So, der ausgebildete Redakteur, der nach eigener Aussage kein Blog betriebt, hat wieder zugeschlagen. Folgende zwei Sätze hat er in einem Artikel voller Meinung geschrieben, die kann man nicht einfach so unkommentiert stehenlassen:
Was ist denn hier drin?
- Die letzten 7,5 Jahre.
- 30 Mio. €
- „schwäbische Hausfrau“ aka Sparkusr
- „man spricht“, um den Gerüchtecharakter zu betonen
Kommen wir erstmal zu den 7,5 Jahren: das wäre von heute an gerechnet, also seit 5. Mai 2017. Hier haben wir das erste „Problemchen“: wir haben keine Bilanz zum Stichtag 5, Mai 2017, die haben wir nur zum 30. Juni 2017. Nehmen wir also die Bilanz von 2016/17 noch dazu? Aufgrund der Erwähnung der „schwäbsichen Hausfrau“ wäre es nicht sinnvoll, das zu tun, da im Jahresabschluss 2016/17 alle (insgesamt sehr hohen, nicht von einem Sparkurs geprägten) Ausgaben der Saison drin sind, der allergrößte Teil dürfte deutlich vor Anfang Mai getätigt worden sein. Entsprechend sollte man nur das Bilanzergebnis 2016/17 als Vergleichsgrundlage bemühen. Diese Grundlage wäre dann ein Bilanzverlust von ca. 62,7 Mio. € (Als kleine Zusatzinfo: Verlust der Saison 2016/17 waren gute 21,9 Mio. €, d.h. 40 Mio. € hatte man vorher schon an Verlusten angehäuft).
30 Mio. sollen die letzten 7,5 Jahre gekostet haben. Erstmal noch eine kleine Anmerkung: diesen Verlust auch auf halbe Jahre zu berechnen, ist in der Bilanzierung meines Wissens nach nicht vorgesehen, es heißt ja Jahresabschluss und nicht Halbjahresabschluss. Entsprechend ist es wenig sinnvoll, den Verlust bis Stichtag heute zu berechnen, es gäbe ja auch noch verschiedene kaufmännische Mittel, etwaige Veruste bis heute bis Geschäftsjahresende noch auszugleichen. Reden wir also lieber von 7 Jahren, als bis Jahresabschluss 2023/24.
Was genau ist mit „gekostet“ gemeint? Sind das die Gesamtkosten der letzten 7 Jahre? Das wären dann ca. 4,3 Mio. € pro Jahr. Recht wenig, wenn man sich die Bilanzen ansieht, alleine die Löhne & Gehälter sind mehr. Und dann sind die Sozialabgaben (AG-Anteil) noch gar nicht mit drin. Oder Stadionmiete, etc. pp. Oder sind die angesammelten Verluste der letzten 7 Jahre auf 30 Mio. € geschätzt? Möglich, aber warum schreibt er es dann nicht so?
30 Mio. Verlust in den letzten 7 Jahren? Dann müsste der aktuelle Bilanzverlust bei ca. 92,7 Mio. € liegen (weiter oben haben wir ja gelernt, dass der Vergleichsbetrag von vor ca. 7 Jahren bei 62,7 Mio. € Bilanzverlust lag). Das lässt sich leider schwer exakt nachprüfen. Der letzte veröffentlichte Jahresabschluss ist von der Saison 2021/2022, dort war der Bilanzverlust auf 70,9 Mio. € angewachsen. Für die beiden Saisons 2022/23 und 2023/24 kann man nur spekulieren. Aber gut, versuchen wir das mal abzuschätzen (sollte ich hier irgendwo grobe logische und/oder rechnerische Fehler begehen, bitte ich darum, mich darauf aufmerksam zu machen!): 2022/23 dürfte, wenn überhaupt, mit keinem allzu großen Verlust abgeschlossen worden sein, kamen doch durch den Morgalla-Transfer ein paar € rein. Laut Pressemitteilung (TSV 1860 München - News) ging man für die Saison 2023/24 auch von einem recht neutralen Ergebnis aus, man sah sich mglw. dazu in der Lage, einen kleinen Gewinn zu erwirtschaften. Der Trainerwechsel war da schon mit eingepreist. Möglicherweise lag das (auch) an den Morgalla-€. Nachdem wir (also ich) das alles nicht im Detail wissen, ist es wahrscheinlich sinnvoll, für 2022/23 nicht mit dem Morgalla-Erlös zu rechnen und einen Verlust im Schnitt der Vorjahre (2017/18 bis 2021/22) anzunehmen, das wären dann für 2022/23 nochmal 1,7 Mio. € Verlust. 2023/24 kann man ja mal von einem neutralen Ergebnis ausgehen.
Mit diesen Zahlen kommt man dann, von den 70,9 Mio 2022 gerechnet, auf 72,6 Mio. € Bilanzverlust insgesamt. Den Vergleichswert von 2017 abgezogen, bleiben noch 9,9 Mio. € übrig. Wenn man noch den schlechteren Fall, dass die Morgall-Millionen wirkungslos verjuxt wurden, also wenn beide bisher ergebnisunbekannten Saisons mit durchschnittlichem Verlust abgeschlossen wären, dann wären wir bei 11,6 Mio. € Verlust in 7 Jahren.
Beide möglichen Zahlen sind doch recht weit von den 30 Mio. €, von denen Herrr Griss schreibt, entfernt.
Er hat also vermutlich ziemlichen Unfug geschrieben.
Entweder will er einen großen Verlust (ca. 20 Mio. €) einer Vereinspräsidentschaft zuordnen, die damit in dieser Form nichts zu tun hat, und damit den Sparkurs diskreditieren. Oder aber, er hat leider wirklich keine Ahnung. Diese Nichtahnung würde sich im konkreten Fall allerdings nicht nur auf die betriebswirtschaftlichen und mathematischen Aspekte erstrecken, nein, sie wäre auch massiv auf dem Gebiet der Recherche vorhanden (Einzige Ausnahme: irgendwie hätten sich in den letzten beiden Jahren doch irgendwie 20 Mio. € Verluste aufgetan und er hat es rausgefunden, obwohl die Jahresabschlüsse noch nicht veröffentlicht sind. Ein äußerst unwahrscheinliches Szenario), was für einen ausgebildetetn Redakteur doch ein ganz schönes Armutszeugnis wäre. Aber gut recherchiert würde in diesem Fall höchstwahrscheinlich ein Resultat ergeben, dass wieder nicht in die eigene Agenda gepresst werden könnte…