Da es diesen Aufkleber anscheinend schon länger geben soll, vllt ist er von den Leuten aus dem ehemaligen „Block 132“? Einen Gruppennamen hatten die ja nie oder?
Im Gegensatz zu früher gibt es aber nicht mehr DIE eine Gruppe, wie früher die CN oder später die GB. Die ML sind ja eher eine Art Dachverband verschiedener Ultra/Ultra-Nahen Gruppen. Keine Ahnung, wie hierarchisch die strukturiert sind oder ob da ein (oder mehrere) „Alpha-Tiere“ die Richtung vorgeben…
Nach meinem Verständnis sind Ideale von Ultras und von Nazis absolut unvereinbar.
Dennoch gibt es ja bundesweit einige Beispiele bei denen Ultragruppen bei dem Thema von gleichgültig über rechtsoffen bis stramm neonazistisch tendieren.
Jetzt kann ich den ML weder was unterstellen noch ihnen etwas vorschreiben. Ich weiß nur was ich mir wünschen würde: Und zwar eine Kurve und aktive Fanszene, die in solchen Fragen klar antifaschistisch eingestellt ist und auch so auftritt (bitte jetzt keine Wortklauberei und Diskussionen a la Antifa/St. Pauli und den ganzen Kram. antifaschistisch heißt hier einfach klar „gegen Nazis“).
Naja viele Leute die sowas brüllen haben doch nichts gegen Ausländer usw also der Typische Spruch… also gehen ich davon aus, dass die Leute sich dann nicht mal angesprochen fühlen, weil sie sich selbst nicht als Nazis sehen
Natürlich gibt es bei den ML leute, die den Ton vorgeben. Ich möchte mich auch nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen. In den gut 8 Jahren wo ich aktiv dabei war (3 Jahre ist das nun her) bin ich mit meiner antifaschistischen Grundeinstellung in der aktiven Szene nie auf probleme gestoßen. Es gab in den meisten Gruppen ein paar leute, welche eher eine nationale Einstellung haben, jedoch ist da nie einer groß negativ aufgefallen bzw. hat keiner solch einen Müll von sich gegeben im Stadion oder in Zügen, Bussen ect. Bei der CN, BBF, MF, Buam … waren bzw sind viele Leute mit einer linken und toleranten Einstellung. Es sind nun auch wieder andere Leute aktiv, welche ich nicht beurteilen kann. Ich glaube, dass die ML keine lust auf ständige politischen aktionen im Stadion hat (vll einzelne darunter). Aber in einem bin ich mir sehr sicher. Nazis und ähnlichen Abschaum stehen sie nicht freundlich gegenüber. Nationale aktive Löwenfans wurden in der Arena, Auswärts aber vor allem bei den Amateuren regelmäßig in die Schranken gewiesen. Die wurden auch gelegentlich unschön (bzw schön) aus dem Stadion gewatscht. Bin grundsätzlich gegen Gewalt, aber mit solche Rassisten kannst einfach nicht diskutieren. Es gibt in München, Münchner Umland aber auch in Fanclubs in den Regionen vereinzelt Gruppen, wo aktive Neonazis oder andere nazionale Sechzig nutzen, um politisch einfluss zu nehmen bzw leute für sich zu gewinnen. Diese Leute wirst nie ganz weg bekommen. Diese leute findest leider fast bei jedem Verein. Da sag ich nur Augen auf und paroli bieten, wenn diese leute mit ihren feindlichkeiten im Stadion, davor oder danach auffällig werden. Fettes merce an LFGR und andere Leute, welch sich das nicht gefallen lassen!
Man muss das etwas differenzierter sehen. Nicht jeder Rassist ist ein Nazi. Rassismus zieht sich durch weite Bevölkerungskreise, oft tritt er implizit und für den Rassisten selbst als solcher nicht identifizierbar auf. Das soll Rassismus nicht verharmlosen. Aber was ich meine: Gegen Rassismus muss man argumentieren, genauso wie man gegen Sexismus argumentieren muss. Rassistische und sexistische Äußerungen dürfen in der Kurve nicht hingenommen werden. Aber hier ist Überzeugungsarbeit nötig. Nazis, die rechte Symbole zeigen, offen propagieren unseren Staat abschaffen zu wollen und durch ein völkisch-faschistisches Regime zu ersetzen, die die Kurve aktiv zu ihrer Propagandaplattform machen wollen, darf man nicht im Stadion akzeptieren. Da bringt auch ein Gespräch nichts. Diese müssen aktiv aus der Kurve gedrängt werden…so wie damals im GWS.
Ggf könnte man dem Problem von innen heraus begegnen indem wir eine Kurve mit Menschen unterschiedlichster Herkunft bekämen. Das wirkt doch alles sehr „biodeutsch“. Das ist aber nicht steuerbar…
Fanfreundschaften und Freundschaftsspiele mit antifaschistischen Szenen und Vereinen könnten auch etwas bewirken. Der Verein / die Szene könnte sich auch auf CSD, Demos oder Großkundgebungen zeigen.
Im Endeffekt muss jede/r gute Löwe/Löwin immer und stetig Augen und Ohren offenhalten und bei Vorkommnissen permanent irritieren (Nachfragen, zur Rede stellen).
Hierzu und zu der Frage, ob es im Fußball mehr Rechte gibt als in der gesamten Gesellschaft möchte ich folgendes anmerken (aus einer alten Präsentation zum Thema „Rechtsextremismus im Fußball“):
Generell sind Rechtsextremismus und Rassismus ein gesamtgesellschaftliches Problem; Abwertungsmuster sind tief in der Gesellschaft verankert.
Das Stadion kann aber als Lupe gesehen werden, unter der sich Ressentiments verdichtet entladen können.
Zwischen Fanszene und rechten Kulturen gibt es einige Gemeinsamkeiten und Verbindungen:
[list][]starker Männlichkeitskult
[]Freund-Feind-Denken
[]hierarchisierendes Denken
[]Autochthonie-Konzept
[]Gemeinschaftsgefühl, Kameradschaft
[]ähnliche Werte: Loyalität, Identifikation, Kampfkraft, Ehre, Heimat
[]Autorität: strenges Regelwerk; Befehl, Gehorsam und Bestrafung
[/list]Rechte nutzen Parolen der Fans für ihre Zwecke:
[list][]vs Polizei → vs Staat
[]Heimische Talente → vs Migranten
[]vs Kommerz → vs Globalisierung
[/list]Zudem bieten Fußballspiele die Möglichkeit körperlicher Auseinandersetzungen.
Die Anonymität im Stadion, fehlende Sanktionen und die Möglichkeit in einer breiten Öffentlichkeit zu agieren bieten einen weiteren Anreiz.
In der Regel ist das gemeinsame Bekenntnis zum Verein wichtiger als politische Differenzen („Politik aus dem Stadion). Es werden daher oft auch Personen mit rechte Meinungen toleriert, z.B. der Stimmung wegen.
Viele deiner Punkte zeigen im Grunde eine Kritik des Bestehenden.
Gegen Vereinzelung/Individualisierung → Gemeinschaftsgefühl/Kameradschaft
Gegen Entfremdung/reine Verwertbarkeit → Loyalität/Identifikation etc.
Gegen die Globalisierung/Kommerz → zurück zu den Wurzeln
Gegen den Staat.
Und eine Kritik am Bestehenden kann natürlich reaktionär sein, sie bietet aber mindestens genauso viele Anknüpfungspunkte an fortschrittliche Gesellschaftsvorstellungen.
Ich hatte (zumindest in den letzten 10 Jahren) auch eher den Eindruck, dass die Ultra-Bewegung in Deutschland eher fortschrittlich ist und eher teilweise mit alten Hools zu kämpfen hat (Braunschweig und Bremen würden mir da spontan einfallen).
Die Proteste gegen die neuen Polizeiaufgabengesetze zeigen das m.M.n. auch ganz gut (in Bayern und in NRW).
Die Grundeinstellung, dass Nazis, die ihre Gesinnung im Stadion offen zur Schau stellen wollen, bei uns nichts zu suchen haben, steht außer Frage. Das man irgendwelchen (Suff-)Pöblern, die Spieler aufgrund ihrer Hautfarbe beleidigen, über’s Maul fahren muss, ebenfalls.
Dass aber nun unsere „Kurve“ (ist das nur G(H, oder die gesamte Kurve?) in ihrer Zusammensetzung, da zu viel „weiß“, zu viel „deutsch“, zu viel was-weiß-ich ein Grundproblem darstellen soll, finde ich an den Haaren herbeigezogen. Ebenso die Frage, wie wir unsere Kurve „multikulturalisieren“ können (so habe ich das zumindest verstanden). Das ist mir dann doch zu konstruktivisitisch und realitätsfremd. Böse Zungen könnten da gar behaupten, dass das dann wieder Rassismus im positiven Sinne ist.
Und ob es nun aber die Aufgabe eines Sportvereins ist, am CSD oder auf dementsprechenden Demos teilzunehmen, wage ich zu bezweifeln.
Ich glaube, wir sollten das ganze an den tatsächlichen Gegebenheiten im Stadion orientieren und dann zielorientiert handeln. Ansonsten drehen wir uns im Kreis und keinem ist geholfen.
So wie ich den Beitrag von LöweFFM gelesen habe, geht es ihm hier weniger um eine „multikulturalisierung“ der Kurve von außen.
Man darf sich aber schon auch mal selber die Frage stellen, weshalb das Gesamtbild im Stadion von weißen Männern bestimmt wird. Ich möchte das gar nicht bewerten. Aber bei Nazis kommt ja immer der Hinweis, man habe es ja schließlich mit einem Querschnitt der Gesellschaft zu tun. Richtig. Aber warum spiegelt sich das oft nicht in der Vielfalt im Stadion wieder? Dafür gibt es Gründe. Und da lohnt es sich zumindest sich selbst zu hinterfragen. Nicht mehr und nicht weniger.
Ist ja nicht so, dass es bei uns nicht, auch zahlreiche löwenfans mit migrationshintergrund gibt, nicht nur ehemalige vorsänger tragen davon Rechnung. Oft seh ich bei meinen kumpels halt, dass sie den verein ihres Vaters etc (so wie viele löwenfans halt auch) als lieblingsverein übernehmen, sei es Besiktas, napoli, paok etc., und in münchen gibt’s halt auch den Branchenführer, der oft als hiesiger zweitverein dient.
Dass löwenfans mit migrationshintergrund dumm angemacht werden, hab ich gottseidank noch nie mitbekommen, weil dann würds gewaltig scheppern!
Es ist tatsächlich so, dass die Ultrabewegung in Deutschland in den letzten Jahren zunehmend politischer geworden ist. Ich würde sagen, in beiden Richtungen. Im Gegensatz zu Italien, wo die Ultrabewegung entstanden ist und sich an den Protestformen der politischen Linken orientiert hat, war die Ultrabewegung in Deutschland zunächst unpolitisch. Erst in den letzten ca. 10 Jahren kamen politische Aspekte hinzu. Auf linke bzw. antifaschistische Bestrebungen einzelner Ultragruppen haben rechte Fans reagiert, so dass es hier zu offenen Auseinandersetzungen kam (siehe Aachen, Duisburg, Braunschweig, Bremen etc.). So etwas gibt es in Italien schon seit Jahrzehnten.
Viele Utragruppen haben sich zunehmend politisch positioniert. Je nach Größe der Gruppe und Position in der Fanszene konnte sich dann ggf. auch eine politische Haltung durchsetzen - in die eine oder die andere Richtung. Dabei spielt die Haltung und die Außendarstellung des Vereins auch eine bedeutende Rolle.
Bei 1860 ist es so, dass der Verein sich kaum positioniert und für alle Fans offen ist. Dazu kommen die Geschichte des Vereins im Nationalsozialismus, die mangelnde Aufarbeitung und auch die finanziellen und sportlichen Probleme. Es fehlen seit Jahren die Ressourcen sich um Diskriminierung und Rechtsextremismus zu kümmern (zumindest wird es so dargestellt; ich denke schon, dass hier Spielraum wäre). Und ich meine auch, dass bei 1860 seit Jahren die befürchtung besteht, durch eine klare Positionierung sich angreifbar zu machen und Fans bzw. Kunden zu verlieren. Auch Nazis zahlen schließlich Eintritt; und gerade in Zeiten der AA war jeder zahlende Gast wichtig.
In Hinblick auf die Ultras ist es bei uns leider (wieder) so, dass „die Alten“ sehr viel zu sagen haben und auf sie gehört wird; und unsere „Alten“ sind leider alles andere als links…
Dieser Ausdruck vom „Spiegelbild der Gesellschaft“ wird nicht nur von Nazis, sondern auch von andere Seite immer gerne wieder gebraucht, oft als Rechtfertigung. Da stellt es mir immer wieder die Haare auf…
Das stimmt nicht und hat auch nie gestimmt; deutlich sichtbar wird dies, wenn der Anteil der Frauen im Stadion von Personen mit Migrationshintergrund betrachtet wird. Da reicht es schon, einmal mit offenen Augen durchs Stadion zu schauen.
Ja, und das hat alles seine Gründe. Einfache Frage hierzu: Wer fühlt sich hier wohl?