Gut sterben - Kann man sich auf den Tod vorbereiten?

Ich würd gerne mal über das größte Tabuthema überhaupt reden: den Tod. Die größte Prüfung eines jeden Menschen oder maßlos überbewertet? Wie kann man sich darauf vorbereiten?
Ich will nicht davor Angst haben müssen, sondern zufrieden meine letzte Reise antreten, wenn es soweit ist. Aber wie bewerkstellige ich das? Man sagt ja am Ende eines Lebens wird man nur die Dinge bereuen, die man nicht gemacht hat.

Ich hab diesen Artikel gelesen und ihn zum Anlass genommen dieses Thema zu eröffnen.

Der Artikel selbst ist gar nicht so interessant, da gibts mit Sicherheit tausend bessere, aber er hat mich an mein Vorhaben erinnert. Was ich allerdings krass finde bzw erschreckend, ist der letzte Satz. Stellt euch mal vor, das Letzte was man sieht ist etwas Schreckliches. Das ist wohl nicht ausgeschlossen. Gruseliger Gedanke…

Tatsächlich hab ich es nämlich schon länger vorgehabt, hier im Löwenforum darüber zu diskutieren. Ich hatte letztes Jahr zwei einschneidende Erlebnisse, zum einen wurde ein Freund von mir vom Auto überfahren und zum anderen musste ich meinen lieben Opa verabschieden. Der eine war 27, der andere 85. Und das alles innerhalb von zwei Monaten, da war sehr viel Tod um mich herum und es war keine schöne Zeit. Natürlich setzt man sich dann selbst mit dem Thema auseinander. Aber ich bin noch nicht weit gekommen.

Bei meinem Kumpel wurden wir, meine anderen Spezl und ich, einen Tag vor der eigentlichen Beerdigung von seinen Eltern kontaktiert. Sie würden sich wünschen, dass wir zur Aufbahrung kommen. Er und seine Familie sind Kolumbianer und Katholiken. Also vermutete ich schon, dass es eine offene Aufbahrung sein wird… war dann ganz schön harter Tobak, wir saßen zwei Stunden vor dem Sarg rum und haben vor unserem toten Kumpel ein paar Geschichten über ihn ausgepackt. Im Hintergrund war irgendwann mal eine junge Familie mit einem ganz kleinen Kind, da hab ich mich gefragt, ob das sein muss… einem so kleinen Kind das anzutun? Oder denke ich genau da falsch. Keine Ahnung.
Und bei meinem Opa war es anders. Er war dement und ist zum wiederholten Male die Kellertreppe gestürzt. Durch die darauf folgende Kopfverletzung, irgendwelche Flüssigkeitseinlagerungen im Gehirn oder sowas, ist er dann letztendlich gestorben. Jedenfalls war ich noch mit meiner ganzen Familie bei ihm im Krankenhaus, an seinem Sterbebett wie sich später herausstellte. Wir konnten uns noch von ihm verabschieden.
Besonders krass fande ich, dass mir im Vorfeld noch jemand geraten hat, auf jeden Fall hinzugehen. Weil wir waren uns zwischendurch gar nicht sicher. Aber dieser jemand hat zu mir gesagt „Manchmal warten die Leute nur darauf, sich noch zu verabschieden“. Mein Opa war ja zig Tage im Krankenhaus, glaube 2 Wochen oder so. An dem Tag wo wir dann bei ihm waren, waren wir recht lang bei ihm auf dem Zimmer. Irgendwann war ich persönlich aber auch mit den Nerven am Ende und meine Mom und meine große Schwester haben gemeint, dass ich doch mit meiner kleinen Schwester gehen soll. Mein Opa hat sich ja gar nicht mehr rühren können, geschweige denn was sagen können. Er war schon am sterben, was ich da aber alles noch nicht so ganz gecheckt habe. Jedenfalls sah er auch schon ziemlich tot aus. Wir sind dann gegangen und ich hab noch zu ihm gesagt „Opa, die Lena und ich gehen jetzt“. Und ich schwöre bei Gott, in dem Moment ist in seinem Augenwinkel eine Träne entstanden. Obwohl man ihn schon die ganze Zeit den Mund befeuchten musste und er quasi dehydriert ist. Das hat mir erstmal das Herz gebrochen. Später hab ich es dann anders gesehen, hab versucht es positiv zu sehen. Er hat uns wahrgenommen, er hat sich gefreut.

Ich würde mich freuen, hier im Austausch das ein oder andere über den Tod bzw wie man mit ihm umgeht zu lernen.

In der Grundschule ist unser Hausmeister verstorben. Alle Schüler waren auf der Beerdigung. Damals war es noch so üblich, dass man in der Leichenhalle offen aufgebahrt wurde. Den Anblick des toten Hausmeisters habe ich bis heute nicht vergessen und das ist mittlerweile 50 Jahre her. Deshalb meine Meinung: keine gute Idee

Zur Vorbereitung auf den Tod: lebe jeden Tag als wäre es Dein letzter

Ich hätte da auch ein paar Gedanken aus meinem familiären/ Kollegenkreis dazu, aber ich gestehe mir fällt es schwer das in richtige Worte zu packen.
Nicht weil es mir was ausmacht darüber zu schreiben, sondern weil ich mich allgemein eher schwer tue Gedanken, die für andere lesbar sind aufzuschreiben bei gewissen Themen. Mit dem Gegenüber reden fällt mir leichter als schriftlich niederschreiben, besonders wenns um das sensible Thema wie den Tod geht.

Wir haben vor Jahren bei unseren Kindern eine ganz andere Erfahrung gemacht. Relativ kurz hintereinander starben eine Großmutter und die beiden Urgroßmütter der beiden. Auf die eine Beerdigung durften sie gar nicht, später hab ich mich durchgesetzt und sie gingen auf die beiden anderen Beerdigungen, wobei bei einer die Uroma aufgebahrt war. Die zwei gingen zum Sarg, sagten ‚Pfiadi Oma‘ und haben nie wieder von ihr gesprochen. Die andere Uroma wurde noch oft thematisiert, die Oma, von der sie sich gar nicht verabschieden konnten, kam in einigen Albträumen vor …

Für mich ist das Thema ‚Sterben‘ kein Tabu mehr. Ich hab vor meinem Krankenhausaufenthalt alles geregelt, eine Patientenverfügung etc. unterschrieben, so dass meine Töchter genau wussten und wissen, was sie im Eventualfall machen sollten und welche Maßnahmen schon und welche nicht ergriffen werden sollten. War/Ist eine große Erleichterung für uns Drei. Kann ich nur jedem empfehlen.

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Kann man garnicht oft genug betonen! Ich habe das auch so gemacht. Alles gereglt, was man im Vorfeld regeln kann, Schwester hat alle nötigen Vollmachten, Bestattung ist bezahlt (ich werde in die Nordsee verklappt…) undundund.

Bei unseren Eltern vor einigen Jahren hatten wir die Erfahrung gemacht, dass genau GARNIX geregelt war und wir einen Mordsaufwand betreiben mussten. Das wollte ich auf jeden Fall so nicht. Und ansonsten, abseits von den rein organisatorichen Dingen: Keine Angst vor’m Tod. Ich habe ein teilweise wildes, exzessives und spannendes Leben gehabt. In den letzten knapp 25 Jahren aber auch die Chance genutzt, eine Menge Positives zu machen und von daher denke ich, dass ich ne einigermaßen ausgeglichene Kharma-Bilanz habe… :smile:

Ich kann also gehen. Wenn ich einen Wunsch bei der sagenumwobenen Guten Fee frei hätte, würde der lauten, dass es dann möglichst schnell und möglichst schmerzlos gehen soll, wenn ich die Lichtung am Ende des Pfades erreicht habe. Was danach kommt, wird sich zeigen…

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Deshoib wünsch i dir, dass`d no gaanz lang do bleibst. Du dad‘st uns alle obgeh.

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Das ist aber mal sowas von wahr…!!

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Ok, kein Problem. Wenn dich doch mal die Muße packt und du nicht weißt wohin, hier kannst es niederschreiben. :)

Ein Thema das mich intensiv beschäftig, da ich ein nicht gerade ungefährliches Hobby betreibe. Würde übertrieben behaupten schon tausende von Bergtouren gemacht, bei denen es schon tödliche Unfälle gab. Da wäre es mehr wie naiv zu glauben einen selbst kann es nicht erwischen, egal wie geübt man ist. Selbst wenn etwas 99,99999% sicher ist, wird mit der Häufigkeit die Wahrscheinlichkeit immer etwas kleiner, dass es in der Summe sicher ist. Erwische mich öfters wenn ich etwas „wildes“ mache mit dem Gedanken „so das wird heute also deine letzte Bergtour“.
Sehe das aber in Summe pragmatisch und verstehe nicht wie Leute krampfhaft an etwas klammern, dass zu 100% endlich ist. Würde natürlich gerne ein gesegnetes Alter erreichen, aber wenn es mir nicht vergönnt ist, dann ist es halt so. Der Tod macht mir keine Angst (der kommt wie erwähnt ja so oder so) allerdings habe ich durchaus Angst vor dem Sterben. Wird es Schmerzhaft, lange dauern, … Hoffe entweder friedlich einzuschlafen oder mir mit dem ersten Aufprall sofort bewusstlos zu sein um es hoffentlich nicht wirklich mitzubekommen, auch wenn es dann passiert ist eigentlich auch schon wieder egal ist wie es passiert ist.

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Früher hatte ich auch immer Angst, einmal beim Sterben eines nahen Angehörigen dabei zu sein, bis vor 5 Jahren mein Vater starb und ich beim Sterben dabei sein durfte. Ich schreibe bewusst „durfte“ - denn im Nachhinein war es gut und richtig dabei zu sein. Insbesondere zu sehen, wie friedlich er ging nach vielen Jahren, wo wir uns auch durch die Pflege immer näher gekommen sind.

Zur Vorbereitung gehört bei mir bereits das Sterbebild, ein Sterbspruch, ein Bild für das Sterbebild … für meinen Vater hatte ich das bereits in der Schublade und auch für mich - nur muß ich das noch meinen Patenkindern geben, damit die alles wunschgemäß machen - hoffentlich nicht so bald :)

Die Schilderung von Troublemaker, wo Opa eine Träne raus fließt, sehe ich ebenso positiv. Diese Träne ist ein Zeichen der Verbundenheit des Opas mit ihm. Ich habe ja auch schon bei mir Tränen erlebt, nicht aus Trauer, sondern aufgrund einer „vollkommenen Freude“. Dies sind, wenn auch an einer Hand abzuzählen, die größten Augenblicke und Glückzustände im Leben, die „vollkommene Freude“. Ich denke, der Opa hatte eine Art Vollkommenheit an sich und war einfach ein letztes Mal berührt, gar tief bewegt, Enkelkinder haben zu dürfen und sie erlebt haben zu dürfen.

Ich selbst bin ja auch gläubiger Christ und versuche so zu Leben. Es wurde hier bereits erwähnt, dass man jeden Tag so leben sollte, als sei es der letzte. Genau so kann man sich auf den Tod vorbereiten. Das eigene Leben sollte ja doch eine Art Kunstwerk sein, voll dienender Liebe, die zur Vollkommenheit führt und rückblickend am Sterbebett soll man sagen können „das war’s - ich habe positive Spuren hinterlassen und gehe in Vollkommenheit“. - Ich habe Ansprüche an mich und sehe doch, dass ich von diesen Ansprüchen sehr weit entfernt bin. Das ist wiederum nicht schlecht und heißt, dass ich mich weiter und mehr bemühen soll.

Noch ein Wort zu Troublemaker. Es gibt ja den Film „Die Troublemakers“ von Bud Spencer und Terence Hill. Das letzte Wort von Bud Spencer am Sterbebett vor sechs Jahren soll folgendes gewesen sein: „Grazie“

  • ein wahrhaft erfülltes Leben.
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Langsam kommt das Löwenforum immer mehr in die Tiefe weg vom Ball zum Sinn des Lebens.

Ja ohne Tod, hätte man im Leben auch keinen Halt mehr, es gäbe keine Tradition, keine Ahnen mehr.
Es wäre nur noch unendliche Gegenwart, vielleicht sogar ein grausamer Gedanke.
Also sollen/müssen/dürfen wir den Tod akzeptieren.

Es kommt die Zeit, wo die Milliardäre ihr ganzes Geld ausgeben werden, um ihre Körperzellen so jung zu halten, dass der Tod in weite Ferne rückt.
Ich glaube, die Welt wird dann noch schlimmer.

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Ich persönlich kann nur sehr schwer mit dem Tod umgehen. Vermutlich ist er mir zu oft begegnet. Das hat mich anfänglich hart gemacht, irgendwann aber hat sich das ins Gegenteil umgekehrt. Und es wurde zur Belastung. Ich habe ständig am Limit gelebt und dem Tod mehrfach ins Auge geschaut. Diese junge Leichtigkeit wünsche ich mir oft zurück. Aber ich weiß auch, dass sie in der Summe mir die heutige Last aufgebürdet hat. Wie oft haben wir im Kreise der Kameraden die Gläser erhoben und auf einen weiteren Toten getrunken? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr. So viele Kameraden sind viel zu jung gegangen. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre ein Lebewesen, dass sich seiner Existenz nicht ganz so bewusst ist. Und natürlich auch der Tatsache, dass die Existenz endlich ist.

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Starker Beitrag, Danke. Auch an den Rest Danke, dass ihr eure Erfahrungen und Gedanken teilt. Es ist eben nicht leicht darüber zu reden, oder sich Gedanken zu machen über den Tod. Das wird ganz schnell unangenehm und dann lenkt man sich schnell wieder ab.

Und @Löwe1860 genau so ist es. So gesehen ist der Tod die Essenz des Lebens.

Der Umgang mit dem Tod hat sich bei mir im Laufe der Jahre immer wieder geändert.

Seit längerem schon nehme ich den Tod jedoch nicht mehr so ernst, sondern wünsche mir schnell und schmerzfrei gehen zu dürfen ohne für andere eine Belastung zu sein. Dem Thema Sterbehilfe stehe ich deshalb auch positiv gegenüber.
Denn ich möchte nicht, dass andere bzw. Familienangehörige mich hauptsächlich nur noch als Belastung sehen und nicht als der Mensch der ich gewesen bin.

Für das hier und jetzt habe ich mir vorgenommen regelmäßig inne zu halten. Also mal stehen bleiben und darüber nachdenken was man hat und vor allem wen man hat.
Das ist Gottseidank nicht so schlecht und ich muss mich bessern um öfter daran zu denken.
Das Leben ist schön und bleibt es hoffentlich noch lange.

Allerdings fühle ich mich gerade auch „ertappt“, da ich genau 0,0 geregelt habe für den Fall der Fälle…

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Du hast ja schon einen sehr eigenen Bezug zum Tod durch deine Kriegserfahrungen, leider.

Was bei mir am nachhaltigstem hängen geblieben ist, ist der Freitod einer Freundin meiner Töchter. Sie war ca. 10 Wochen vorher noch das Wochenende zur Übernachtung bei uns, und auf einmal haben wir nichts mehr von ihr gehört. Und dann kam die Nachricht, sie ist in ein Hospiz überführt worden. Das beschäftigt mich bis heute, und ich weis nicht, ob ich doch noch was tun hätte können.
Über die Hintergründe möchte ich nichts schreiben, ist dann doch zu privat.

Ja, das war für mich auch schlimm. Das beschäftigt mich genauso wie dich bis heute.

ich muss ehrlich gestehen das ich das Thema Krankheit und Sterben
versuche zu verdrängen. Natürlich habe ich auch in meinem Alter alles
soweit geregelt aber wir genießen seit meinem Ruhestand das Leben
so intensiv wie man kann und unternehmen auf was wir Lust haben.
Wie schnell sich das ändern kann sehe ich an meinem Vater der mit
83 Jahren gerade an Krebs leidet. Deshalb - verschiebe nichts auf später,
es kann schnell alles zu Ende sein

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In meiner Arbeitsstelle kam es vor einigen Jahren zu einem Tragischem Unfall Vierjährige ertrinkt in Kurklinik in Aschau.
Arbeite nach wie vor in der Klinik in der HWS (Hauswirtschaft) und hatte an dem Tag des Unglücks Dienst. Wenige Sekunden reichen manchmal und plötzlich ist nichts mehr wie es war. Auch wenn ich das Kind nicht persönlich kannte, aber, was sich an dem Tag für menschliche Dramen abgespielt haben, ist kaum in Worte zu fassen. Da spielten sich unfassbare Szenen ab als Polizei, Notarzt und Rettungshubschrauber anrückte. Das alles gedanklich abzustreifen, hat wirklich sehr lange gedauert .

Ich finde es ist leicht gesagt, lebe jeder Tag als wärs der letzte. Der eigene Alltag aus beruflichen und privaten Verpflichtungen machen dies aber oftmals ziemlich schwer, teils auch vielleicht unmöglich.

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finde übrigens gut das man sich hier im Forum auch mal über
so ein Thema unterhalten kann. Das zeigt auch das sich viele
Gedanken außerhalb des Fußballs machen und auch bereit
sind sich darüber auszutauschen

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Für mich bedeutet gut sterben dass man gehen kann ohne einem schlechten Gewissen und mit sich selbst und seiner Familie im reinen ist.
Was für mich wichtig ist,dass die Hinterbliebenen da meine ich Frau und Kinder weiter gut leben können ohne mich in finanzieller Hinsicht.
Wollte eigentlich dazu nichts schreiben, aber manchmal geht es schnell,habe vor paar Tagen selbst eine Diagnose bekommen wo es sich mit ziemlicher Sicherheit um Krebs handelt.
Gestern letzte Untersuchung gehabt und nun heißt es 2-3 Wochen warten bis das Ergebnis da ist.
Mei…jetzt bin ich Anfang 50 und da frägt man sich wars das dann,eigentlich hätte ich noch einige Pläne gehabt die nächsten Jahre.

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