Ich stelle den Beitrag mal in die Fankurve, da das Thema den TSV 1860 ja durchaus auch betrifft: Sowohl im Abstiegsfall als auch in der 3. Liga, wenn es darum geht, ob drei oder vier Mannschaften absteigen und/oder die 3. Liga evtl. im Zuge der Regionalliga-Reform erweitert wird.
Es werden bereits einige Möglichkeiten diskutiert, wie die Reform der Regionalliga aussehen soll. Ziel ist es, dass alle Regionalliga-Meister aufsteigen sollen und die Fahrtstrecken für Viertligisten erträglich bleiben sollen. Wie sich herausstellt ist das die Quadratur des Kreises. Folgende Vorschläge stehen im Raum:
1.) Man könnte die fünf Regionalligen beibehalten, alle fünf Meister aufsteigen lassen, die 3. Liga auf 22 Mannschaften aufstocken und die Anzahl der Absteiger aus der 3. Liga auf 5 erhöhen. Dagegen sträuben sich aber die Vereine der 3. Liga. Schließlich müssten dann die ohnehin verhältnismäßig knappen TV-Einnahmen unter noch mehr Vereinen aufgeteilt werden und die Planungssicherheit würde bei fünf Absteigern noch einmal erheblich vermindert. Die ohnehin schon hohe Insolvenzgefahr erhöht sich dadurch noch einmal. Insgesamt 42 Saisonspiele pro Club würden auch viele englische Wochen bedeuten, was weder Fan noch Mannschaft freut. Außerdem würde die mit Abstand größte Regionalliga aus dem Südwesten mit den anderen vieren gleichgestellt werden, obwohl sie deutlich mehr Vereine und Mitglieder vertritt. Diese Variante scheidet daher wohl aus.
2.) Bei vielen Fans populär wäre die Lösung, die 3. Liga wieder in eine Nord- und Südstaffel einzuteilen. Problematisch ist hierbei, dass es bis 2022 einen TV-Vertrag mit der Deutschen Telekom zur aktuell eingleisigen 3. Liga gibt. Eine Zweiteilung würde die sportliche Qualität vermindern und den Aufwand für die Telekom erhöhen (da mehr Spiele). Des Weiteren würde eine Zweiteilung auch bedeuten, dass wieder mindestens 2x16=32 Vereine sich die TV-Einnahmen teilen müssten. Erneut würden finanzielle Nachteile für die aktuellen Drittligisten entstehen, die Lücke zur 2. Bundesliga würde sich vergrößern. Da die 3. Liga den Regionalligen durch einen vierten Absteiger in den beiden kommenden Saisons bereits entgegen gekommen ist, und die Auflösung der eingleisigen 3. Liga das Eingeständnis eines Scheiterns seitens des DFB wäre, scheint auch diese Variante ausgeschlossen.
Also braucht es eine Verminderung der Anzahl der Regionalligen von fünf auf vier. Nur wie?
3.) Man könnte Deutschland einfach in die vier geographisch ungefähr gleich großen Teile Nord (Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen), West (NRW, Rheinland-Pfalz, Saarland), Ost (neue Länder+Berlin) und Süd (Bayern+Baden-Württemberg+Hessen) aufteilen. Problem hierbei: Der Norden und vor allem Osten des Landes sind deutlich dünner besiedelt als der Westen und Süden. Dementsprechend gibt es dort auch deutlich weniger Fußballvereine und weniger Vereinsmitglieder. Eine rein geographische Einteilung würde den Westen und Süden extrem benachteiligen und ist somit in den dortigen Verbänden nicht mehrheitsfähig.
4.) Statt Deutschland in vier geographisch gleich große Teile zu unterteilen, könnte man versuchen, die Einteilung ungefähr nach Einwohnerzahlen, Verbandsmitgliedern oder der Anzahl der Vereine im jeweiligen Gebiet vorzunehmen. Eine mögliche Lösung wäre dann eine Regionalliga Nord (Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin), West (NRW), Südwest (Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen, Baden-Württemberg) und Südost (Bayern, Thüringen, Sachsen). Problem hier: Reisen vom Emsland in die Lausitz, vom Allgäu an die polnische Grenze, vom Schwarzwald in den Harz. 2012 wurde die Anzahl der Regionalligen von drei auf fünf erhöht, um genau solche Reisen für Amateurkicker in der höchsten Amateurklasse zu vermeiden. Wenn man dem Buschfunk vertraut, scheint das dennoch die wahrscheinlichste Lösung zu sein. Das würde aber womöglich zum massenhaften Regionalliga-Verzicht von Vereinen gerade aus dem Norden und Osten führen. Eine erneute Reform wäre eine Frage der Zeit. Blöd.
5.) Stattdessen könnte man sich von der starren Einteilung der Vereine nach Landesverbänden oder Bundesländern lösen und die Regionalligisten so in vier Ligen einteilen, dass die Summe der Fahrtkilometer aller Mannschaften minimiert wird. Diese Lösung scheint aber in den Landesverbänden unpopulär zu sein, weil sie die Gestaltung der Auf- und Abstiegsregelung in den darunter liegenden Ligen erschwert und Landesverbände geteilt werden würden. Ein Beispiel: Es könnte passieren, dass aus allen vier Regionalligen hessische Vereine in die Hessenliga absteigen. Die Planung der nachfolgenden Saison der Hessenliga wäre praktisch unmöglich. Außerdem hätte man dann wieder Fälle wie vor 2012, dass Vereine einzeln aus ihrem Verbandsgebiet gelöst werden, wie z.B. Mannheim 2010, das damals plötzlich in der West-Liga landete. Und auch weite Reisen wären bei dieser Regelung immer noch sehr wahrscheinlich.
6.) Die Übergangslösung wird zur Dauerlösung: Der Südwesten bekommt einen festen Aufsteiger, zwei weitere Regionalligen auch, und die restlichen beiden Regionalligen spielen Relegation. Wer wann aufsteigt wird alle zwei Jahre ausgelost. Problem: Ein Meister steigt gar nicht, zwei Vereine durch pures Losglück auf.
Das ist also alles nix und keine deutliche Verbesserung zur aktuellen Situation. Es ist also a bisserl Kreativität gefragt, mir persönlich gefällt daher dieser Vorschlag ganz gut:
7.) Erweiterung auf sechs Regionalligen durch Trennung des Südwestens in zwei Ligen. Verminderung der Mannschaften pro Regionalliga auf 14 (6 Regionalligen x 14 Vereine = 84 Vereine, statt bisher 5x18=90 Vereine). In allen Ligen gibt es eine Vorrunde aus Hin- und Rückspiel (26 Spiele) bis März. Die ersten Sechs jeder Liga qualifizieren sich für die Aufstiegsrunde, in der sie auf die ersten sechs Vereine einer (!) anderen Regionalliga treffen. Insgesamt gibt es also drei Aufstiegsrunden à 12 Vereine. In der Aufstiegsrunde gibt es Hin- und Rückspiel gegen alle ersten Sechs der anderen Regionalliga, die Ergebnisse gegen die qualifizierten Vereine aus der eigenen Regionalliga werden in die Aufstiegsrunde mitgenommen. Somit käme man auf 38 Spiele pro Saison (26 Vorrunde+2x6 Aufstiegsrunde). Die Meister der drei Aufstiegsrunden qualifizieren sich für die 3. Liga. Die Vereine der Plätze 7-14 spielen in ihrer eigenen Regionalliga die Absteiger aus, das heißt es gibt keine Verzahnung mit einer anderen Regionalliga, um kleineren, strukturschwächeren Vereinen lange Fahrten zu ersparen. Damit wären alle Wünsche erfüllt: Meister steigen auf, Aufstieg durch sportliche Konstanz und nicht oftmals Glück oder Pech in 2x90 Minuten, weiterhin kurze Fahrten in Liga 4, nur drei Absteiger und damit höhere Planungssicherheit in Liga 3.
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