Politik allgemein und weltweit

Genau wegen dem tu ich mich da ein bisserl schwer damit. Um die eigentliche Sache Klimaschutz geht’s immer weniger. Würden diese Demos Freitag Abend oder samstags statt finden, könnten auch wirklich so gut wie alle Schüler mitmachen, die auch dabei sein wollen. Es kann sich eben nicht jeder Schüler erlauben ständig freitags den Unterricht zu versäumen. Und die Diskussion würde sich wieder auf die eigentliche Sache konzentrieren.

Hmmm…, ich habe mich jahrelang über die Studenten geärgert.
Bringen ihren Arsch nicht hoch, wenn es um ihre Interessen geht. Nehmen
alles klaglos hin, Ellbogen raus und Hauptsache Bachelor und Master geschafft.
Dann ab ins Berufsleben als Junior Consultant und ran an die Geldtöpfe.

Da kann ich doch jetzt nicht das Schulschwänzen Scheiße finden.
Diese jungen Leute haben erkannt, dass es um die eigene Zukunft geht.
Die Demonstrierer haben mehr verstanden als die Nichtdemonstrierer.

All die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, die sich jetzt über das Schwänzen aufregen, sollten lieber dafür sorgen, dass der Lehrermangel beseitigt wird und tatsächlich kontinuierlich Unterricht stattfindet. Soviel kann ein Schüler Freitags gar nicht durch demonstrieren verpassen, wie ihm entgeht, weil dauernd irgend ein Unterricht ausfällt.

Ich glaube es ist sehr weit verbreitet, dass an Freitagen die Unterrichtszeit (zumindest tendenziell) kürzer als an den anderen Tagen ist. Wäre es in der Hauptsache um’s Schwänzen (möglichst in Verbindung mit Wochenenden) gegangen, dann hieße das ganze sicher #MondaysForFuture.
Natürlich sagt die Logik, dass sich für Freitage auch sicher mehr Leute finden als am Wochenende, das lässt sich nicht leugnen. Aber das ist kein Selbstzweck, sondern nur Mittel, um die nötige Aufmerksamkeit zu erzielen, das muss man schon eingestehen.
Am Wochenende demonstrierende Schüler sind medial keine Schüler mehr, sondern Kinder, maximal Jugendliche. Das mag in den Überlegungen ursprünglich keine Rolle gespielt haben, ist aber ein netter Nebeneffekt. Denn der Begriff „Schüler“ ist in der Konnotation einfach bildungsnäher als das widerspenstige „Kinder“, und „Jugendliche“ sind sowieso alle gerade in der Pubertät und somit unbelehrbar.

Wie @rais schon völlig korrekt angeführt hat, haben „wir“, also die Gesellschaft im Allgemeinen, uns viele Jahre lang über den unpolitischen Nachwuchs geärgert, ja aufgeregt und den Kopf geschüttelt. Obwohl meine Generation da kein Stück besser war, hat es das damals noch nicht (zumindest nicht in dem Umfang) geheißen. Jetzt dreht sich das und es ist auch wieder nicht recht, weil wird ja auf einmal unbequem. Schon witzig eigentlich, wenn man sich das von der Beobachterposition aus ansieht.

Das ist einfach faktisch nicht richtig. Es wäre jetzt leicht, auf Gegenbeispiele wie die DDR oder Venezuela zu verweisen, die ja nicht gerade als Umweltschützer bekannt sind/waren. Aber stattdessen gibt es nur eine einzige große Volkswirtschaft (UK), die eine respektable Reduzierung der CO2-Emissionen erreicht hat (40% ggü. 1990), ohne dass dies die Folge eines wurtschaftlichen Zusammenbruchs war (wie beim Ostblock incl. DDR). So viel Mist die Inselaffen derzeit beim Brexit machen, aber für ihr nüchternes Modell der CO2-Steuer gebührt ihnen Respekt. Und hier ist nachweisbar, dass Ressourcenverbrauch (zumindest in CO2-Emmissionen) entkoppelt vom Wachstum sein kann. Alles andere kann und wird nicht funktionieren auf dieser Welt, oder glaubst du ernzthaft, die USA, China oder die Saudis werden da auch nur ansatzweise mitspielen!? Es ist ganz einfach, wenn Solar-und Windenergie die billigste Energieformen sind, dann wird niemand mehr Kohle/Öl/Gas verwenden. An diesen Punkt wird man kommen müssen, und wenn man die richtigen Anreize setzt, kann er in wenigen Jahren erreicht werden. In den sonnigen oder windreichen Gebieten dieser Welt ist er schon heute erreicht…

Man muss hier natürlich dann aber auch die Absprungbasis betrachten.

Die Briten hatten ja einfach davor 0,00 Filter oder ähnliches auf Ihrem Ausstoß? Da ist natürlich eine Reduzierung einfacher …

@supporter für CO2 gibt es eigentlich keine Kraftwerksfilter (im Gegensatz zu Schadstoffen wie NOx), bzw. die CO2-Abschneidung wäre unverhältnismässig teuer und wird nirgens auf der Welt angewendet. Das einzige, was man machen kann, ist den Wirkungsgrad erhöhen durch moderne Kraftwerke oder Kraft-Wärme-Kopplung. Das wird aber auch in Deutschland sehr selten gemacht. Die Briten schalten halt radikal ihre Kohlekraftwerke ab (wie gesagt, nur noch 7% der Stromerzeugung stammt von der Kohle, verglichen mit ca. 33% in 2013), weil sie aufgrund der hohen CO2-Preise unrentabel sind, verglichen mit Gas oder Windkraft.

Diese DDR Ostblock Venezuela Vergleiche sind sowas von deppert, das hat aber schon gar nichts damit zu tun was ich geschrieben habe, oder in dem verlinkten Artikel steht. Darum geh auf diese Scheinargumente auch nicht mehr ein.

Daher zum Thema:

Der weltweite Co2 Ausstoss steigt jedes Jahr. Seit Paris steigt er auch weiter. Scheint nicht so gut zu funktionieren.

Keiner spielt mit, weil alle der Kapitaverwertungslogik huldigen. Der Markt in einem solchen System kann das nicht regeln, er versagt.
Genauso wie er an vielen anderen Stellen versagt. (genannt seien hier Wohnen, Nahrung, Gesundheit, Verkehr usw). Das Kapital muss sich immer die beste Möglichkeit suchen sich zu vermehren. Wenn es in GB zu teuer wird, dann verpestet man eben dort die Umwelt wo es billiger ist.

Auch Windenergie, Solar usw verbraucht Ressourcen und zwar umso mehr umso mehr der weltweite Energieverbrauch steigt, was er tut und in einer Wirtschaft die auf der Wachstumslogik aufgebaut ist auch muss.

Damit geht es momentan nur über Verbote und Verzicht. Solange es z.b. den Menschen wichtiger ist, dass sie ihr 80kg Lebendgewicht mit 2 Tonnen Autos von A nach B transpotieren kann man auf Vernunft nicht bauen. Diese Beispiele kann man unendlich fortführen, angefangen von Inlands- oder generell Flügen über den Smartphonewahninn bis zu Kreuzfahrten. Solange die Religion Komsum heisst, muss man all diesen Schwachsinn verbieten. Langfristig muss man dem Menschen dann wieder beibringen, dass er sein Glück wonaders findet als im Komsum.

Wie man nicht sehen kann, dass logisch mehr Wachstum immer zu mehr ressourcenverbrauch führen muss (wobei der Ressourcenverbrauch evtl realtiv verlangsam werden kann, aber sich niemals vollständig entkoppeln lassen wird) find ich schon sehr erstaunlich.

Selbst die Produktivtätsfortschritte wirken wie ein Brandbeschleuniger: Ich darf da nochmal aus dem Artikel zitieren:

Das alles ist inzwischen in der seriösen Wissenschaft common sence. Selbst wenn wir sofort aufhören würden fosslle Energien auszustossen kommen wir nicht mehr unter 3 Grad Erderwärmung davon. Weisst du was dann los sein wird auf der Welt?

Ich möchten jedenfalls, in 30 Jahren wenn es soweit ist, mir von meinem Sohn nicht den Vorwurf anhören müssen nix getan zu haben, oder mich mit Scheinargumenten wie du sie nennst mir den Konsumwahnsinn schön geredet zu haben. Jeder kann und muss es inzwischen wissen, wenn er trotzdem nicht entsprechend handelt ist sein Prinzip: Nach mir die Sinntflut.

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die Briten setzen dafür auf Gas (Gas klimaschädlicher als Kohle) und Atomkraft.

DU zitierst die Wirtschaftswoche !? Ganz abgesehen davon, dass die genannte Studie in der Fachwelt zu Recht angezweifelt wird, da von falschen Zahlen ausgegangen wird. Was gar nicht berücksichtigt wird, ist der deutlich bessere Wirkungsgrad von modernen Gasturbinen und der Methanausstoß durch Kohlebergbau. Davon, dass Methan zwar höhere Treibhauswirkung hat, aber schneller in der Atmosphäre abgebaut wird (durchschn. Verweildauer 9 Jahre, Methan ist sehr reaktiv und reagiert mit Hydroxyl in der Atmosphäre) als CO2 (Verweildauer im Bereich von 100+ Jahren, reagiert nicht sondern wird nur von der Erde/ den Ozeanen wieder aufgenommen), ist auch nicht die Rede. Zusätzlich sind Gaskraftwerke deutlich flexibler als Kohlekraftwerke (v.a. verglichen mit Braunkohle), und können so die schwankende Stromerzeugung von Wind und Sonne besser ausgleichen. Die Briten - allen voran die Schotten - sind übrigens auch bei der Offshore-Windkraft mit führend im Ausbau…

Die Übermotorisierung ist tatsächlich ein grosses Problem - bei einer gesalzenen CO2-Steuer und Maßnahmen wie City-Maut und Ausbau des ÖPNV bin ich allerdings sicher, dass man dem ein Ende setzen kann. Ganz ohne Verbote. Ob bei der brutalen Geschwindigkeit der weltweiten Urbanisierung das Auto generell (auf dem Markt) noch eine große Rolle spielen wird in der Zukunft, halte ich sowieso für fraglich - probier mal, in Delhi mit einem X5 von A nach B zu kommen ;-)

willst du dich bei dem Thema echt drüber streiten ob Methan oder CO2 schädlicher ist. Klar ist, schädlich ist beides. Von dem Atommüll und dessen Wirkung auf die Umwelt ganz zu schweigen. Auch GB ist kapitalistisch orientiert muss also wachsen und muss mehr verbrauchen, damit mehr Klimaschaden anrichten wenn es die Funktionslogik seiner Wirtschaft erhalten will. Genau das müssen auf die ein oder andere Art (mal mehr mal weniger klimaschädlich, aber immer mehr des Ganzen) alle Länder tun die, auf Wachstum setzen und das sind alle die Kapitalismus betreiben. Nur in einem geplanten und geregelten Markt, der auf Dauer schrumpft und nicht wächst wäre ein Umlenken möglich. Möglich heisst dabei nicht dass es dort dann zwingend ist wie deine Beispiele DDR, Sowjetunion zeigen.
Es geht um das Grundprinzip, wie so ein geplanter demoktarisch, gesellschaftlich organsierter Markt dann aussehen kann in Zeiten von IT. Das müsste man sich doch zumindest mal überlegen, meinst nicht?
Man schweigt das Thema aber lieber tot und, um den Kreis zu schliessen, verteilt lieber Ordnungsgelder an Eltern deren Kinder an Demos teilnehmen, weil die Jugendlichen diese Dinge relativ ideologiefrei sehen können und sie Existenzängste plagen, sie desswegen auch Freitags auf die Straße gehen und sie in der der Zeit nicht, so wie es das System eigentlich verlangt, sich zu braven, fexiblen, marktkonformen Konsumzombies formen zu lassen.

netter Versuch eines Vergleichs, aber probier erstmal in Delhi gesund zu bleiben :).

Ausserdem versteh ich diese Aversion gegen Verbote nicht. Du sagst es sind Probleme die hoffentlich der Markt regeln wird (was wie oben gesagt allerdings nicht stimmt), wieso sie dann nicht schneller und effektiver gleich regeln?

Der ungeregelte Markt regelt selbstverständlich nichts. Der sorgfältig und einfach geregelte Markt schon. Beispiel Pfandflaschen: weil diese einen Preis haben, werden sie entweder vom Konsumenten zurückgebracht, oder von Flaschensammlern gezielt gesucht und dann zurückgebracht. Die Folge: weniger Verschmutzung und mehr Recycling. Im ungeregelten Markt dagegen hat man den Müll überall und keine Recycling-Kreisläufe. Im falsch geregelten Markt dagegen wir sogar Verschmutzung belohnt, das ist das Riesenproblem das wir mit dem Flugverkehr haben: Kerosin ist tatsächlich steuerfrei, während Bahnfahren über Diesel-bzw. Stromsteuer auch noch künstlich teurer gemacht wird…da braucht man sich natürlich nicht wundern, warum Leute von München nach Hamburg fliegen. In meiner Welt: Kerosin-und CO2-Steuer rauf, wenn der Flug nach HH 200 Euro und die Bahn 50 Euro kosten, dann fliegt keine Sau mehr diese Strecke.

Ich selbst bin übrigens nicht mal gegen Verbote, aber ich bin Realist genug, um einzuschätzen, dass das nicht möglich sein wird. In einem Land wie unserem, wo schon die einfache Forderung nach einem Tempolimit von 130 an politischen Selbstmord grenzt, wird niemand der mit weitreichen Verboten ankommt, auch nur ansatzweise gewählt werden. Es bleibt nur die Möglichkeit, den Menschen Alternativen anzubieten.

Diese Forderung ist mMn nicht „einfach“. Es ist einfach jahrzehntelang gewachsene Freiheit eines jeden Autobesitzers. Leute, Land und Industrie haben sich nun mal gewohnt und da ist es schwer etwas so radikal umzustellen.
Noch dazu, dass dieses Limit ja auch nur ein populistisches Mittel ist, um die Menge auf die Diskussion zu hetzen.

In anderen Ländern ist z.B. die Straßeninfrastruktur auch nicht darauf ausgelegt, höhere Geschwindigkeiten ohne weiteres zu erlauben

passt grade rein wie Arsch auf Eimer

[media]Prof. Dr. Harald Lesch an der TH Köln 2019 | Vortrag Zeitalter des Kapitalozän - YouTube

Erstaunlich radikal, manche würden gar sagen, a Kommunistensau :)

sehr richtig. Vielleicht wäre es besser ein Bußgeld gegen den Bay. Kultusminister zu verhängen, der für 10 Tausende ausgefallene Unterrichtsstunden verantwortlich ist…

erstaunlich wie es Schindluder immer wieder schafft jedes weltweite Problem darauf zu reduzieren, dass daran das KAPITAL schuld ist…gäähn

so erstaunlich ist das nicht, weils einfach der Wahrheit entspricht. Erstaunlich finde ich vielmehr, dass das bei uns immer noch Tabu ist, diese Zusammenhänge anzusprechen, wenn man politisch überleben will.