Kurzgeschichten

Gleich mal die hier erwähnte; eine, die ich ganz besonders mag
(Wahnsinn; zehn Jahre ist die schon alt):

(Der Löwenfan leidet auch 2013 immer noch unter dem Verkauf des Löwenanteils… ähh… der Anteile an den jordanischen Investor. Für den „Löwenmut“ schrieb ich eine leicht entschärfte Version meiner neuen Kurzgeschichte.
Hier ist nun das Original:)

Fremde in Großlappen

Das Derby

TOOOOOOOOOOOOOOOOR!!!

Endlich war der ersehnte Treffer gefallen!

Pepe Bonendosa, der neue brasilianische Stürmer, hatte im Alleingang fünf rotgekleidete Verteidiger artistisch umkurvt und den herausstürzenden Torwart Manuel Alter überlupft.
Nicht nur die Fans in der Nordkurve standen nun, begeistert brüllend ob der erneuten Hoffnung auf einen Sieg über den verhassten Lokalrivalen. Auf den Sitzplätzen hielt es ebenfalls keinen der Anhänger des TSV 1860 mehr auf seinen vier Buchstaben und die Tormusik ging beinahe unter im tosenden Jubel aus knapp vierzigtausend blauen Kehlen in der bis zum letzten Platz ausverkauften Fußballarena im münchner Norden.

Auch Scheich Abdullah Bagmasdan war aufgesprungen und stimmte zusammen mit den Damen in seiner Begleitung in den enthusiastischen Jubel ein. Die siebzig Millionen für sein neuestes Pferdchen im Stall schienen gut investiert zu sein. Wie er es bei den Fans in der Kurve schon öfters gesehen hatte, riss er sich den weiß-blauen Schal vom Hals und schwenkte ihn in der Luft. Dafür erntete er einige erstaunte Blicke von seinen Logennachbarn aus der TSV-Führungsriege.

Es war noch gar nicht so lange her, dass Scheich Bagmasdan den Fußballverein von einem guten Freund aus Jordanien gekauft hatte. Dieser war fortgesetzt mit seinen Versuchen, den chaotischen Klub in ein lohnendes Objekt zu verwandeln, an der damals zu seinem Pech noch existierenden sogenannten „50+1-Regel“ gescheitert, so dass er schließlich seine Anteile entnervt zu einem sehr günstigen Preis an Bagmasdan abtrat.

Als kurz darauf die ohnehin schon lange umstrittene Regel fiel, zögerte der Scheich keine Sekunde. Er erwarb die restlichen Anteile und die kompletten Stimmrechte; allerdings deutlich weniger preisgünstig. Doch das war es ihm wert, denn nun gehörten die sogenannten „Löwen“ ihm ganz alleine.

Und das war gut so.

Abdullah Bagmasdan wechselte als allererstes das komplette Personal aus. Der unfähige Haufen von erbsenzählenden Vorstadtkapitalisten, die den Klub bisher geführt hatten, wurde ebenso vor die Tür gesetzt, wie die dilettantischen Sportverantwortlichen und ihre Hampelmannschaft.

Anschließend reduzierte der neue Besitzer teure und in seinen Augen unrentable Bereiche wie zum Beispiel das Nachwuchsinternat und überhaupt den gesamten Jugendbereich auf ein Minimum. Am liebsten hätte er diese Bereiche sowieso an jenen anderen münchner Fußballclub, der sich seit einiger Zeit lächerlicherweise mit seiner „Nachwuchsarbeit“ brüstete, abgegeben, doch seine PR-Berater hatten ihm dringend von diesem Schritt abgeraten. Und weil der Scheich ein kluger Mann war, hörte er auf seine Berater. Diesmal noch.

Vor allem aber hatte er keine Kosten gescheut, von überall her die besten Fußballspieler, die irgendwie zu haben waren, zum TSV zu rufen und zu locken, und so eine Mannschaft geformt, die dann im vergangenen Jahr unaufhaltsam in die erste Bundesliga aufgestiegen und nun auf dem Weg zum deutschen Meister und in die Champions League war.

Und soeben hatte seine neueste Errungenschaft, Pepe, das vermutlich spielentscheidende 3:2 geschossen! Während die Partie nun dem Schlusspfiff zustrebte, überlegte ein euphorisierter Abdullah Bagmasdan, ob es wohl mit etwas Zeit möglich wäre, den roten Rivalen so unter wirtschaftlichen Druck zu setzen, dass man ihm die Arena, dieses wundervolle Stadion, entreißen und zur „Löwen-Arena“ machen könnte.

Nur noch eine Minute war zu spielen, als das leise, merkwürdige Geräusch, das bisher niemand so richtig wahrgenommen hatte, nach und nach zu einem schrillen Pfeifen anschwoll, und sich die ersten Blicke nach oben zur viereckigen Öffnung des Arenadaches richteten.

Die Ankunft

„Und du bist dir sicher, dass es einer ist, Käpt’n?“

„Logisch; was soll es denn sonst sein?“, antwortete Slaggdryff dem Piloten.

„Aber warum sollten die hier denn einen Landereifen haben?“, entgegnete Ybbstarzz hartnäckig seinem Kommandanten.

„Warum denn nicht?“, meinte dieser gelassen, „Jedenfalls hat das Teil bestimmt nicht zufällig die exakt korrekten Abmessungen der Eindocköffnung und die ionenabsorbierende Rautenhülle. Sieht doch ein blinder Höhlenwarrz, dass das ein Landereifen ist. Mach jetzt kein Gezeter, sondern bring uns einfach runter.“

„Du bist der Chef, Käpt’n.“ Ybbstarzz zuckte resigniert mit den Ansätzen seiner Tentakel und leitete die Landesequenz ein. „Klar zum Fisten!“

„Spar dir die Ferkeleien und konzentrier dich lieber“, schimpfte Slaggdryff, „auch bei einer einfachen Reifenlandung sollte man bei der Sache sein!“

Es lief auch alles völlig normal. Bis fast ganz zum Schluss. Die Sicherheitsmeldungen der Mannschaftsteile auf den diversen Decks waren ohne Befund und der Sinkorbit war perfekt berechnet. Die aktiven Leitstrahlen hatten die Ränder der Eindocköffnung erfasst und das Schiff ausgerichtet. Doch genau, als es in die Öffnung sank und den Triebwerksausstoß drosselte, um die verbleibende Restdistanz bis zum Boden bestimmungsgemäß vom Landereifen abfedern zu lassen, erschütterte ein fürchterlicher Schlag das Schiff und es sackte durch und schlug auf.

Der Landereifen war halt doch kein solcher.

Der Schlusspfiff

Das Pfeifen über ihren Köpfen war zu einem ohrenbetäubenden Tosen angeschwollen und sogar die Spieler und Schiedsrichter blickten nun nach oben. Ein Objekt am Himmel über der Arena, das rasend schnell größer wurde, war das Letzte, was sie sahen. Dann wurden alle vom Plasma-Triebwerksstrahl des Schiffes zu einer Armee schwarzer Statuen verbrannt, bevor sie einen Sekundenbruchteil später zu molekularem Staub zerblasen wurden.

Die schimmernde Hülle des Bauwerks schmolz in der unvorstellbaren Hitze der Schiffstriebwerke; jedoch nur, um im nächsten Augenblick vom Plasmastrahl zu einer seltsamen, dunklen und harten Masse gebacken zu werden, einer Schale, die dem enormen Druck, der sich in ihrem Inneren aufbaute, noch einige mikroskopische Momente länger standhielt.

Dann war auch die Unmenge des in diesem Fußballtempel verbauten Betons verdampft und das ganze Gebilde detonierte mit einem Knall, der sogar in Giesing noch deutlich zu hören war.

Als der Staub sich langsam legte, sah man eine verwüstete Landschaft, in der einige wenige Brocken nicht verdampften Materials unheimlich vor sich hin glommen. Das große Windrad vom Hügel nebenan lag quer über der Autobahn, die Münchens Osten und Norden einfasst. Einige der hier zahlreichen Autobahnbrücken waren von der Druckwelle weggerissen worden.

Wie durch ein Wunder war einer der vier Faultürme der benachbarten Kläranlage nahezu unversehrt geblieben. Nur ein großes Stück der zerfetzten Arenahülle hatte ihn getroffen und steckte jetzt in seiner Außenwand. Auf dem aus dem Faulturm ragenden Teil dieses verbrannten Stücks konnte man mit etwas Anstrengung die Buchstaben „anz“ und „ena“ erkennen.

Das war der Anblick, der sich den Fremden bot, als sie benommen ihr Schiff verließen und Großlappen betraten.

© 2013

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Da hier keiner was schreibt, gibts einfach von mir die nächste
(die ist noch älter; war zur 150-Jahr-Feier):

Anlässlich der Feier zum hundertfünfzigsten Geburtstag des TSV wurde natürlich wieder eine Geschichte für das „Löwenmut“-Magazin fällig. Zur Veranschaulichung des ersten Kapitels empfehle ich die gelegentliche Betrachtung des Glockenspiels im münchner Rathaus.

Das Jahr der großen Feier

Kapitel 1

Das Turnier war in vollem Gange.

Die Gaukler, die Schacherer, Barden, Taschenspieler, Narren und das sonstige Gesindel hatten den Platz verlassen. Nun stürmten, schwer gepanzert auf ihren riesigen Schlachtrössern thronend, die Lanzen hoch erhoben, die Ritter aufeinander zu.

Schon einmal hatten beide Anlauf genommen, der Rote und der Blaue Ritter, schon einmal die Lanzen gekreuzt. Aber nicht einfach ist es, in der wohl schützenden, doch auch sehr einengenden Rüstung auf galoppierendem Ross die lange, gewichtige Lanze ruhig und zielgenau zu halten. So hatten beide Waffen harmlos die Luft zerteilt und der Schwung hatte beide Ritter weit aneinander vorbeigetrieben.

Jetzt hatten sie sich wieder ins Visier genommen und ihre Lanzenspitzen zielten auf den Brustharnisch des Gegners. Donnernd dröhnten die Hufe, als die Rösser auf Kollisionskurs gingen. Die Luft erbebte von der Wucht der aufeinander zu eilenden lebenden Geschosse, das Publikum war verstummt und keiner vernahm mehr die immer noch im Hintergrund spielende, zarte Musik.

Die Lanze traf scheppernd ihr Ziel.

In seiner Hand spürte der Blaue Ritter den fürchterlichen Aufprall seiner Lanze, durch den schmalen Schlitz in seinem Helm sah er sie sich in den Harnisch seines roten Gegners bohren, dessen eigene Waffe hilflos gen Himmel zuckte. Das Pferd des Roten Ritters war in vollem Lauf, sein Reiter wurde nach hinten geschleudert und flog in hohem Bogen über die breite Kruppe des gewaltigen Tieres.

Dann fiel der Rote Ritter.

Sein Sturz war tief. Er schien kein Ende nehmen zu wollen.

Dem Roten Ritter war, als hätte sich der Boden geöffnet, während er die Hufe seines Rosses in der Ferne verschwinden sah. Der dumpfe Schlag, mit dem er auf die Erde zu prallen erwartete, kam nicht. Stattdessen schien ein grünlicher Abgrund sich aufzutun, eine bronzene Wand, an der der Geschlagene vorbei fiel. Doch sofort öffnete sich die Wand zu einer dunklen Grotte, in der Schäffler tanzten, während in ihrer Mitte ein getupfter Kasper seine Pritsche schwang.

Nachdem er an der Grotte vorbei gefallen war, krachte der Rote Ritter gegen einen seltsamen, verzierten Giebel, der jedoch immer noch keine Halt bot.

Und immer noch fiel der Rote Ritter. Er fiel und fiel.

Vorbei an der steilen Wand, die nun felsengraue Farbe hatte, vorbei an weiteren finsteren Grotten, vorbei an großen, aus Stein gehauenen Figuren, an steinernen Verzierungen und Ornamenten.

Dann schlug er auf.

Und obwohl hoch über seinem zerschmetterten Körper der Himmel blau war, begannen Blitze zu zucken. Blitze, die seine verstreuten Gliedmaßen in gespenstisch grelles Licht tauchten. Blitze, die seinen geborstenen Leib erhellten, der da auf dem Marienplatz lag, während unaufhörlich die Verschlüsse japanischer Spiegelreflexkameras klickten.

Kapitel 2

„Wird jetzt endlich der damische Ritter repariert?!“

Noch heute klingt dieser Satz in den Ohren von Oberbürgermeister Bernd Haferling nach.

Wie oft hatte er ihn damals selber ausgerufen? Täglich jedenfalls; meist mehrmals. Oft wütend laut, manchmal leise seufzend. Das hatte aber auch gedauert, bis dieser elende Ritter wieder im Glockenspiel seine Runden drehte! Die Reparatur scheint furchtbar kompliziert gewesen zu sein. Allein schon die Fachleute, die so eine Reparatur durchführen können, in Schwung zu bringen und ihnen die Dringlichkeit des Falles klarzumachen (das münchner Glockenspiel ohne den Ritter; das geht doch nicht!), dauerte ewig.

Und so muss Haferling auch heute, Jahre später, immer noch jeden Mittag, wenn das Glockenspiel im Rathaus ertönt, an die Geschichte mit dem gefallenen Ritter denken. Dem roten Ritter, der sich mit den anderen Figuren im oberen Stockwerk des Glockenspiels dreht und beim zweiten „Ansturm“ des blauen Ritters von dessen Lanze getroffen nach hinten kippt und so gekippt auf dem Rücken des Pferdes seine Runde vollendet. Dem roten Ritter, der eines Tages in jenem schicksalhaften Jahr nicht nur kippte, sondern, aufgrund der vom Verschleiß gelockerten Mechanik, seinen Halt verlor und zum Entsetzen der vorwiegend asiatischen Zuschauer vom Pferd und vom Rathausturm fiel.

Und Haferling denkt gern daran zurück.

War doch der Sturz des roten Ritters so enorm symbolhaft für jenes Jahr!

Jenes Jahr, in dem sich so vieles änderte. Jenes Jahr, in dem der damalige Oberbürgermeister Christian Ude lange vor dem Ablauf seiner Amtszeit, von der Stadionaffäre gebeutelt, seinen Hut nahm und zurücktrat. Jenes Jahr, in dem er, Bernd Haferling, der erste grüne Oberbürgermeister von München wurde.

„Herr Haferling“, ertönt die laute und immer ein wenig schrille Stimme von Veronika Hertl, seiner Sekretärin, „Ihr Jackett für den Empfang ist grad abgegeben worden“.

„Ich muss jetzt aufhören, in Erinnerungen zu schwelgen“, denkt sich Haferling, während er nach seiner blauen Krawatte greift, „so viel ist noch zu tun und vorzubereiten“.

Denn es ist das Jahr der großen Feier.

Der TSV München von 1860, der Verein, dessen Aufsichtsrat Haferling angehört, ist zum ersten Mal seit Dekaden wieder deutscher Fußballmeister geworden, nachdem im letzten Jahr endlich der langersehnte Aufstieg in die erste Bundesliga gelungen ist. Und das in der vereinseigenen Radenkovic-Arena, dem neuerbauten Sechzger-Stadion in Obergiesing.

Die andere Feier, damals vor einigen Jahren, zum hundertfünfzigsten Geburtstag des Vereins, war klein und bescheiden gewesen, die Umstände damals drückend und deprimierend.

Doch als dann kurze Zeit später ein Grüppchen unbeugsamer, engagierter und kundiger Leute herausfand, dass die Kaufverträge, die Mitte der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts von den einen Nazis in der Vereinsführung mit den anderen Nazis im Rathaus geschlossen worden waren, und mit denen das TSV-eigene Heinrich-Zisch-Stadion, wie das an der Grünwalder Straße gelegene Stadion hieß, an die Stadt München verschachert worden war, dass ebendiese Kaufverträge rechtswidrig und somit ungültig waren, war damit ein Fundament gelegt worden für eine großartige Zukunft.

Das anschließend folgende, beispiellose Zerren um das Stadion, das eigentlich nie in den Besitz der Stadt übergegangen war, die es seit einem dreiviertel Jahrhundert für sich beanspruchte, hatte Christian Ude politisch den Kopf gekostet und ihn, Bernd Haferling, zu seinem Nachfolger gemacht. Und so war dann in seiner Amtszeit mit den Entschädigungen, die die Stadt München letztlich an den TSV entrichten musste, jene Fußball-Arena gebaut worden, die dem Verein zu seinem hundertfünfzigsten Geburtstag versagt geblieben war.

Aber jetzt wird es Zeit für Haferling, sein Jackett anzuziehen und sich auf den Weg zu machen, denn die Meisterschale ist zurückgekehrt nach Giesing.

Es ist das Jahr der großen Feier.

© 2010

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(Leider kam dann alles ein bisschen anders.…)

Das hier mußte ich einfach mal niederschreiben:

Das Aha des Polizisten

Es begab sich in einer lauen Sommernacht, daß ich, zugegebenermaßen recht spät, so gegen vier wars, glaub ich, auf dem Heimweg von einem Freund in die Straße einbog, in der ich wohne. Ich war zu Fuß und hatte eine Umhängetasche dabei, in der ich allerlei „Ausrüstung“ untergebracht hatte; diverse Sachen, die man halt so braucht unterwegs.

Schon an der Kreuzung bemerkte ich diesen auffällig unauffälligen Wagen. Ich war mir sicher, daß es sich um eine Zivilstreife handelte und mir war auch klar, daß sie mich ebenfalls erspäht hatten. Vor allem spürte ich bereits regelrecht dieses aktive Interesse, das mir von den Sheriffs entgegengebracht wurde, und ich ahnte deutlich, daß sie es nicht unterlassen würden können, sich um mich zu „kümmern“. Noch ein oder zwei Hauseingänge weit hatte ich Zeit, mich auf die unterhaltsame Unterbrechung des tristen Heimweges zu freuen. Ich sollte nicht enttäuscht werden.
Schon hörte ich das Motorengeräusch und sie bogen in die Einfahrt ein und stellten den Wagen genau vor mir quer über den Fußweg, um mir selbigen, den Weg nämlich, zu versperren. Blitzschnell sprangen sie heraus und spurteten um ihr Auto herum, um mir jede Fluchtmöglichkeit zu nehmen. Machte ich denn so einen leichtflüchtigen Eindruck?

Nachdem sie meinen Ausweis begutachtet hatten, wollte der eine der beiden wissen, wohin ich so spät noch unterwegs sei.
„Heim will ich.“,
erklärte ich ihm.
„Aha!“,
bestätigte er die offenbar überraschende Information und fragte mich nach dem Inhalt meiner Umhängetasche. Freundlich bot ich ihm an, diese doch selber zu filzen, da er das wohl völlig unabhängig von meiner Auskunft ohnehin vorhabe. Wühlend tauchte er in die Tiefen der Tasche hinab und förderte alsbald einen Löffel zutage. Wohlgemerkt, es handelte sich um einen ganz normalen Löffel. Er war weder verbogen noch angekokelt, auch war es kein Tee-, sondern ein gewöhnlicher Suppenlöffel.

Triumphierend hielt die Amtsperson den Löffel in die Höhe und sagte bedeutungsschwer:
„Aha!“
Nach einer kurzen Kunstpause fragte der grün Beschirmmützte:
„Und was ist das?“
Geflissentlich antwortete ich ihm:
„Das ist ein Löffel.“
„Aha!“,
stellte er fest, um wiederum nach einer Kunstpause weiterzufragen:
„Und wofür brauchen Sie den?“
Mir gelang eine unbewegte Miene:
„Den brauch ich zum Essen.“
„Aha!“,
konstatierte er ein weiteres Mal und in der nun folgenden etwas längeren Kunstpause vermeinte ich, es richtig arbeiten zu hören in seinem Beamtenhirn.

Da es mir zunehmend schwerer fiel, mein Pokerface aufrechtzuerhalten, war ich richtig erleichtert, als der andere Cop, der sich spätestens seit dem dritten „aha“ seines Kollegen ebenfalls kaum mehr zusammenreißen konnte, meinen Freund und Helfer anstupste, worauf dieser scheint’s begann, die Fruchtlosigkeit jenes Verhörs zu erahnen und mir die Genehmigung erteilte, meinen Heimweg fortzusetzen.

Ich fürchte, ich bin auf den letzten paar Metern, die mich noch von meiner Haustür trennten, mehrmals gestolpert und getaumelt vor Lachen.…

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Hast den Löffel noch, oder hat er den, aus Versehen natürlich, eingesteckt ?
:spoon:

Glaubst du, ich lass dem meinen kostbaren Löffel?!

Gar nie nicht :joy:
Hätt der ihn eingesteckt, hättest ja bestimmt die Pozilei gerufen.

Ja genau!
Wegen Mundraub oder so.…

Wäre ja noch schöner, wenn Du wegen denen den Löffel abgibst.

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(Das wär eigentlich mein Text gewesen; ich werd echt alt.…)

Und diese hier war meine erste fürn Löwenmut:

(Ergänzung zum besseren Verständnis für Uneingeweihte:
Jeder Sechzger-Fan wird wissen, was für Örtlichkeiten in der Geschichte gemeint sind. Nämlich die in der fröttmaninger Mondlandschaft neben der Kläranlage und dem Schuttberg (mit dem Windkraftwerk drauf) gelegene, verhaßte Allianz Arena als Ort, wo man wegfliegt, und das Sechzgerstadion als Ort, wo man landet.)

Gegenwinde !

( Ihr könnt uns alle einen blasen .… )

„Du spinnst dermaßen gewaltig!“ höre ich ihn sagen.
Ich weiß, dass er recht hat. Aber ich werde jetzt hier fliegen; ich habs mir vorgenommen und bin extra dafür diesen Hügel heraufgekeucht. Der Nordwestwind passt einigermaßen; auch wenn er einen eigenartigen Geruch mit sich bringt. Aber das liegt wohl in der Natur dieser Umgebung.
So ganz ungefährlich ist es ja wirklich nicht, was ich da vor hab. Vor allem muss ich aufpassen, dass ich nicht nach dem Start in jenen Monsterventilator gerate, der hinter uns sein rhythmisches Pfeifen hören lässt. Aber schließlich hab ich ja einen Starthelfer für einen einwandfreien Ablauf und der Wind ist nun wirklich nicht so stark, dass er mich da gleich nach hinten ins Windrad verblasen würde.
Die Vorbereitungen sind nun abgeschlossen, mein Paragleiter liegt ausgebreitet auf dem Boden, die Leinen sind sortiert, noch ein letzter Check, alles passt.

„So! Ich hau mich jetzt raus“ ruf ich meinem Spezl zu.
„Gut Flug!“ antwortet er und hält mir die Vorderkante vom Schirm ein wenig in die Höhe, damit die Kappe sofort Wind schlucken kann. Ein kurzer Zug von mir an den Tragegurten und schon füllt sich das weiß-blaue Tuch mit Luft und steigt zügig über meinen Kopf. Ein wenig Bremse setzen, ein paar schnelle Schritte und ich hebe ab. Kaum zu glauben: sofort leichtes Steigen! Jetzt aber aufpassen, dass ich nicht in eine Luftschicht mit stärkerem Wind aufsteige; ist ja nicht ungewöhnlich, dass der Wind oben mehr bläst als unten.

Doch was ist das?
Plötzlich schießt der Schirm nach vorne, ich reiße die Bremsleinen durch bis untern Hintern, damit mir die Kappe nicht ganz abhaut, pendle wieder drunter rein und merke, dass der Wind auf einmal von hinten kommt! Wie gibt’s denn das? Haben die den Propeller auf Motorbetrieb umgestellt, so dass er mich jetzt anschiebt? Wurschtegal! Wie dieser seltsame Effekt auch zustandekommen mag; mir kommt er sehr gelegen, der Rückenwind. Soll er mich ruhig anschieben!
Mit diesem unerklärlichen Südost im Rücken überquere ich zügig eine Autobahn und grinse beim Anblick der dort im Stau dampfelnden Blechschachteln. Aber ich sollte mich besser auf meine eigenen Angelegenheiten konzentrieren; ich brauch jetzt recht bald eine Aufwindquelle, sonst steh ich gleich wieder am Boden. Eine merkwürdige große, runde, reifenförmige Struktur ein Stückchen nordwestlich zieht meine Aufmerksamkeit auf sich; könnte die mir Thermik spenden? Ich fliege darüber.
Die Struktur hat eine Vertiefung in der Mitte, in der blutigrote Sprenkel erkennbar sind. Aber viel zu wenig Sonne kann in dieses tiefe Loch scheinen. So können zwar eigentümliche grunzende Geräusche daraus hervor zu mir nach oben dringen, aber Aufwind kann sich dort keiner entwickeln. Also drehe ich ab nach Süden und lasse dieses seltsame Artefakt hinter mir, das von oben aussieht wie ein riesiger Schließmuskel; wie der Arsch der Welt.
Südlich davon breitet sich eine Wüstenlandschaft aus; da müsste doch was gehen; ich will hier nicht landen müssen. Jawoll! Schon bald greift die erhitzte Steppenluft von unten in mein Segel. Ich kreise ein und schnell wird diese surreale Landschaft immer kleiner, als ich Höhe gewinne.
Auf meinem Flug nach Süden wird die Landschaft langsam freundlicher.
Einige Felder und immer mehr Gärten erfreuen mein Auge und aus meiner gewaltigen Höhe erkenne ich ein Stadtgebiet und linkerhand einen Flusslauf mit umfangreichen Auen. Solche Kontraste mit Temperaturunterschieden, die aufgeheizte Stadt hier, die kühlen Flussauen da, sind thermisch oft sehr ergiebig und so steuere ich ihren Grenzbereich an. Und prompt: es trägt. So folge ich dem Flusslauf nach Südsüdwesten auf seinem Weg mitten durch die Stadt.
Ich lehne mich zurück und genieße diesen wunderbaren Flug. Wenn ich nach oben gucke, verschmilzt das Weiß-Blau meines Schirms förmlich mit dem Blau des Himmels und dem Weiß der kleinen Wolken, die dort vereinzelt schweben. Kann es einen schöneren Anblick geben?

Wie lange bin ich nun schon in der Luft? Ich weiß es gar nicht mehr.
Aber mein Höhenvorrat ist inzwischen recht geschrumpft, die Aufwinde sind nicht mehr so üppig, es ist schon spät. Zeit, an die Landung zu denken. Die Kiesbänke am Flussufer würden sich durchaus anbieten. Doch auch ein anderer möglicher Landeplatz links vom Fluss zieht meinen Blick auf sich und lockt: eine große rechteckige Wiese, eingebettet in eine Art Trichter, der sich weit und einladend nach oben öffnet. Wie von selbst schwenkt mein Schirm in diese Richtung ein.

Ja, dort werd ich landen!
Im Anflug bemerke ich, dass auf meiner auserkorenen Landewiese Leute sind, Gestalten, die sich hektisch kreuz und quer durcheinander bewegen. „Na gut,“ denk ich, „die werden mir dann schon Platz machen, wenn ich mit meinen 25 Quadratmetern Gleitsegel angerauscht komme“. Doch sie beachten mich nicht, sie haben nur Augen für die weiße Kugel, die sie mit kraftvollen Fußtritten hin und her über die Wiese befördern. Die werden mich mit dem Ding doch nicht abschießen?
Aber ich befinde mich bereits im Landeanflug und kann mir keinen anderen Ort mehr suchen; ich muss hier landen, da hilft nichts.
Schon schwebe ich in dem steinernen Trichter auf das Grün zu. Es ist laut; ich höre Melodien, die von den Trichterwänden zurückgeworfen werden. Die Hälfte der Leute dort unten scheint von dem Radau regelrecht angetrieben zu werden. Sie schauen aus wie mein Schirm, weiß-blau, und sie rennen vor mir her und bugsieren die Kugel auf das Ende der Wiese zu, wo ein rechteckiger Rahmen steht. Es scheint sie nicht sonderlich zu stören, dass die anderen, in abstoßendes Rot gehüllten Gestalten sie daran zu hindern versuchen. Doch einer von denen hat noch nicht aufgegeben. Ein derber Rempler, ein Ziehen am Hemd und mit einem fürchterlichen Tritt drischt die rotgekleidete Figur die Kugel weg vom Wiesenende genau in meine Flugbahn. Groß und größer wächst der Ball in meinen Augen, als er sich bedrohlich nähert. Und während ich noch versuche, mich darauf vorzubereiten, das Geschoss aus meiner Flugbahn zu kicken, ist es schon da und wie von selbst schnappen meine Beine zu wie die Fangbeine einer Gottesanbeterin. Fest klemmt das Leder zwischen meinen Unterschenkeln; der Airbag, auf dem ich sitze, hat dem Ball die Wucht genommen und meine Wadln halten ihn nun umklammert.
Eigentlich müsste ich ihn sofort wieder loslassen, denn gleich werde ich die Bremsen durchziehen und am Boden aufsetzen und da muss ich doch laufen können. Doch das komische Männchen da vorne, das so finster guckt, breitet seine großen Handschuhe aus und erwartet mich ganz eindeutig.

Den Gefallen werd ich ihm tun; oh ja!
Ich öffne ein letztesmal die Bremsen, mein Schirm holt folgsam Schwung. Das Männchen vor mir hat begonnen, mir entgegenzurennen; mit langen Schritten kommt er auf mich zu.
Der Lärm rundum schwillt zu einem Tosen an. Weit ziehe ich meine Bremsen, als das Männchen zu einem Spurt ansetzt. Fast schon drohen seine behandschuhten Pratzen nach dem Ball zu grabschen, doch mein überbremster Flügel bleibt förmlich in der Luft stehen und ich pendle ein Stück nach oben.
Jetzt lösen meine Beine ihren Klammergriff und der Ball vollführt befreit einen hohen Bogen.
Die Handschuhe meines Gegenübers greifen ins Leere, sein Blick folgt erstaunt der Flugbahn des Balles, die über seinen Kopf hinweg in das Netz führt, das sich hinter dem eckigen Rahmen spannt, mit einem fröhlichen „Bauz“ kollidiert der Handschuhmann mit meinem Airbag und dann plumpse ich das letzte Stück zu Boden.
Da sehe ich in meinem rechten Augenwinkel ein gelb-orangenes Fähnchen wie ein Flämmchen flackern und es ertönt ein schriller Pfiff. Abseits?! Das war doch nie im Leben Abseits! Ein zweiter Pfiff dringt an mein Ohr. Verdutzt schüttle ich den Kopf und blinzle; das kann doch gar nicht sein.

Beim dritten Pfiff öffne ich mühsam die Augen.
Es ist der scheiß Wecker auf meinem Nachttisch, der da pfeift.

© 2009

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Tolle Geschichten Herr Sehlöwe!

Bitte weiter so!

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Danke!

Wird gemacht:

Vor einiger Zeit nahm ich an einem Schreibwettbewerb teil.
Da wurden unter ungefähr 90 Geschichten 10 ausgewählt, die dann in diesem Buch erschienen.
Die Aufgabenstellung „magic moments“ inspirierte mich, mal etwas ganz anderes zu machen; etwas poetisches.
Inzwischen ist die geschützte Frist um und die Geschichte freigegeben:

Schwingen der Sehnsucht

„Wo bleibst du denn nur?!“

Sorgenvoll blickte sie hinaus über das Meer, wo die Wellen ihr ewiges Lied spielten. Längst hätte ihr Geliebter zurück sein sollen, zurück mit reichem Fang. Doch sie wusste sehr wohl, was alles für schreckliche Dinge geschehen können in den Weiten des Ozeans.
Wie sehr sehnte sie sich nach der Rückkehr ihres Geliebten, nach seiner Berührung, seiner Stimme, nach der Erlösung von ihren Sorgen um ihn, um sein Leben! Ihre Sehnsucht war körperlich spürbar, sie zog ihre Eingeweide zusammen, sie brannte in ihrem Herzen.

„Wo bleibst du denn nur?!“

Sie war froh, dass ihr Kind, ihr Baby, nicht mehr schrie.
Ihr kleiner Sohn war endlich eingeschlafen und auch ihre eigenen Augenlider wurden immer schwerer. Bald sank ihr Kopf ein Stück zur Seite und der Schlaf ließ sie gnädig ihre Ängste vergessen.

Sie träumte ihren alten Traum.
Ihr Geliebter erschien ihr darin als engelhafte Gestalt, in schimmerndes Weiß gehüllt und auf großen Schwingen schwebend. „Komm!“, lockte er mit sanftem Blick, „Komm mit mir!“. Und von unbeschreiblichem Glück erfüllt erhob sie sich in die Luft und folgte ihm.
Sie spürte den Wind über ihren Körper streichen, als er sie hoch über den Strand mit seinen tosenden Brechern und dann hinaus auf das dunkelblaue Meer führte. Er beherrschte die Bewegung durch die Lüfte mit vollkommener Eleganz, und voller Vertrauen ließ sie sich von ihm leiten und genoss in vollen Zügen, dass sie dieses Erlebnis mit ihm teilen durfte.

Schon lange waren die heimatlichen Klippen hinter dem Horizont verschwunden.
Die Sonne sank dem Ozean entgegen und ihre Farbe änderte sich zu einem wunderbaren Orange.
War sie das Ziel ihres Geliebten? Ihm würde sie folgen, wohin auch immer er sie führen würde.

Im Wind stiegen beide immer höher, immer höher.
Dann wendete er und sie tat es ihm nach. Nun mit dem Wind im Rücken stürzten sie sich beide in steilem Flug den Wellen entgegen. Der Rausch der Geschwindigkeit erfüllte sie und der Wind pfiff in ihren Ohren. Gefährlich knapp über den Wogen zogen beide eine steile Kurve und der Schwung trug sie erneut nach oben. Zusammen mit ihrem Geliebten, in harmonischer Bewegung wie in einem Ballett, hatte sie dabei das Gefühl, dass ihr der Himmel immer näher kam.

Mit der Feinfühligkeit einer Mutter nahm sie eine Bewegung ihres Kindes wahr und wachte auf.
Ihr alter Traum, den sie schon so oft geträumt und der sie auch diesmal wieder so geborgen umhüllt hatte, verflog, und Sorge und Sehnsucht kehrten mit ungeheurer Wucht zurück. Noch schlief ihr Sohn, aber sein Schlaf war unruhig geworden.

„Wo bleibst du denn nur?! Wo bleibst du denn nur?!“

Längst wusste sie nicht mehr, wie viele Tage, wie viele Nächte er nun bereits abwesend war, wie lange sie schon sehnend auf ihn wartete.

Da plötzlich hörte sie von ferne diesen Schrei.
Sie erkannte seine Stimme. Sie hätte sie unter tausenden erkannt!
Sofort hob sie den Kopf und antwortete. Heiser war ihr Ruf, wie auch der seine.

Dann erblickte sie ihn.
Hoch über ihr zeichnete sich deutlich seine Gestalt als Silhouette vor dem Himmel ab.
Majestätisch glitt er immer näher, flog einen weiten Bogen über der Klippe, um von der anderen Seite her gegen den Wind landen zu können, und setzte dicht neben ihrem Nest auf.

Endlich!

Schon reckte sie sich ihrem Geliebten entgegen und endlich, endlich kreuzten beide wieder zärtlich ihre Schnäbel und begrüßten sich auf jene Art, wie nur sie es tun.

Ungeduldig rief das Kind.
Ihr Geliebter wandte sich ihm zu und der Sohn verschlang gierig alles, was sein Vater ihm mitgebracht hatte. Dann sank das Kind, satt und zufrieden, zurück ins Nest.

Nun musste der Vater bei seinem Sprössling bleiben, nun musste ihr Geliebter warten und geduldig ihrer harren, denn nun musste sie, die Mutter, hinaus auf das Meer.
Ein Blick noch zurück in seine liebevollen, müden Augen, dann war schon der Moment des Abschieds gekommen.

Am Rand der Klippe breitete sie ihre Schwingen, um den Wind einzufangen.
Dann stürzte sie sich in die Leere. Jetzt war es an ihr, viele Tage und Nächte lang die endlosen Weiten zu durchqueren.
Einsam, wie es ihr Schicksal war.

Denn Albatros-Paare fliegen nie gemeinsam.

© 2021

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Ich hasse Menschen… Ende.

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Tante Hildegard kommt vorbei.

Eigentlich hatte Heribert keine Lust auf Besuch. So überhaupt nicht. Und doch hatte sich seine Tante Hildegard angemeldet. Zum Abendessen wollte sie kommen und dann auch noch über Nacht bleiben. Und Tante Hildegard quasselte so viel. Am liebsten über ihre Katze. Wie konnte man nur stundenlang über eine Katze quatschen? Na ja, es half ja alles nichts. Er schnappte sich ein Rezeptbuch und fing an darin zu blättern, schließlich musste er Hildegard auch etwas zu essen anbieten. Sein Blick blieb einem Rezept für Rotweingulasch hängen. Das hörte sich doch gut an. Zum Nachtisch würde er einfach Vanilleeis mit Rumtopf servieren, den Rumtopf hatte er einst von Tante Hildegard geschenkt bekommen, das traf sich also ganz gut.

Als Hildegard kam, schenkte er ihr gleich ein Glas Sekt ein und mit roten Wangen fing die Tante an von Miezchen zu erzählen. Heribert hörte sich die Katzen-Geschichten so geduldig und aufmerksam wie möglich an. Servierte das Rotweingulasch, zu dem er selbstverständlich auch Rotwein ausschenkte und gönnte Hildegard zum Nachtisch einen extra großen Löffel Rumtopf zum Vanilleeis. Es dauerte noch ungefähr 5 Geschichten über Miezchen und eine halbe Flasche Eierlikör, da schlief Hildegard auf dem Sofa ein. Es war noch keine 22.00 Uhr. Heribert hatte also tatsächlich noch ein bisschen was vom Abend, ganz ohne Katzen-Geschichten. Bestimmt gab es die nächsten Katzengeschichten zum Frühstück…

Am nächsten Morgen, als Tante Hildegard aufwachte, hatte sie Kopfschmerzen und ihr war schlecht. Tante Hildegard war übrigens nicht der Typ Mensch, der im Stillen litt. Sie jammerte und jammerte und erzählte ausschweifend und sehr detailliert davon, wie es ihr ging. Sie nahm ihren Zustand auch zum Anlass, um über andere Male in ihrem Leben zu berichten, bei denen sie das ein oder andere Glas zu viel getrunken hatte. Anscheinend hatte sie schon oft ihn ihrem Leben Kopfschmerzen. Von Ihrer Katze erzählte sie an diesem Morgen nicht. Heribert lächelte bei sich, jetzt musste er sich an Stelle der Katzen-Geschichten, Kater-Geschichten anhören. Das nannte man dann wohl Gleichberechtigung

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Die ist aber sehr realistisch.
:joy:

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Wasser ist zum Waschen da.

Heute ist Waschtag bei Frau Meyer. Waschen tut sie gar nicht gerne. Sie würde jetzt viel lieber den Fernseher einschalten und sich bei ihrer Lieblingsserie entspannen. Aber sie folgt stets der Regel:

Erst die Arbeit…dann das Vergnügen

Wie es wohl weiter geht bei ihrer Lieblingsserie? Hach, wenn doch heute kein Waschtag wäre. Doch wer saubere Wäsche haben will, der muss ab und zu mal Wäsche waschen und man hat schließlich…

Lieber saubere Wäsche… als geborgte Wäsche.

Sie nimmt also ihren Wäschekorb und geht mit der ganzen schmutzigen Wäsche runter in den Waschkeller. Dort wäscht sie ihre Wäsche in der Waschmaschine von Frau Müller, weil ihre eigene kaputt ist. Als letztes Jahr die Waschmaschine von Frau Müller kaputt war, hat diese auch so lange bei ihr in der Maschine gewaschen. Bei Frau Müller und Frau Meyer ist es so:

Eine Hand… wäscht die andere.

Hinter den Waschmaschinen muss der Wasserhahn aufgedreht werden. Das tut Frau Meyer, denn

Wasser… ist zum Waschen da.

Waschpulver und Weichspüler muss in die Kammer der Waschmaschine gegeben werden. Es ist wichtig, dass man genug Waschpulver nimmt. Wenn man zu wenig Waschpulver benutzt, wird die Wäsche nicht richtig sauber.

Viel hilft… viel.

Dann noch schnell das richtige Waschprogramm wählen… aber welches Programm soll sie heute für die Wäsche benutzen? Ihre eigene Waschmaschine hatte nicht ganz so viele verschiedene Waschgänge. Ob man wirklich so viele Waschgänge brauchte?

Wer die Wahl hat… hat die Qual.

Dann fing die Waschmaschine an zu waschen. Sie zog Wasser, drehte sich nach rechts, drehte sich nach links. Die Wäsche wurde durchgespült und am Ende geschleudert. Insgesamt dauerte es ganz schön lange bis die Waschmaschine fertig war. Dafür wurde die Wäsche schön sauber.

Gut Ding… will Weile haben.

Frau Meyer nahm die Wäsche heraus und hängte sie auf die Leine. Jetzt konnte sie in Ruhe nach oben gehen und ihre Lieblingsserie gucken. Die Wäsche würde erst morgen trocken sein.

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Doch leider war die Lieblingsserie inzwischen seit einer guten Stunde vorbei und da Frau Meyer nur einen herkömmlichen Fernseher hatte, hatte sie sie versäumt. Deshalb nahm sie den frisch gewaschenen Gürtel des Bademantels von der Leine und erhängte sich damit.

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Nein, nein.

Frau Meyer hatte sich immer etwas Geld zurückgelegt und sich einen ganz modernen FBTV mit timeshift zugelegt.

Gerade wenn für Wasch- /Putz- /Bügel- /Nähtage viel Zeit erforderlich war. Sie konnte diese Arbeiten locker angehen.

Auch ein längerer außerplanmäßiger Plausch mit Frau Müller im Treppenhaus war da weniger stressig. Wenn Frau Müller erstmal ins Tratschen kam…

Nein, Frau Meyer hatte ja vorgesorgt (FBTV mit timeshift), konnte sich Zeit lassen und was das Gute an der Geschichte ist: mit dem gewaschenen Gürtel des Bademantels musste sie sich nicht auf dem Dachboden erhängen. Das sparte sie sich auf, falls es mal dicke kommt. Und: dazu taugt auch der ungewaschene Gürtel…

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