Den Churlinov im DFB Pokal gegen Schalke auch. Immerhin Nationalspieler der Typ
Ich habe mich sehr gefreut, als ich heute die Nachricht las, dass Köllner geht.
Jetzt sitze ich mit Bier zu Hause und lasse noch mal die letzten paar Jahre Revue passieren. Ich will da gar keine Analyse machen, aber bisschen in Erinnerung schwelgen. Fußball ist nicht nur das Heute; wäre es nur das Heute, wären wir Löwenfans immer nur mies gelaunt. Irgendwie lebt der ganze Zirkus auch immer von dem, was wir uns erhofften, erträumten, feierten - und wo wir scheiterten.
Ich erinnere mich noch an die Nachricht, dass Köllner der neue Trainer wäre. Die Abendzeitung zitierte ihn aus der Pressekonferenz: „Wenn wir die nächsten fünf Spiele gewinnen, sind wir auf einem Aufstiegsplatz.“ Und ich dachte mir, „Was für ein Vogel, der ist der Letzte, den wir brauchen…“
Ich las die Kommentare in dem AZ-Artikel und jemand schrieb, dass das Zitat aus dem Zusammenhang gerissen sei, man könne es auf youtube nachschauen. Habe ich gemacht - stimmte - und diese Pressekonferenz machte mich zum Köllnerfan.
War für mich echt bissl wie die Klopp „We all have to become believers“-Antrittsrede. So viel, von dem, was Köllner damals sagte, hat er umgesetzt. Habe sie immer wieder angeschaut, ich fand’s großartig.
Er startete gut, zig Spiele ungeschlagen. Er wurde in einer PK gefragt, wo denn noch Verbesserungspotenzial sei - man hatte ja zuletzt so toll gespielt. Köllner stöhnte auf: „Ha, tausend Sachen…“ Und alles, was er aufzählte, war richtig. Nach seinem „…wie wir unsere Konter ausspielen, ist eine Katastrophe…“ merkte er (wie ich interpretiere), dass er öffentlich redete und formulierte medienkonform um: „…auch bei den Kontern haben wir Verbesserungspotenzial.“
Das war eine Zeit, wo jeder Konter unter Biero damals eine, genau: Katastrophe war. Da passierte willkürlich irgendwas, was unter Umständen mit Glück oder Zufall oder gegnerischem Patzer zu einer Chance führte. Oder eben auch nicht.
Aber unter Köllner wurden die Konter plötzlich gut, da war ein Konzept dahinter, eine Idee, ein Plan - und es war geil!
Er hat damals in den Pressekonferenzen viel über Fußball geredet. An welchen Themen gearbeitet wird, wie es mit der Jugendarbeit aussieht, wie Stärken- und Schwächeprofile von Spielern sind, welche technischen und taktischen Aufträge ein jeder Spieler hat, wie er die Dinge ganzheitlich sieht. Er begründete Entscheidungen ausführlich (gerne: sehr ausführlich), erklärte, warum er dies oder jenes tat. Er ging mit Belkahia Eishockeyschauen und mit Neudecker joggen - um auch so den Jungs die Gelegenheit zu geben, mit ihrem Trainer zu reden, Dinge zu besprechen, zusammenzufinden.
Seine erste ganze Saison. Wir hatten plötzlich Spielkontrolle, Ballbesitzspiel! Das ging nie 90 Minuten, aber anfangs 20 Minuten, dann mal 30 Minuten, irgendwann 40, vielleicht sogar die ganze Hälfte. Das komplette Spiel kriegten wir nie hin. Aber wir starteten oft verdammt gut in die Partie. Wenn wir früh das 1:0 machten, haben wir die Gegner aus dem Stadion geschossen. Kantersiege, wie ich sie als Löwenfan kaum erlebt hatte. 4:1 Lübeck, 6:1 Halle, 3:0 Lautern, 5:0 Mannheim, 4:0 Halle, 3:0 Lautern, 3:0 Magdeburg (3-Ballberührungen-Tor vom Lexi…).
Wenn wir nicht in Führung gingen, wenn wir zig Chancen versemmelten (ihr erinnert euch an unsere miese Chancenverwertung? Die haben wir überwunden, kaum noch Chancen erspielt…) - dann wurde es eng. Meppen 1:1 war so ein Spiel zu Hause. Es war in dieser Zeit, als wir Staude verpflichteten: um in solchen Spielen für Überraschungsmomente zu sorgen. Irgendwie hatten wir dann kaum noch solche Spiele. Hm.
Köllner redete viel Schwurbel über Corona, aber er erfasste auch mal was Wichtiges. Als unser Meisterkapitän Peter Grosser verstarb, erzählte er, dass er kurz zuvor mit ihm telefoniert hatte; dass ihm der Lockdown zu schaffen machte, dass es Grosser abgehe, unter Leute zu gehen. Ich will Corona nicht kommentieren, aber Köllners Feingefühl hier imponierte mir. Und dass er offenbar wirklich kurz zuvor mit ihm geredet hatte. Ich war 1966 nicht dabei, aber wir alle kennen das Bild von Grosser mit der Schale - und für mich ist das ein ganz, ganz Wichtiges. Ja, ich will wohl, dass Sechzig erfolgreich Fußball spielt, aber es ist mir auch wichtig, dass ein Trainer den Verein versteht. Damals tat er es, der Köllner.
Gewiss, wir waren eine Plattform für ihn, eine Bühne zur Selbstdarstellung: aber der hat sich mit dem Publikum dieser Bühne auseinandergesetzt, der wollte checken, wie der Verein tickt, der macht nicht vor allen den Hampelmann, der hat sich bei uns echt wohl gefühlt - und wollte was zurückgeben. Und da hat er während des Lockdowns einfach auch mal den alten Meisterkapitän angerufen und gefragt, wie es ihm geht.
Und der hat der einen Dame auf der Geschäftsstelle (seit 30 Jahren dabei) bei der Pressekonferenz zum Geburtstag gratuliert, der hat bei dem Drama von Vinzenz und Lorenz bei Magenta darüber gesprochen. Der hat das ernst genommen, was in dem Verein abging und welche Leute den Verein prägten und was die beschäftigt, die dem Verein die Stange halten.
Ich will hier nichts analysieren und nichts Kluges sagen. Mir geht’s hier nicht um die Doppel-6 oder schlechte Auswechslungen oder ob wir mit einem 4-2-3-1 locker Erster wären. Bei Sechzig will ich einfach auch was fühlen. Und das tat ich unter Köllner. Am Ende war’s Wut und Enttäuschung, ja, aber es waren auch geile Jahre. Und alle Pissmiesepeter, die immer nur alles schlecht reden und schon immer alles besser wussten und schon bei der ersten Leistungsdelle das unvermeidlich final-korrekte Urteil gefällt hatten: Hut ab. Ich habe es nicht so früh erkannt. Ich freue mich trotzdem, Löwenfan zu sein.
Verzeiht meine bierige Rührseligkeit.
Danke!
Volltreffer
schöner Teilaspekt eines vielschichtigen Trainers und Menschen, und bei allem Brass, den wir so geschoben haben…das sollte man nicht vergessen
Respekt, ich hab mich da jetzt wirklich auch selbst ertappt als Pissmiesepeter
Genau das denke ich mir auch . Er war kein Heilsbringer aber er tat der Löwenseele sehr gut . Leider wurde es jetzt aber zum Schluss sehr krude , und seine Äußerungen zu Quatar da war er bei mir leider unten durch .
Corona, Ukrainer, Katar, Trainingslager oder das „keiner soll was sagen … aaaaaaber ich …“ hat schon extrem zum Sockelabbau seines Denkmals beigetragen.
Was hat MK eigentlich zu C, U und Qu von sich gegeben? Ist wohl an mir vorbeigegangen bzw. hab ich vlt nicht als daneben empfunden…
ein heißes Thema. Alles zu diesen Themen führt nur dazu, dass Du schnell in einer Schublade landest - von beiden Richtungen.
Während er beim Lauterbach vor dem Fanclub der Landtagsfraktion und unter Anwesenheit der Münchner Presse gefordert hatte „ihm endlich das Handwerk zu legen“, fand er beim Komplex Quatar eher angesagt, dass sich Sportler doch auf das Wesentliche konzentrieren und das gastfreundliche Land genießen sollten. Zum Krieg in der Ukraine meinte er allerdings sich äußern zu müssen, inhaltlich waren seine Einlassungen eine Mischung aus dem, was man von Wagenknecht, AfD und Lula hören kann.
Unabhängig von persönlichen Sichtweisen zu den einzelnen Themen, das sind einfach schöne Beispiele dafür, dass man es sich halt genau so drehen kann wie man es braucht. Er hatte am Ende einfach seine Mitte verloren und damit auch die Glaubwürdigkeit. Wobei das eben nur Bausteine sind, da gab es ja auch die Fälle sechzger.de und db24 und den Umgang mit dem Plagiator Power. Am Ende einfach in der Summe zu viel.
Na und, dann landet man halt in einer Schublade.
Kein Grund seine Meinung nicht zu äußern.
Was Corona betrifft hatte er im Übrigen vollkommen recht.
Wann und wo er sich dazu geäußert hat ist eine andere Baustelle.
@Mr.Micawber
Alles richtig und alles sehr treffend.
Aber ist es nicht umso tragischer, dass derselbe Mann, dem man zweifelsohne dieses Zeugnis für die Anfangszeit bei uns ausstellen kann, wie du es getan hast, auch eine riesige Reihe an Bockmistdingen in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit fabriziert hat und das diametral zu dem Verhalten, wie er es noch wie von Dir beschrieben, zuvor an den Tag gelegt hat?
Das ist doch im Endeffekt das, was viele so gestört/schockiert/frustriert hat.
Insofern würde ich, wenn ich einen Teil deines sehr treffenden Beitrags durchstreichen müsste, diesen hier streichen:
Kaum einer hat hier bereits beim ersten negativen Einschlag die Fackel aus dem Keller geholt. Aber die Einschläge kamen in den letzten Monaten einfach sehr sehr oft und irgendwann war man - war Michael Köllner - waren wir alle in einem Abwärtsstrudel, bei dem sich das eine teilweise durch das andere bedingte.
Ich zum Beispiel glaube, dass Michi Köllner bei 1860 noch genau der Michi Köllner wäre, wie du ihn beschrieben hast, wenn es die „50 minus 1“-Fraktion nicht gäbe. Aber ob das wahr ist, werden wir nie erfahren.
mir persönlich sind Schubladen völlig gleichgültig, aber es verleidet mir oft die Diskussionbereitschaft. Ich bin da ehrlich gesagt ziemlich müde was das angeht. Meiner Meinung nach hat sich gerade in der Streitkultur bei uns ziemlich viel verändert und das finde ich schade. Aber vielleicht bin i einfach nur a oida weißa Depp worn
MK weiß halt was das Volk hören will
Er wäre ein sehr guter Sektenführer ^^
Leider ja , er war meiner Meinung nach das was wir gebraucht hatten nach dem ganzen 2 Liga Chaos in den Jahren zuvor . Jemand der sich mal mit 1860 auseinandersetzt und nicht die selbe Trainerschiene bei 1860 fährt . Er hätte seine persönlichen Privaten Ansichten Privat sein lassen sollen und es nicht der Welt mitteilen müssen .
Da liegt der Hund begraben!
Man mag zu Corona, Qatar, dem Ukraine-Krieg, dem Weltgeschehen und und und stehen, wie man will - wir haben schließlich Meinungsfreiheit - aber sie als FUßBALLTRAINER ungefragt!! in die Welt hinauszuposaunen, steht mE einem MK nicht zu. Das hat für mich nichts mit Schubladen zu tun. Ich hätte mich auch geärgert, wenn er eine andere Meinung vertreten hätte.
Zuletzt konnte ich mir die - anfangs sehr gern gehörten PKs - nicht mal ansatzweise mehr antun.
Ich war ein großer Fan, hab mich riesig gefreut, als er bei uns Trainer wurde und auch ein privates Glückwunsch-Video und ein signiertes Shirt von ihm zum Ruhestand bekommen, aber wer hoch steigt, kann tief fallen, auch in meiner Sympathie!
War das wirklich ungefragt oder hat die Presse gefragt, um mehr Zeilen zu haben?
Gezwungen werden sie ihn nicht haben ;)
Im „man-möge-Lauterbach-das-Handwerk-legen“-Fall zum Beispiel war er einfach nur in Redelaune und das kam definitiv in dieser Schärfe ungefragt.