Ich finds sehr interessant und gut was du hier über deinen Arbeitgeber bzw deinen Arbeitsplatz berichtest. Aber inwieweit die derzeitigen Forderungen der Gewerkschaft da Abhilfe schaffen sollen verstehe ich nicht. Mehr Geld verstehe ich, das ist klar, da würde die Bahn ja auch mitmachen. Die kürzere Arbeitszeit (bei vollem Lohnausgleich) verschärft doch viele von dir genannten Probleme immer mehr. Eigentlich müsste man sogar die wöchentliche Arbeitszeit wieder erhöhen, das würde Entlastung bringen. Ich weiß, nicht gerade populär sowas zu sagen aber mehr Personal wird die Bahn auf die Schnelle nicht auftreiben können. Das sind halt teilweise auch die Folgen der immer kürzeren Arbeitszeiten, das betrifft ja auch viele andere Arbeitsbereiche und nicht nur die Bahn. Für mich sind 39 oder 40 Stunden die Woche absolut ok, habe damit kein Problem da ich grundsätzlich gern arbeiten geh. Ich persönlich war fast 30 Jahre im Handwerk selbständig, bin jetzt seit ein paar Jahren wieder fest angestellt. Viele Angestellte können sich nicht vorstellen was für ein logistischer, finanzieller und personeller Aufwand auch nur eine Stunde Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit für den Arbeitgeber bedeutet. Gerade zu Zeiten wo überhaupt kein Personal zu bekommen ist. Ich will die Bahn überhaupt nicht in Schutz nehmen, der Laden ist total im Arsch, über Jahre kaputt gemacht worden. Aber meiner Meinung nach gehen die Forderungen der Gewerkschaft in diesem Fall absolut zu weit und sind nicht erfüllbar.
Persönlich stehe ich eigentlich in diesen Konflikten immer auf Seiten der Arbeitnehmer.
Was ein Herr Weselsky aber dabei abzieht, ist aus meiner Sicht mit nichts zu rechtfertigen. Dem Mann gehts nicht um seine Klientel und nicht um die Lokführer, sondern nur um sein Ego.
An Stelle der Bahn würde ich mich weigern mit diesem Herrn zu verhandeln. Es gibt Grenzen.
Weitere Verhandlungen erst, wenn Weselsky ausgetauscht ist!
Wenn gestreikt wird werden vorher normalerweise die Mitglieder in einer Urabstimmung befragt.
Den Ansatz von Dir verstehe ich voll und ganz. Hier ist das klassische Henne-Ei-Problem bei dem man sich im Gespräch sehr gut und sehr lange im Kreis drehen kann. Quasi der berühmt berüchtigte MV-Kreisverkehr :-) . Ich persönlich habe auch erstmal gestaunt als ich die Forderung sah und musste ebenso erstmal grübeln ob das die Lösung für den Personalmangel sein könnte. Ehrlich gesagt weiß ich es auch nicht. Vielleicht. Letztlich kann ich persönlich nur meinen jetzigen Alltag nehmen, die Auswirkungen auf den Personalmangel, das was aktuell getan wird um Personal zu bekommen oder auch vergleichbare Themen heran ziehen bei denen ähnlich gehandelt wird.
Die aktuelle Forderung ist ja, bis 2028 in zwei oder drei Schritten (beginnend 2026) die Arbeitszeit um insgesamt 3 Wochenstunden zu senken. Aktuell ist es ja so, dass sich nur wenige bewerben und die aktuellen Mitarbeiter abwandern. Die künftigen Ruheständler würde ich mal ausklammern weil die sowieso gehen. Unabhängig davon ob eine 45, 40, oder 20 Stunden Woche eingeführt wird.
Nehmen wir mal das Szenario, dass der Personalstand so bleibt wie er ist. Es werden dadurch nicht weniger Züge fahren. Die Mitarbeiter werden de facto auch nicht weniger arbeiten. Unter dem Strich bleiben mehr Überstunden (= mehr Geld). Es wäre schlicht eine Gehaltserhöhung zu späterer Zeit. Chancen dafür schätze ich als gut ein, weil weniger Leute kündigen und mehr Leute den Job attraktiv fänden. Das ist in etwa die gleiche Auswirkung wie die Erhöhung des Rentenalters. Die breite Masse arbeitet nicht länger, es wird halt schlicht mehr von der Rente abgezogen → Rentenkürzung.
Ebenso passiert das natürlich in geringerem Ausmaß, wenn zum Stichtag X mehr Mitarbeiter da sind als jetzt. Die Chance hierfür schätze ich persönlich auch als gut ein, weil der Job dann für mehr Leute attraktiv ist und sich bewerben / bei der Bahn bleiben.
Jetzt kommt das, was viele befürchten und wo es hakelig wird…der Personalstand sinkt weiterhin. Die Bahn wäre gezwungen hier gezieltere Maßnahmen zu ergreifen. Sei es in ihrer Effizienz, aber besonders im Hinblick auf den Umgang mit ihren Mitarbeitern. Und sie müsste mal ihren Ansatz für Personalgewinnung überdenken. Seit Jahren werden immer wieder die gleichen Dinge versucht, die schon vor 5 Jahren nicht funktioniert haben. Momentan wird immer nur am eigentlich Problem vorbei gearbeitet. Personalchef A sagt: Ja, ich habe doch 25 Leute eingestellt. Es sind zwar völlig untaugliche Leute, aber für ihn passt das - Ziel erfüllt. Der Personaler darunter bekommt dann schon leichte Probleme weil von den 25 Leuten nur 20 bei ihm ankommen (aus irgendwelchen Gründen). Und so geht es weiter, dass plötzlich nur noch EINER übrig bleibt. Und der hilft Dir dann auf die Gesamtheit auch nicht mehr viel. Das kann sich die Bahn dann einfach nicht mehr erlauben. Und sie hätte aber sogar ein hervorragendes neues Argument um Mitarbeiter zu werben. „Mehr Geld tuts ja auch“ - Jein. Weil branchenübergreifend oder auch im europäischen Vergleich stinkt hier die Bahn einfach total ab. Da müsste das Lohnplus schon extrem hoch ausfallen.
Ich bin der Meinung: Wichtig wird es sein, die aktuellen Mitarbeiter zufrieden zu stellen damit sie bleiben und die interessierten Leute dazu zu bringen sich zu bewerben. Weil an interessierten Leuten mangelt es nicht. Siehe HHeinz. Er ist da kein Einzelfall. Ganz im Gegenteil. Die Leute bewerben sich aber nicht weil es von den Rahmenbedingungen her schwierig ist (24/7, 365 Tage - auch Weihnachten und Silvester), riesen Verantwortung für tausende Menschen täglich, bei gravierenden Fehlern auch persönlich haftbar, Bezahlung solala, nicht ganz so nette Fahrgäste (zumindest manche von ihnen), man überfährt hin und wieder jemanden, etc. etc.
Weil nach den jetzigen Rahmenbedingungen ist alles ausgeschöpft. Es kommt nicht mehr viel nach und die aktuellen Mitarbeiter sind reihenweise am Kündigen. Wenn man es schafft zumindest den aktuellen Personalstamm zu halten, lässt sich eine Diskrepanz auch deutlich leichter auffangen als mit weniger Mitarbeitern. Das hast Du ja schon gesagt wie es für Dich gewesen wäre. Bei 5 Mitarbeitern ist es schwer 1 zu ersetzen. Bei 20 Mitarbeitern ist es schon viel leichter. Und wenn die Bahn hier nicht grundlegend etwas getan wird, dann wird das Eisenbahnsystem in sich zusammenbrechen.
Und jetzt lasse ich mal den internationalen (europäischen) Vergleich mal weg. Da wirds von den Bedingungen und vom finanziellen her für die Bahn richtig bitter. Man steht hier natürlich auch in einem Mitarbeiterwettbewerb, bei dem man ziemlich schlecht abschneidet.
Das wäre ungefähr so, als würdest Du sagen „Cristiano Ronaldo ist nur nach Arabien gewechselt um es sich nochmal zu beweisen“. Dieser Mann muss niemandem etwas beweisen. Er ist Eisenbahner durch und durch. Im Gegensatz zum Bahnchef, zum S-Bahn München Chef, etc. Er kennt das System. Er ist auch noch da, während die früheren Chefs schon lange weg sind. Sprich: Er hat sehr viel Ahnung von der Materie. Wenn es um sein Ego ginge, wäre er nämlich vor längerer Zeit Personalvorstand der Bahn geworden. Hat er abgelehnt weil er sich vom Konzern nicht verbiegen lassen wollte.
Außerdem: Ego … der Mann ist wahrscheinlich der unbeliebteste Deutsche. Seine Telefonnummer und seine Privatadresse wurde sogar mal von einer Zeitung veröffentlicht. Er wird von Bahn und Medien alle paar Monate übelst durch den Dreck gezogen. Aber die Mitarbeiter mögen diesen Mann. Wieso wohl? Er ist Gewerkschafter und macht genau das was er soll. Ohne ihn würde z.B. der Lokführer immer noch 1.600 Brutto verdienen. Und das ist tatsächlich noch nicht soooo lange her.
Rentenpaket II wird ja richtig geil, so wie Abschaffung von Steuerklasse 3 und 5.
Wie hart will der Staat den Mittelstand ficken?
Deutscher Staat: Ja!!!
Das hat doch nur unterjährige Folgen. Bei abgabe der Stuererklärung stehst du ghenauso da wie vorher. Ebenso kannst du StKl 4 bereits jetzt prozentual gemäss des Einkommens der Partner aufteilen.
Ja schon geil, wenn ich auf 5k unter dem Jahr verzichte, heißt ich geb dem Staat einen unverzinsten Kredit von 5000 €
Deswegen die %-aufteilung, die du anmelden kannst.
Ist aber eh nur ne halbgare reform. Das Ehegattensplitting gehört eh schon lang abgeschafft
Familien mit Kindern brauchen aber das Ehegattensplitting, weil das mehr Netto im Monat bedeutet.
Dann sollens den Kinderfreibetrag/Kindergeld bzw Kindergrundsicherung erhöhen.
Ach komm, als Nächstes erwartest du vielleicht noch eine Vermögenssteuer
Man will damit die ganzen Frauen in Vollzeit Arbeit stecken, dafür aber keine Betreuungsplätze für Kinder schaffen usw…
Vermögenssteuer wäre nicht ungut.
Aber genau so unrealistisch, wird einfach Zeit für einen Traktor als Familien Fahrzeug.
„Es gibt Studien, die zeigen durchaus, dass diese Steuerklassenkombination III/V den Zweitverdiener davon abhält, arbeiten zu gehen oder mehr zu arbeiten, von daher sollte sich diese Reform jetzt auf jeden Fall positiv auf die Arbeitsanreize auswirken und damit eben auch auf die Gleichberechtigung in einer Ehe.“
Genau das ist der Wille danach, aber ändert, tut sich nichts, weil der andere Partner würde ja gerne mehr arbeiten, aber ist in Deutschland nicht möglich bei dieser Kinderbetreuung.
Und natürlich hat der Staat keine Mehreinnahmen dadurch, aber die Familien haben weniger Geld im Monat.
Hier ein Beispiel:
Partner 1 geht arbeiten verdient 50k ist in Steuerklasse 3 Frau ist im Minijob (3 Kinder)
Partner 1 geht arbeiten verdient 50k ist in Steuerklasse 4 Frau ist im Minijob (3 Kinder)
Bei Faktor weiß ich gar nicht, ob Faktor 0,01 geht, vielleicht ist hier ja ein Steuerberater und kann es erklären was da möglich ist.
Also fehlen 3.957 € im Jahr, im Monat hat die Familie also 329 € weniger zum Leben, klar bekommt sie das am Ende des Jahres zurück, aber hilft der Familie im Monat jetzt nichts.
Hier sollte die Lösung sein, nicht im Minijob, sondern sozialversicherungspflichtig zu arbeiten. Ist auch besser für die Rente irgendwann mal
Zumal die Midijobs eh viel besser gestellt sind Sozialversicherungsrechtlich…
Ja tolle Idee, ich gebe es mal dem Arbeitsmarkt und dem Kindergarten + Schulbetreuung weiter, vielleicht können sie ja es ja einrichten.
Wenn man glaub, man bekommt eine Rente in 30 Jahren :D, da ist jeder € in den Aktienmarkt besser angelegt als dort.