Das Problem ist halt auch die Masse an unbeteiligte Leuten. Bei den Amas wars gewissermaßen leicht, die heldengedentagsflyerverteiler zu identifizieren und darauffolgend aus dem Stadion zu begleiten. In der Arena und auch im gws bei der Anzahl an Leuten im Block würden solche Verwerfungen unnötige Aufmerksamkeit erregen und unbeteiligte evtl mit hineinziehen. Darum muss man diesem Klientel auf andere Art deutlich machen, dass sie nicht in der Kurve erwünscht sind bzw ihre Parolen unterbleiben lassen sollen.
Sicherlich wirst Du mit solchen Aktionen keine überzeugten Neonazis bekehren oder davon abhalten ins Stadion zu gehen. Wie Du schreibst, werden solche Leute über ein Plakat bloß lachen.
Aber mit solch einer Aktion kannst Du zum einen sensibilisieren und auf Probleme aufmerksam machen. Ich denke dabei an den Flyer des Fanrats zu den „Augsburger Zigeunern“.
Zum anderen setzt der Verein dadurch ein Zeichen und gibt vor, was gewünscht ist und was nicht. Gerade wenn Vorbilder wie Biero sich hier positionieren, hat das durchaus eine Wirkung, vor allem auch auf junge Fans oder solche, die gedanklos alles nachplappern.
Schließlich hast Du dann auch eine bessere Handhabe, wenn es zu diskriminierenden Äußerungen kommt. Denn dann kann einfach auf diese Aktion verwiesen werden. Und Ende der Diskussion.
Ja, und der Verein mit dem Ordnungsdienst sollte konsequent handeln. Strafrechtlich relevant sind nur sehr, sehr wenige Fälle; dazu zählt „Scheiß Jude“ beispielsweise nicht. Aber der Verein hat das Recht, Personen, die so etwas rufen aus dem Stadion zu verweisen. Dazu ist zum einen notwendig, dass das jemand bemerkt, zum anderen, dass der Ordnungsdienst handelt. Daran mangelt es leider sehr oft. Auch, weil der Ordnungsdienst nicht gut genug gebrieft ist.
Tja… und was ist eigentlich aus der Aktion „Kein Spielraum für Rassismus“ geworden?
Man kann zwar den Flyer noch als pdf runterladen, findet diesen aber nur mithilfe Googles. Ebenso einen dazugehörigen knappen Eintrag auf tsv1860.de - bezeichnender Weise unter der Rubriküberschrift „Kurz gebrüllt, Löwe“.
Es ist leider immer schon so gewesen, dass von KGaA- und Vereinsseite her immer nur bei diesbezüglich akuter medialer Aufmerksamkeit Stellung bezogen wird, nach einer Weile das Thema aber gerne wieder sanft über die Tischkante gleiten darf. Und das obwohl eigentlich ungebrochen seit vielen Jahren extrem rechtes Klientel seine Heimat bei den Löwenspielen gefunden hat. Eigentlich kein Wunder, da die Kontinuität der Funktionsträger im Vergleich zur Kontinuität des rechten Problems sagen wir mal eher kurzweilig war. Im Grunde warens stets nur kurze Episoden der Vergegenwärtigung eines andauernden Problems und man zog sich danach immer wohl mit einem quasi guten „schaugts her, mia ham doch was g`macht“-Gefühl aus dem Thema wieder zurück.
Eigentlich schade um die gute Aktion, die meiner Meinung nach permanent und sehr viel prominenter in der Aussendarstellung (z.B. auf Printprodukten wie Vereinsmagazin und auch Tickets, wie auch im Web/Homepage) gepflegt und auch durch wiederkehrende, nicht nur anlassbezogene Aktionen lebendig gehalten werden sollte. Gerade in der inzwischen hitzigen Zeit der nationalen Hysterie, in der sich z.B. eine Frau Petry (ehemals AFD) dafür aussprach, den Begriff „völkisch“ positiv zu definieren und vieles, was vor einigen Jahren noch als geschmacklos rechts und Tabu empfunden wurde, dank AFD/Pegida inzwischen wieder gesagt werden „darf“, Sprache umgedeutet wird, Hemmschwellen bereits deutlich herabgesetzt sind und populistisch verzerrte Darstellungen von Minderheitenproblematiken fröhlichere Urstände feiern können und sogar diskurswürdig sind.
Es ist mir klar, dass man durch die Turbulenzen der letzten 2 Jahre sich auf sportliche und strukturelle Notwendigkeiten konzentrieren muss und auch, dass man hinsichtlich des Marketings und dem neuerdings sich zum Positiven hin gewandelten neuen Image nicht unbedingt mit solchen (eigenen) Problemen wirklich beschäftigen oder gar hausieren gehen mag. Aber was ist eigentlich groß dabei? Man muss von offizieller Seite her ja wegen den Nazihonks in der Kurve nicht ständig jammern und wehklagen und sich entschuldigen und distanzieren und irgendwas klarstellen. Und erst recht nicht irgendwas ankündigen, was dann im Trubel des Alltagsgeschäfts doch nicht ernst- oder dauerhaft umgesetzt wird.
Aber man bricht sich nichts dabei ab, wenn man die immer wieder mal nur kurzzeitig und unter medialen Druck hervorgepressten richtigen und wichtigen Statements als einen permanenten und leicht identifizierbaren Bestandteil der eigenen Corporate Identity einbaut. Nur ein Banner, eine viertel Printseite, eine Durchsage weniger Werbung, vielleicht gegenfinanziert durch einen Sponsor, um Platz zu schaffen für klare Ansagen und Kanten gegen Intoleranz und Rassismus und für ein eindeutiges Löwenselbstverständnis im Sinne des menschenverbindenden Sports. Also echt…
Die Kurve, aktive Fanszene, der einzelne Fan, der Ordnungsdienst… niemand kanns jeweils alleine richten. Dazu gehören alle, auch die offizielle Seite - mit einem entsprechenden Selbstverständnis, das nicht nur punktuell mal herausgestellt wird. Und mit der konsequenten Umsetzung von Hausrecht und Satzung.
Aber im Grunde, wenn ich vergangene Aussagen der LFGR richtig in Erinnerung habe, fängt man mit jedem neuen GF, mit jedem neuen Präsidium von vorn und bei Punkt Null an. Auch deshalb wärs wichtig, das zu einem integralen und personenunabhängigen strukturellen Bestandteil des sympathischen neuen TSV 1860 zu machen.
Vielen Dank für das Anstoßen der Diskussion. Eigentlich wurde ja schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem.
Ich selbst habe zwar nichts mitbekommen (F1, Richtung Haupttribüne), aber es wäre schon ziemlich naiv zu denken, dass sich das Problem, das uns seit Jahren begleitet, einfach in Luft auflöst.
Das Ansprechen und ‚über’s Maul fahren‘ bei entsprechenden Rufen kann hier wirksam sein und ist kein großer Aufwand. Wichtig ist natürlich, dass sich Umstehende ggf. solidarisieren, damit Rassist*innen merken, dass sie von der Mehrheit unerwünscht sind. Für meinen Teil werde ich in Zukunft bewusster auf unangebrachte Schreiereien achten.
Das dürfte wohl bei den meisten (inklusive mir) so sein. Es ist aber halt schon ein Unterschied, ob ich mich rassistisch, sexistisch, homophob etc. äußere oder auf andere Art und Weise schimpfe. Ersteres hat meiner Meinung nach weder im Fußballstadion noch sonst wo was zu suchen.
Ich kann mir auch vorstellen, dass einigen überhaupt nicht bewusst ist, dass/warum das, was sie plärren, nicht in Ordnung ist. Um so wichtiger ist es, denen klar zu machen, warum sie das besser bleiben lassen sollen.
Leute mit einem geschlossen rechten Weltbild, die leider auch zu Genüge in unser Stadion gehen, sind dafür eher nicht zugänglich. Denen sollte aufgezeigt werden, dass sie unerwünscht sind. Klar ist aber, dass wir uns nicht auf die KGaA oder den e.V. verlassen können. Viel mehr ist meines Erachtens ein Zusammenspiel von allen Akteuren (Fans, KGaA, e.V., Ordnungsdienst,…) nötig. Gute Vorschläge wurden hier ja schon u.a. von Calafati und Block H gemacht.
Kurz noch:
Im Block G wurden auch permanent in der letzten Saison rassistische Äußerungen getätigt.
Vor allem Richtung Nono Koussou. „Da rennt unser Neger“. Vom Baumwollepflücken als Training war auch die Rede.
Warum man nicht einschreitet? Da stehen einfach mal 6 bis 8 schwere Jungs und mit Unterstützung durch Umstehende ist wenig bis gar nicht zu rechnen.
Da bekommst dann „lass sie halt“ „so schlimm ist das nicht“.
die AfD steht in Bayern derzeit bei 15 %
Da der Anteil AfD Wähler bei Männern noch deutlich höher ist und rechtes Gedankengut bei Fussballfans auch überdurchschnittlich vertreten ist, kann man davon ausgehen, dass ca. jeder Dritte im Grünwalder Sympathien für die AfD. Hässliche Vorstellung…
Da möchte ich jetzt widersprechen, dass es bei Fussballfans mehr rechte gibt als in anderen Teilen der Gesellschaft. Ein Großteil der Stadionbesucher sind einfach ganz normale Menschen. Ein paar rechte versuchen halt durch Fussball ihr Einflussgebiet zu vergrößern…
Also doch. Hatte Calafati mit ihrem Post Recht. Das Problem sitzt mitten in der Kurve wo die ML meines Wissens das Sagen haben. Und hier im Forum gibt’s für mein Gefühl zuviele Beschwichtiger. Klar ist das Thema nervig und klaut einem die Stimmung. Aber vom Wegwünschen wird’s nicht besser. Ich möchte dazu gern etwas Offizielles hören oder lesen, vielleicht auch im Brunnenmiller. Das Problem, liebe Löwen, wird nämlich unter diesen Umständen, sollte der Fisch vom Kopf her stinken, immer größer. Von ganz allein. Und Politik aus dem Stadion raus halten ist die Strategie der Rechten, wie man aus den Links, die dankeswetterweise von @Block H hier rein verlinkt wurden, erfahren kann.
Wie wär’s mit einem „Nazis raus“-Sprechchor des ganzen Stadions beim nächsten Heimspiel? Blöderweise könnten sich diesmal die Gästefans (Cottbus!) ausschließlich angesprochen fühlen…
sehr richtig und sehr guter Vorschlag.
Hoffe nur nicht, dass wenn alle Betroffenen dem „Nazi Raus Sprechchor“ Folge leisten, das Stadion plötzlich halb leer ist…
Also ich will hier Niemanden in Schutz nehmen o.ä., aber man kann auch nicht davon ausgehen, dass die ML überall in G/H geschweide denn in der ganzen Kurve verteilt sind. Ich stehe da oft mittdendrin und da sind mir solche Sprüche noch nicht aufgefallen.
Als ich letzte Saison einmal woanders stand (war damals mit meinem Vater im Stadion), musste ich leider auch einmal so eine rechte Scheiße hören. Ging auch gegen Nono.
Gegen Nazis raus Sprechchöre habe ich nix, denke aber nicht, dass das was bringt.
@ Moosbauer:
Was soll eigentlich der polemische Schmarrn, den du in deinem letzen Beitrag im letzten Satz schreibst?! Da um zu provozieren und anzukanten.
P.S.: Nazis raus!
Passend zum Thema habe ich heute von einem Laternenpfosten vor meiner Haustüre diesen Aufkleber entfernt.
Der Aufkleber selbst ist nicht neu, in der Größe habe ich ihn aber erst vor Kurzem das erste mal gesehen.