Interessante Runde. Leider hat der Moderator gerade da eingegriffen, als Lauterbach sich bei der Beweispflicht für Grundrechtseinschränkungen m.e. ganz schön verheddert hatte im konkreten Fall der Ansteckungsgefahr im Außenbereich und sich nur noch auf die allgemeine „Konsensposition“, dass alle Kontakte irgendwie gefährlich sind, flüchten konnte…
Das ist genau der Punkt, bei dem die Strategie der Regierenden immer weniger trägt. Würde man Dinge mit geringem Risiko ermöglichen und zumindest versuchen zu differenzieren, hätte man m.e. immer noch eine große Mehrheit, die grundsätzlich weiter mitmachen möchte.
Der fehlende Wille sich darauf einzulassen kostet m.e. viel Akzeptanz.
Klar, es gibt die beschriebenen Szenen, wo Menschen dann in Feierlaune die Vorsicht sinken lassen.
Aber die gibt es auch im Lockdown. Dann halt im Verborgenen.
In einem Ort in meinem Landkreis sind die aktiven Fälle von 8 auf weit über 100 in knapp drei Wochen angestiegen.
Der Kern dieses Infektionsgeschehens sind private Treffen gewesen.
Meine These: den gleichen Anstieg hätte es auch gegeben, wenn in Einzelhandel und Kultur (Indoor-Gastronomie sehe ich kritischer) mehr möglich gewesen wäre.
Anscheinend hat die polizei die demo ja wieder mal mehr begleitet als verhindert… noch aggressiver als die demo macht mich in dem fall mal wieder unsere polizei
Der FAZ Kommentar heute morgen hat bei mir geklaut:
Die Bundesregierung ist von der Idee besessen, alle Kontakte zu reduzieren. Damit zwingt sie aber die Menschen in die Situationen, wo es die wenigsten Maßnahmen und die geringste Kontrollmöglichkeit gibt. Das sind die Millionen privater Haushalte. Der Staat schießt mit Kanonen auf Spatzen, die aber bekanntlich von Artilleristen nur selten getroffen werden. Immer mehr Bürger entziehen sich anschließend diesen Vorschriften.
Claus Ruhe Madsen (OB Rostock) hätte auf diese Frage vermutlich eine phantastische Antwort (und die lautet nicht „Alles laufen lassen“). Er war vor ein paar Wochen mal beim Lanz (wurde meine ich auch hier verlinkt).
Das ist der der am Wochenende ein paar hundert Fans ins Fußballstadion gelassen hat.
Eigentlich ist das alles doch ganz einfach. Aldi übernimmt die Beschaffung des Impfstoffs, dass die das besser können als die Gesundheitsbehörden, haben sie ja schon bei den Selbsttests bewiesen. Danach übernimmt lieferando die Verteilung des Impfstoffs an die Bevölkerung. Die können ihre Kontaktketten nachverfolgen und liefern auch noch klimaneutral mit dem Radl. Impfen tut sich jeder selbst nach Anleitung eines YouTube-Tutorials, welches die Redaktion der Sendung mit der Maus erstellt, dann verstehen es auch alle. Klingt komisch, ist aber so. So kriegt man die Bevölkerung in 14 Tagen durchgeimpft und fertig. Das wäre doch wenigstens mal ein Plan und damit mehr als was die Exekutive bisher zustande gebracht hat.
Man muss aber auch ehrlich sagen, was hindert andere Landräte und Bürgermeister es ihm nach zu tun? Ich kann mich doch als Kommune nicht nur hinter den Fehlern der Regierung verstecken? Hier könnte man dann deutlich individueller auf die örtlichen Begebenheiten reagieren. Vieles könnte ja auch gar nicht von Rostock auf andere Kommunen 1:1 übertragen werden (z.B. Landkreise im Grenzgebiet oder Städte mit sehr vielen Pendlern).
Wobei ich schon glaube das es einige Madsens in Deutschland gibt, die aber nicht so in den Medien „gehypt“ werden. Gerade über solche Themen wie die 777 Zuschauer am vergangenen Wochenende wird dann ja recht viel gesprochen.
Hervorragend, Xanderl. Mach da ne PDF draus, schick sie nach Berlin und lass Dich mit Orden, Tänzerinnen und anderen Annehmlichkeiten überhäufen. Du hast es verdient!
Man muss gegen Gesetze verstoßen, Ausschreibungslinien missachten, Verantwortung für Bereiche übernehmen für welche man formal gar keine Verantwortung trägt und Hierarchieebenen teilweise übergehen.
Und Nein, Madsen ist sicher nicht der Einzige (wollte nicht schon wieder mit Palmer um die Ecke kommen) aber seine Teststrategie hat z.B. überhaupt nichts damit zu tun ob man in einem Grenzgebiet liegt oder viele Pendler hat.
Der Staat betreibt viel Aktionismus in Bereichen in denen dies minimale Erfolge bringt (Meinung) und vernachlässigt dafür andere Bereiche in denen es leider vielleicht ein höheres Infektionsrisiko gibt.
Thüringen konnte kaum öffnen (Inzidenzwert leider immer über 100), trotzdem steigen dort aktuell die Zahlen.
Nein, ich bin nicht für „alles laufen lassen“.
Eher im Gegenteil. Ich überlege wie man die Bevölkerung wieder motivieren kann mehr mitzumachen.
Und ich habe alles andere als eine fertige Lösung zu bieten.
Im Hinterkopf habe ich die Aussage einer asiatischen Wissenschaftlerin. Die hat als Grundpfeiler der Pandemie-Bekämpfung genannt: Transparenz und Akzeptanz.
Ich befürchte man war so auf die theoretischen Modelle einer Priesemann z.B. fixiert, dass man vergessen hat, dass man nicht nur Maßnahmen verhandeln und beschließen muss, man muss die Bevölkerung mitnehmen (auch Druck ausüben. Aber erst nach der Erklärung und der Motivation).
Ich befürchte, es gibt einfach nicht „das“ richtige Verhalten. Manche Menschen akzeptieren Erklärungen, andere negieren wissenschaftliche Erkenntnisse. Manche schränken sich freiwillig ein, weil sie einsehen, dass sie nur so andere schützen können, anderen ist das komplett Latte. Ein Fehler ist es auf jeden Fall, alle gleich zu behandeln, also alle zu bevormunden oder allen mit Strafe zu drohen. In Sachen Kommunikation ist definitiv viel falsch gemacht worden. Allerdings ist es für mich auch völlig unverständlich, wie man offensichtliche und provokante Verstöße gegen Regeln, wie wir sie z.B. am Samstag in Kassel gesehen haben, einfach durchgehen lassen kann. Das ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen, deren Existenz gefährdet oder vernichtet wurde, und derjenigen, die die Einschränkungen ihrer Freiheit (murrend) akzeptiert haben.
Erklärung ist das eine. Das andere ist, dass der Staat halt auch liefern muss. Aber vom Homeschooling, über die Soforthilfen für Unternehmer bis hin zum Impfen klappt halt gar nix. Von der Bevölkerung mitmachen fordern und das noch dazu gerne mit erhobenem Zeigefinger, aber selber nicht liefern, da muss man sich nicht wundern, wenn das mit der Motivation nicht so läuft.
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Ich denke, der Distanz- bzw. Wechselunterricht hängt ebenso wie der Präsenzunterricht sehr von der einzelnen Lehrkraft ab. Die eine kann es besser, die andere schlechter. Zumindest erlebe ich das so bei meinen Kindern. In Sachen Infrastruktur (Internet, Geräte…) ist auch Luft nach oben, aber das kann der „Staat“ allein nicht richten.
Das stimmt.
Es muss nicht perfekt sein. Aber wenn Versprechungen und Wirklichkeit auf so vielen Feldern so gar nicht zueinander passen, kann man es irgendwann auch nicht mehr „verkaufen“.
Ja, aber wenn dann Eltern helfen wollen, sei es mit Lüftern, sei es mit Geld für die Digitalsierung, wird das immer wieder abgeblockt.
Das werfe ich dem „Staat“ mehr vor als dass er nicht für alles selbst gute Lösungen findet.