Naja, nichts gegen differenzierte Figuren beim Tatort. Aber mit diesen psychischen Problemen sind alle drei eigentlich dienstuntauglich. Das erscheint mir dann doch etwas viel. Und wie bereits geschrieben würden mich Ermittlungen zum Fall tatsächlich mehr interessieren, als irgend welche persönlichen Probleme.
Aufarbeitung Tod Kommissarin Drama
Alzheimer Vater Kommissar Drama
Kollegin sitzt am Platz der toten Kommissarin Drama
Kino Tochter Drama
Vermeintliche Abholung Mutter aus der Haft für Tochter Drama
Kommissarin im Schlafsack Panikattacke Drama
Verdächtige samt Sohn Drama
Drogenmilieu Drama
Gentrifizierung Drama
und dabei habe ich wahrscheinlich noch die Hälfte der Dramen übersehen.
Wie heißt es so schön: Man kann es auch übertreiben.
Hab mir grad einen sehr seltsamen Ösi-Tatort angeschaut. Seltsam deshalb, weil zwar Harald Krassnitzer einen der Kommissare gab, das Ganze aber in Tirol spielte und Bibi mit dabei war, aber als tatverdächtige Nebendarstellerin. War aber rel. neu mit den auch sonstig aktiven österreichischen Akteuren.
Die zwei Schabracken waren aber ein Highlight des Tatorts. Überhaupt der ganze Friseursalon war ein Traum. Da war die Welt auch noch in Ordnung, auch wenn das Klischee von den 50er Jahre Tapeten troff.
Genau DAS ist der Punkt. Deshalb stehen Depri-Faber und seine verstörten Kolleginnen schon seit Jahren auf meiner schwarzen Liste. Der Tatort wird heutzutage als Vehikel für alles Mögliche benutzt. Bloß ermittelt wird kaum noch. Kriminalistik alleine scheint nicht mehr spannend genug zu sein.
Ich glaube, ich werde demnächst mal ne längere Abstinenz-Phase einläuten. Mich jeden Sonntag wieder über den gleichen Mulch zu ärgern, kann’s ja irgendwie nicht sein…
Ich kann dich beruhigen: Früher war nicht alles besser. ich hab mir in den letzten Tagen ein paar alte und ein paar uralte TOs angeschaut.
Stichwort: Kressin, Schimanski und Haferkamp - FURCHTBAR!
Stellenweise nur Bild, kein Ton, dann wieder Daueruntermalung durch i-welche damals ‚moderne‘ Musik, wildeste Schusswechsel und Verfolgungsjagden, Macho-Sprüche en masse, Gleichberechtigung, was ist das?, Rauchen, Saufen, Frauen verprügeln, … Nein, danke! Dann schau ich mir lieber den Depri-Peter an.
Wobei, der Schimanski stach da schon wieder positiv heraus …
Irgendwie hab ich das nicht so ganz überrissen. Ging es da um einen Überfall von damals (vor 30? Jahren, wäre das nicht tatsächlich schon verjährt) oder um einen heutigen von einer „neuen“ RAF-Generation (was ja kompletter Blödsinn wäre)?
Ich rede ja garnichtmal von Schimanski - der spaltete damals durchaus auch die TV-Nation…
Ich will einfach nicht mehr wissen, wer welche Pillen schmeißt, wer als Kind vom Fahrrad gefallen ist und wessen Tochter vielleicht unter Bulimie leidet etc. Interessiert mich nicht. Ich will spannende Krimis sehen!
Fast wünscht man sich ja inzwischen den ollen Derrick zurück. War der verheiratet, hatte der Kinder, machten die Probleme? Niemand wusste es. Interessierte auch niemanden. Solange Harry pünktlich den Wagen holte, war alles gut. Doch, früher war schon das ein oder andere besser…
Seit Wochen geb ich mir fast jeden Tag eine Folge „Der Alte“ und muss feststellen, dass das wesentlich abwechslungsreicher und unterhaltsamer ist als das neue Zeug.
Ich schau mir die alten Sachen manchmal einfach gerne als Zeitreise an. Die alten Autos, Häuser, Kleidung. Wie die Leute drauf waren. In München kennst dann auch noch jedes Eck. Das ist schon schön zu sehen, bzw. sich zu erinnern wie es mal ausgesehen hat, oder sich an Situationen zu erinnern.
Ich war von der Kressin-/Haferkamp-Zeitreise eher ‚not amused‘: Tankwagen von BP, gelbe Telefonzellen, überall wird geraucht, Antennenwälder auf den Häusern, fast alle Männer tragen Anzüge - außer sie sind Handwerker, dann tragen sie einen Blaumann, fast alle Frauen tragen Kostüme oder Kleidchen und Hütchen - außer sie stehen in der Küche, da tragen sie eine Schürze, …
Das einzige, das sich in den 40 - 50 Jahren wenig geändert hat, sind die saufenden, grölenden, prügelnden Fußballfans …
Ich hatte ja nicht behauptet, dass ich mit einem verklärenden Blick darauf geschaut habe. Aber doch mit einem Gefühl, dass man etwas kennt, was so jetzt nicht mehr ist. Vielleicht schwer zu beschreiben. Natürlich war der Kressin ein Deutscher James Bond für Arme incl. dem kompletten Sexismusportfolio. Bei manchen Szenen ist der Smog auch fast zu riechen. Alle Klischees werden bedient, aber diese zeigen halt auch wo wir her kommen, und erklärt manches auch noch heute. Das geraucht wurde, ja mei. Erinnere dich an Club 2 im ORF. Kleiner Widerspruch. Die Ultras sind Waisenknaben, gegen die saufenden, grölenden und prügelnden Fußballfans in den 70ern und 80ern.
Wenn ich einen alten München- oder Wien-TO sehe, verkläre ich auch ein bisschen und werde wehmütig. Ich versuche Straßenzüge oder Bars oder Drehorte zu erkennen und erinnere mich an meine Jugend.
Aber diese alten Ruhrpott-/Köln-/Sonstwo-TOs sind schon harter Tobak.