredet, mal zu einem Löwenspiel zu gehen. Eigentlich wollten wir damals schon gegen den MSV Duisburg gehen, doch das Spiel wurde damals wegen schlechter Platzverhältnisse kurzfristig abgesagt. So wurde der 1.April also zu meinem Schicksalstag. Der Gegner hieß Dynamo Dresden, noch zu einer Zeit, in welcher der Begriff „Risikospiel“ noch nicht erfunden worden war. Das Spiel fand ganz normal auf Giesingsheiligen Höhen statt und hätte 28500 Zuschauer erlaubt, es kamen dann 23500.
Lange vorher hatte ich bereits den Stadtplan meines Vaters studiert und die öffentlichen Nahverkehrsmittel ausgelotet: U2 bis Silberhornstraße und dann weiter mit der Tram 15 oder 25 zur Tegernseer Landstraße. So hatte ich es mir notiert. Natürlich war spätestens ab der Silberhornstraße auch so der Weg klar, man musste ja einfach nur der blauen Masse folgen. Und so stand ich dann als 14-jähriger vorm Stadion, orientierte mich nach Wegweisern zu Stehplätzen und fand schließlich ein Kassenhäuschen, wo ich zwei Stehplatzkarten für mich und meinen Kumpel ergatterte. Diese Karte habe ich heute noch und pflege sie wie einen Schatz.
Nach kurzem Suchen hatten wir dann unseren Platz gefunden, ein Ordner bat uns höflich, die Treppen freizuhalten und so quetschten wir uns neben ein paar Kuttenträgern in Block H.
Dass damals auch eine Demo für den Erhalt des Sechzgers stattfand, bekam ich damals noch gar nicht richtig mit. Meine Schwester erzählte mir bei der Rückkehr davon.
Bei richtigem Sauwetter ging es dann los, Dresden zunächst überlegen, unsere Mannschaft war vor allem mit Ball-ins-aus-dreschen beschäftigt. Nach ca. 15 Minuten dann der erste Aufreger: Foul Schwabl, Elfmeter Dresden, genau vor der Westkurve. Im Tor stand aber ein gewisser Bernd Meier, der den Schuss entschärfen konnte. Die Westkurve jubelte, spätestens da war ich total infiziert. Kurz später dann das 1:0 durch Guido Erhard, das war auch der Halbzeitstand. Nach Wiederanpfiff ging es munter weiter und Bernhard Winkler sorgte für das 2:0. Einer der Kuttenträger umarmte und schüttelte mich darauf und ich fands nur noch genial. Mein Kumpel meinte nur „Der hod di ja ganz schee herbeidelt“. Nach dem 2:1-Anschlusstreffer wurde es nochmal spannend, doch Bernhard Winklers 3:1 machte den Sieg perfekt und erfreute den Kuttenträger, der dieses Mal meinen Kumpel ordentlich herbeidelte. In der Stadt wurden wir dann mehrfach von Passanten nach dem Ergebnis gefragt und die Kunde 3:1 erfreute diese offensichtlich.
Unglaublich, dass das jetzt schon 20 Jahre her ist. Vieles ist seitdem passiert, vieles hat sich geändert (Ligazugehörigkeit, Stadion), und doch ist auch vieles gleich geblieben. Traurig, dass zwei der Hauptprotagonisten meines ersten Spiels nicht mehr am Leben sind (R.i.P. Bernd Meier und Guido Erhard!)
Für Nostalgiefreunde gibt es hier den Spielbericht von ran:
1860 vs. Dresden

Löwentreue ist etwas komplett irrationales, das man einfach mal erlebt haben muss, um es zu begreifen. Aus objektiver Sicht gibt es nach all den Ereignissen eigentlich keinen Grund mehr, diesem Verein noch die Stange zu halten. Aber einmal infiziert, kommt man einfach nicht mehr los.
So wird der 1. April immer etwas besonderes in meinem Leben sein. Der Beginn einer lebenslangen Löwenliebe, die bestimmt nie geschieden wird, komme was wolle.