Nochmal zurück zum DFB.
Es ist schade, dass Löw weitermachen wird. Er hat zwar angeblich einige Fehler eingesehen, aber für einen Umbruch ist er zu starrköpfig.
Und wenn ich Umbruch sage, dann muss das ein Totalumbruch sein.
Wir haben in den letzten Jahren komplett alles verschlafen, was den momentan modernen Fussball ausmacht.
Man hat sich auf dem Titel in Brasilien ausgeruht und die Zeichen der Zeit nicht erkannt.
Das beginnt ganz unten beim Scouting der Kinder. In den Leistungszentren werden die Jungs genommen,
die körperlich ihrem Alter voraus sind und ein bisserl größer sind als die anderen. Mit denen wird kurzfristiger
Erfolg in den Jugendmannschaften gesucht. Wenn einer mit zehn Jahren 500 mal danteln kann und technisch
gut drauf ist, interessiert das keine Sau.
Es ist leider Tatsache, dass junge Spieler schon nach einer Viertelstunde ausgewechselt werden, nur weil sie
zweimal eine Eins zu Eins-Situation gesucht haben. Und nach diesem Modell wird in den Leistungszentren seit
zwanzig Jahren ausgesiebt.
Und jetzt stehen wir vor dem Scherbenhaufen. Das betrifft alle Mannschaftsteile.
Es gibt keinen einzigen deutschen Stürmer, der sich durchsetzt, der mal dribbelt
und einen gscheiden Kopfball kann. So wie ein Klose oder Völler, die die nötige Körperspannung gelernt hatten.
Und es war ein Fehler, Wagner nicht mitzunehmen. Okay, Löw hat auf ein System mit Werner als Nr. 1 gesetzt.
Wenn ich aber in der 70. Minute einen zweiten Stürmer bringe: das kann doch nicht Gomez sein. Wagner
dagegen zerlegt den Sechzehner und es brennt.
Wenn man sich die andern Nationen anschaut: die haben pfeilschnelle Außenverteidiger, die Flanken schlagen können.
Was haben wir? Kimmichs, Plattenharts und Hectors, die erstens keinen ausspielen können, zweitens dann auch nicht
zur Flanke kommen und drittens zu lahm sind, auch schnell wieder hinten zu sein.
Im Mittelfeld sehe ich nur Ballstaffetten ohne jegliche Paßschärfe. Es ist alles vorhersehbar. Kein überraschendes Moment,
weil Individualität und Kreativität nicht erwünscht sind. Wir haben keine Kreativen und wir haben keinen bösen und schnellen Sechser.
Ich hätte dem Jogi gerne meine Meinung gesagt, als er nach Schweden und Korea brabbelte „wir haben wollen den Gegner müde spielen“.
Viel Spaß dabei, Südkorea hätten wir auch in vier Stunden nicht müde gespielt, wir brauchten aber zwei Tore.
Unsere Innenverteidigung ist zwar ganz stark, wenn es darum geht, andere zu kritisieren. Die hinterfragen sich aber selber nicht,
warum sie so dilettantisch und langsam agieren. Denen sind andere Dinge genauso wichtig wie Fußball und das kann nicht sein.
Dass ein Neuer einem ter Steegen vorgezogen wird, ist ein Schlag ins Gesicht derer, die sich als Newcomer Chancen ausrechnen.
Also muss es einen Totalumbruch geben, bei dem man wieder auf Dribbler, Torjäger und vor allem auf Schnelligkeit setzt.
Dann schnabeln wir wenigstens in zehn Jahren wieder mit. Wenn die alten Zöpfe nicht abgeschnitten werden, seh ich zappenduster.
Im September kassieren wir übrigens eine erbärmliche Klatsche gegen die Franzosen.
Darauf hoffe ich, denn nur aus Schaden wird man klug.