So sehr ich der Meinung bin, dass Deutschland möglichst rasch aus der Kohleverstromung aussteigen sollte, denk ich doch, dass das Bürgerbegehren zwar gut gemeint ist, aber etwas übers Ziel hinausschießt.
Es gibt deutlich umweltschädlichere Kohlekraftwerke in Deutschland die man eher abschalten sollte und die Zubauraten der Geothermie für die Fernwärmeversorgung sind einfach deutlich schwerer abzuschätzen, als wenn ich mir jetzt einfach ne chinesiche PV Anlage aufs Dach setze.
Die angeblichen Gedanken über ein modernes Gaskraftwerk als Alternative sind darüberhinaus absolute Hirngespinste laut mehreren Leuten bei den SWM mit denen ich in letzter Zeit über das Thema geredet habe.
Nur eben nicht IN München und auch nicht FÜR München sondern z.B. 90 km westlich von Sylt oder in Spanien (Andasol 3). HIER macht man das anscheinend doch lieber mit Kohleverstromung. Für mich ist das ein Etikettenschwindel, auch wenn ich prinzipiell nichts gegen Solarkraftwerke in Spanien habe.
Natürlich ist das in gewisser Weise Etikettenschwindel, aber solange man nicht Gridautark ist, ist es im Endeffekt immer so. Weil selbst wenn man eine sehr starke PV Ausbauoffensive in München starten würde, müsste man während längeren Dunkelflauten auch wieder Strom in die Stadt „importieren“. Eine vollständige (und vor allem zu jederzeit ausreichende) Versorgung eines Ballungraumes mit Produktionsanlagen innerhalb dieses Ballungsraumes ist in meinen Augen in den nächsten Jahren technisch und wirtschaftlich eigentlich nicht zu realisieren.
Und auch wenn ich mir wünschen würde, dass die SWM bei manchen Punkten etwas schneller umschalten, muss man ihnen wenigstens zu Gute halten, dass sie die Anlagen selber betreiben und auch in Neubauten investieren (auch wenn die weit weg sind) und nicht nur einfach „Ökostromzertifikate“ aus abgeschriebenen norwegischen Wasserkraftwerke erwirbt und sich damit greenwasht.
Und auch im Hinblick auf die Umstellung fürs Wärme und Kältenetz auf erneuerbare Energien ist München meines Wissens nach eine der führenden Metropolen in Europa
Gibt es denn irgendwelche Hürden, zb ist die Abstimmung nur bindend, wenn überhaupt ein bestimmter Prozentsatz hin geht? An wen ist denn das Referendum gerichtet, und hat der Empfänger überhaupt das Recht, von der SWM die Abschaltung zu fordern?
Ich bin noch nicht ganz vom Sinn dieser Maßnahme überzeugt. Sinnvoller fände ich, erstmal den Atomausstieg sinnvoll hin zu kriegen und die Leute davon zu überzeugen, auch mal zuhause Strom zu sparen.
Es gibt ein Mindesquorum, aber ich finde dazu auf die schnelle keine Zahlen mehr (glaube, mich an ca. 30 % zu erinnern). Das ist auch der Grund, warum die SWM sich aus der Debatte Großteils raushalten, da sie auf Demobilisierung setzten.
Wenn die Stadt München bzw. SWM das Krafwerk abschalten wollen, müssen sie einen Antrag bei der Bundesnetzagentur stellen. Die kann mit der Begründung „Systemrelevant“ eine Abschaltung verbieten. Wie eine Beurteilung des HKW Nord diesbezüglich ausfallen würde, kann ich nicht abschätzen.
Teil des Problems sind auch die stark gestiegenen Strompreise. Seit dem Jahr 2000 haben sie sich für Haushaltskunden – auch durch die Zusatzlasten der Energiewende – von 15 Cent pro Kilowattstunde auf um die 30 Cent verdoppelt. Die durchschnittlichen Realeinkommen legten im selben Zeitraum nicht annähernd so stark zu.
Hab den Thread hier erst jetzt entdeckt, sehr sehr schade. Hätte gern im Vorfeld noch den ein oder anderen Punkt angemerkt, bei einem der sicherlich fragwürdigsten Bürgerbegehren/-entscheiden in der bayerischen Geschichte.
Danke Robbie für den klugen Beitrag von vor 2 Wochen. Dein beschriebenes Beispiel mit den Ökostromzertifikaten ist auch nur die Spitze des Eisberges, de facto wird da manches mehrfach verkauft und „greenwashing“ betrieben.
Ich möchte zum Thema selber hinzufügen, dass die Vorgabe „100% Erneuerbare Energien aus eigenen Anlagen“ vom Stadtrat selber im Jahre 2008 kam. Und dem Stadtrat ist es in seiner Mehrheit auch vollkommen klar, dass Erneuerbare Energienparks für diesen großen Verbrauch weder in und um München noch in Bayern aus gesetzlichen und von der Natur aus vorgegebenen Gründen möglich ist.
Populismus und das Festhalten an den sogenannten einfachen Lösungen ist beileibe kein Alleinstellungsmerkmal der politischen Ränder. Sondern leider auch in der „Mitte der Gesellschaft“, wo die Initiatoren sich ja selber fest verankert sehen.
Wurde gestern bzw. über das gesamte „Verfahren“ wieder deutlich.
tja. Dann wirds jetzt wohl langsam Zeit sowas möglich zu machen. Auch ne gute Idee ist im übrigen weniger verbrauchen…Co2 sparen durch weniger Verbrauch, ziemlich crazy. Da müsst das ein oder andere Haustier frieren (ich denk da an die Werbung mit der Katze deren Zimmertemperatur dann doch 22 Grad betragen sollte, damit das liebe Vieh nicht fröstelt)…alle und alles völlig krank in meinen Augen
Wenn jeder Hanswurst, statt mit seinem Drecks Diesel SUV mit E-Autos rumfährt, wird das im übrigen auch nix liebe Grüne.
Auch hier beisst sich das Wachstumskonzept in den Schwanz.
Nach meinem ersten Reflex, der da lautete „klar, früher raus aus der Kohle ist besser als später“ hab ich dann letztlich doch dagegen gestimmt. Die Sache mit dem kurzfristig zu realisierenden GuD Kraftwerk hat mich nicht wirklich überzeugt.
Ich glaube ehrlich gesagt, dass sich die Gegner keinen Gefallen damit getan haben, dass sie ständig betont haben die Netzagentur würde das eh stoppen. In der Folge haben dann wohl viele aus dem Bauch raus entschieden, im Bewusstsein dass eine gravierende Fehlentscheidung garnicht möglich ist weil ja noch jemand aufpasst und notfalls einschreitet. Das erinnert freilich eher an kleine Kinder denen man mal versuchsweise mehr Eigenverantwortung einräumt als an wirklich mündige Bürger die sich für ein Mehr an direkter Demokratie qualifizieren.
Damit will nicht jedem der gestern mit ja gestimmt hat pauschal eine reflektierte Meinung absprechen, sondern nur denjenigen bei denen der obige Gedankengang den Ausschlag gegeben hat. Und ich glaube, das waren nicht wenige.
Mir ist auch immer noch nicht klar, wieso ein Kraftwerk, dessen Ende langfristig ohnehin beschlossen ist, nun unbedingt mittelfristig bereits abgeschaltet werden muss, wobei man aufgrund des Atomstromausstiegs ohnehin mittelfristig deutliche Mehrkosten in der Stromproduktion, sowie weitere Engpässe hat.
Ich habe mit Nein gestimmt, aber am Ende ists mir egal, solange ich dank diesem Blödsinn nun nicht noch mehr zahlen muss!
Indirekt schon.
Der Gewinnabführungsvertrag von der Stadt München mit den SWM, der der Stadt jährlich 100 Mio. Euro verspricht, wird wohl weiterhin erfüllt werden (auch wenn die Wahrscheinlichkeit hierfür etwas geringer wird). Die entgehenden Erlöse aus dem Kohlekraftwerk mindern aber das Betriebsergebnis der SWM, und damit auch die Gewerbesteuer, die der Stadt München zugehen.
Der Säckel des Kämmerers wird somit kleiner.
Zumal die Bundesnetzagentur nicht sofort sondern erst eine gewisse Zeit (ich glaube es sind 2 Jahre) vor einer geplanten Stilllegung erklärt, ob das Kraftwerk systemrelevant ist, oder nicht. Diese Planungsunsicherheit - bzw Notwendigkeit einer Doppelplanung - ist auch kein Faktor, der der SWM zugute kommt.
@Schindluder: Wahre Wort zum Verbrauch! Meiner Meinung nach wird das viel zu wenig thematisiert, fairerweise muss man sagen, dass sich hier schon das ein oder andere tut.
Ein Grünwalder Stadion mit 12.500 Zuschauern von denen geschätzte 95% ohne Auto anreisen. Und das noch mit Nahverkehrsmitteln, die sowieso fahren (gem. Fahrplan) → ein Segen fürs Klima. Bis Anfang Juni fuhren noch tausende Autos viele Kilometer zu irgend so einem Müllberg.
Pro GWS, pro Klimaschutz!
:-)
Einen tatsächlichen Vorteil für den Umweltschutz habe ich noch nicht erkannt, indem man 3 Jahre früher als angekündigt auf regenerative Energien umstellt. Aber als Argument für den getätigten Schnellschuss hat es wohl allemal gereicht. Sowohl beim Umweltschutz, als auch beim Stromverbrauch kann jeder auch im Kleinen bei sich selbst anfangen, und da lasse ich mir ungern etwas vorwerfen.
In der Stadt Kohle verbrennen ist einfach kein gutes Konzept. Das wird auch nicht besser wenn man es gegen Solarparks in Spanien oder Windparks bei Sylt gegen rechnet.
Noch absurder wird es für mich wenn man die Kohle verbrennt um für Münchner Wasser heiß zu machen.
Wenn das Kraftwerk als systemrelevant eingestuft wird dann bleibt es sowieso am Netz. Das haben sowohl Gegner als auch Befürworter einer Abschaltung zu keiner Zeit abgestritten.
Große Teile des EEG Konzept sind momentan für die Tonne. Weil es günstiger ist Strom in der Nordsee zu erzeugen entstehen dort riesige Windparks. Deren Stromleistung muss bereits jetzt garantiert abgenommen werden, es wird aber zu einem erheblichen Teil nicht eingespeist weil es dort oben nicht genug Abnehmer gibt. Die Leitungen welche den Strom dann dorthin transportieren wo er hoffentlich gebraucht wird kommen in ein paar Jahren (vielleicht).
Seltsamerweise ist es aber angeblich möglich Stromengpässe durch Zukäufe in Frankreich oder Polen zu kompensieren. Zumindest wenn man der aktuellen Debatte glaubt.
Wenn es angeblich möglich ist Strom von der Nordsee bis in den Süden der Republik zu schicken dann macht Kohleverstromung in München für mich noch weniger Sinn. Das Kraftwerk selbst bleibt ja im übrigen vermutlich sowieso am Netz denn in den zwei anderen Blöcken wird ja Müll verbrannt (welcher zuletzt immer öfter energetisch aufbereitet werden muss, z.B. durch die Zugabe von zuvor gesammeltem Plastikmüll).
Das man die Energiewende sowieso nur über den privaten Verbrauch finanziert, während Konzerne entweder durch die Befreiung oder durch die Produktion profitieren halte ich im übrigen für sozial höchst bedenklich. Energiesparen ist oft ein Privileg der Besserverdienenden.
Beim EEG-„Konzept“ wird versucht viel voranzubringen, aber an einem Strang wird nicht gezogen. Genauso wie es sich zumindest mir nicht erschließt zwei parallel, bzw. konkurrierende CO2-Reduzierungspläne zu fahren (Nationale Ziele, wie Deutschlands -40% CO2 in 2020 im Vgl. zu 1990 und den europäischen CO2-Emissions-Zertifikatemarkt. Daher wird das von ein einer pot. frühzeitigen Kohlekraftwerkabschaltung eingesparte CO2 halt zu fast 100% an anderen Orten in Deutschland und Europa ausgestoßen, da andere Kraftwerksbetreiber die Zertifikate übernehmen).
Es ist aktuell nicht möglich Strom von der Nordsee in den Süden zu schicken, u.a. Stichwort Stromtrassen. Deutschland exportiert den Strom in die Nachbarländer wenn er billig ist (viel Wind) oder der Preis sogar negativ ist, und kauft Strom zu wenn der Preis hoch ist (im Falle von Windflaute und z.B. Nacht) in den Nachbarländern ein, die ihre fossilen Kraftwerke a bißerl mehr aufdrehen (z.B. Frankreich oder Polen oder Tschechien - weniger Windkraft und PV) oder grüne Pumpspeicherkraftwerke (Österreichs geographischer Vorteil) nutzen.
Aber für all das kann weder das Kohlekraftwerk in Unterföhring was, noch die SWM, die das Kraftwerk vor gut 20 Jahren umfassend modernisiert hat. Und das war auch nicht Abstimmungsgegenstand gestern.
Da CO2 ja ein rein lokales Problem ist und an Kommunengrenzen und Ländergrenzen halt macht (Ironie), können sich die Initiatoren über das Ergebnis freuen. Dem „Weltklima“, wie gerade in Bonn thematisiert, bringt das alles jedoch leider nix.
@HHeinz:
„Kohle verbrennen um Wasser heiß zu machen“ ist als ein Standbein einer Übergangslösung der (angeblich) effizienteste Weg München bis 2035 oder 2040 (irgendwann in der Zukunft) komplett aus der Geothermie mit Wärme zu versorgen. Ob das so stimmt, keine Ahnung. Aber auch den Umschwung auf Geothermie hat der Stadtrat beschlossen, und wenn der Eigentümer beschließt, müssen die SWM natürlich folgen.
Kohle verbrennen in unmittelbarer Stadtnähe ist vermutlich nicht mehr „State of the Art“ im 21. Jahrhundert und von Anwohnern & erweiterte Anwohnerschaft nicht gewünscht und zieht Proteste nach sich. Verständlich. Da wir aber allgemein relativ dicht besiedelt sind haben es andere Kraftwerke auch nicht leichter. Wasserkraft gibt wenig her, Windkraft wurde durch die sog. 10H-Regel (Abstand Windrad zu Bebauung mindestens 10 mal Höhe des Windrads) in Bayern fast unmöglich gemacht. Stromtrassen ziehen ebenfalls Proteste nach sich. Irgendwo muss Strom herkommen wenn man einen möchte… Nur mit reduzierten Verbrauch und Solardächern auf dem Dach (die im Endeffekt eine Umverteilung von unten nach oben sind, da Eigentümer die EEG-Subventionen einstreichen und viele Mieter diese EEG-Umlage zahlen) läufts halt auch nicht.
Hm, ärgerlich, dass ich den Thread hier erst jetzt entdecke, genau mein Thema :D. Und eigentlich schon wieder obsolet und durch der Thread hier.