Danke für Deine Antwort. Zumindest für die Sommerperiode fehlt mir da die Phantasie. Dabei glaube ich nicht unbedingt an falsche Tests sondern dass sehr viele die „positiv“ getestet werden komplett oder nahezu symptomlos bleiben werden.
Es wird nicht so gezählt aber jemand der nichts weiter aufzuweisen hat als einen positiven PCR Test ist für mich nicht krank. Und selbst wenn derjenige leichte Symptome hat könnte man vielleicht sogar darüber diskutieren. Ein Gesundheitssystem überlastet so jemand jedenfalls nicht.
So wie das in England gemacht wird finde ich es nicht gut denn so kann man nicht einschätzen welche Maßnahmen besonders effektiv wirken aber dass man in den Sommermonaten eher lockert bleibt für mich nachvollziehbar und richtig. In England dürften die Menschen erwartet dass dieser Zustand jetzt so bleibt, daran mag ich noch nicht so recht glauben.
Das stimmt, die höchste Inzidenz der letzten 14 Tage herrscht in Louisiana mit einem demokratischen Gouverneur. Aber von den 10 Staaten mit der höchsten Inzidenz haben 8 einen republikanischen Gouverneur und 4 davon gehören zu den Staaten mit dem geringsten Anteil an komplett Geimpften. Wie gesagt, ein interessanter Feldversuch…
Leider scheint sich nicht unbedingt zu bestätigen, dass die Infektionen im Sommer generell zurück gehen, Corona also eher ein Problem der Wintermonate ist. Momentan steigen die Zahlen, wenn auch glücklicherweise von einem relativ geringen Ausgangsniveau. Es ist aber definitiv Sommer. Also ist das Argument leider wohl nicht schlüssig.
Viele unserer Politiker sagen, die Inzidenz kann bei steigender Impfquote nicht mehr die alleinige Kennzahl für Einschränkungen/Lockerungen sein. Das würde ich genauso sehen. Problem nur: An die Automatismen, ab bestimmten Inzidenzwerten wieder bestimmte Einschränkungen einzuführen, geht keiner ran. Die zwangsweise zu verhängenden Maßnahmen bei überschreiten bestimmter schwellenwerte, sind immer noch in Kraft.
Täglich überbieten sich die sogenannten Fachleute damit, welche Impfquote zur Erreichung der Herdenimmunität nötig ist. Heute habe ich sogar schon gelesen, wir brauchen 95% Impfquote. Ich warte nur darauf, bis der erste mehr als 100% Impfquote ins Spiel bring. (ja, ich habe in Mathe schon soweit aufgepasst um zu wissen, dass mehr als 100% nicht geht)
Ich bin ohnehin der Meinung, dass der Begriff Herdenimmunität quatsch ist. Die Bevölkerung verhält sich mit ihren Kontakten halt nicht wie eine Schafherde überschaubarer Größe.
Und zur Impfquote. Hier kann man auch alles schlecht reden. Die wird ja immer im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung berechnet. Aber es können sich ja schonmal ca. 9 Mio Menschen momentan gar nicht impfen lassen, da unter 12 Jahren. Hier gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff. Für weitere ca. 3,5 Mio gibt es zumindest keine Impfempfehlung der Stiko (12-15 Jahre alte Personen)
Besser, man würde als Bezugsgröße aller Personen über 18 nehmen. In D also ca. 69 Mio Personen. Das wären für mich die maximal heranzuziehenden impffähigen. Keine Ahnung, wie groß die Anzahl derer ist, die sich grundsätzlich nicht impfen lassen wollen. Nehmen wir die mal mit nur 10% an (dürfte eher gering geschätzt sein) dann kommen wir auf 62 Mio impfwillige über 18 Jahre.
Davon sind jetzt ca. 50 Mio einmal und knapp 38 Mio komplett geimpft. Der Anteil der unter 18 Jährigen hierbei dürfte relativ gering sein. Plötzlich schaut unsere Impfquote schon ganz anders aus.
Wenn ich jetzt also die aktuelle Impfquote nicht im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung nehme, sondern der (angenommenen) impfwilligen über 18, dann sieht es wie folgt aus.
Einmal geimpft: 80,6%
Komplett geimpft: 61,3 %
Das finde ich keinen schlechten Wert. Jetzt kann gerne jemand sagen, man kann sich alles schön rechnen. Ich halte das aber für wesentlich realistischer, wenn ich den Erfolg der Imfkampagne bewerten will. Da macht es wenig sinn in die Bezugsgröße Menschen einzubeziehen, die sich a) nicht impfen lassen können und sich b) definitiv nicht impfen lassen werden. Dann wird auch klar, warum sich das Impftempo jetzt verlangsamt. Wenn wir bei 80% angekommen sind ist es eigentlich nur natürlich, dass es jetzt deutlich langsamer voran geht.
Auch klar, Corona verbreitet sich unter der Gesamtbevölkerung, egal ob sich jemand nicht impfen lassen kann oder will. Aber um zu sehen, wo wir mit den Impfungen stehen, finde ich diese Betrachtungsweise wesentlich ehrlicher.
Das ist aber nur schöngerechnet, was du da machst. Denn die Leute, die du rausrechnest, können sich ja trotzdem infizieren, und den Virus weitergeben.
Es muss also die Quote der Impffähigen soweit steigen, dass diese nicht mehr ins Gewicht fällt.
Trotzdem halte ich ich von der Herdenimmunität wenig. Ein wenig die Karotte vor der Nase des Esels.
Es gibt jetzt die Möglichkeit, sich zu schützen, wenn man es will → Impfung
Wer das nicht will, geht freiwillig das „Risiko“ einer Infektion ein → jedem sein persönliches Recht!
Und viele, die nicht geimpft werden dürfen, haben kaum ein Risiko, selbst wenn sie sich infizieren → Kinder
Also, warum muß spätestens in 2-3 Wochen, jemand fremdes für uns Entscheiden, was wir dürfen, und was nicht?
Warum hängen sich eigentlich immer alle an diesen Inzidingszahlen auf?
Meiner unmaßgeblichen Meinung nach ist der R-Wert viel interessanter. Der Pegelstand ist doch unwichtig; relevant ist, ob das Wasser sinkt oder steigt. Oder seh ich das falsch?
Jaein. Inzidenzwert ist inzwischen obsolet. Auch der R-Wert ist nur bedingt aussagekräftig.
Der besagt ja auch nur, wieviel Leute mittels Tests positiv sind. Nicht wieviel Leuten es schlecht geht…
Eigentlich zählt nur, wieviele Leute im Krankenhaus liegen und behandelt werden müssen, und ob die Krankenhäuser das packen.
Jetzt musste ich extra nochmal nachschlagen. Und… Du liegt falsch.
Der R-Wert ist ja die Reproduktionszahl und gibt nur an, wie die Entwicklung der Infektionen ist. Je höher dieser Wert, desto schneller steigen die positiven Tests.
Der sagt aber nix, zur schwere der Erkrankung aus!
Hab mich vielleicht bisschen falsch ausgedrückt. Die inzidenz und r-wert haben weiterhin eine aussagekraft bloss erlauben sie halt viel höhere grenzen. Und wenn dann müsste man die neu festlegen. Eben mal akzeptieren dass eine inzidenz 200 nix mehr wildes ist
Wir hatten eine +500er inzidenz. Und so wild war das jetzt auch nicht. Allerdings halte ich zu diesem Zeitpunkt die damaligen Maßnahmen immernoch für angemessen. Die heutigen aber nicht mehr.
Leider eben nicht, wie ich schon geschrieben habe. Ich höre das zwar jeden Tag so von den Politikern, aber in den Landkreisen, die jetzt ein paar Tage über 35 oder über 50 liegen, werden sie in Kürze große Augen machen. Denn da greifen automatisch wieder Einschränkungen nach Inzidenzwerten. Man sollte halt nicht nur davon reden, dass jetzt (auch) andere Kriterien herangezogen werden müssen, sondern auch entsprechend handeln.
Sehe ich halt nicht so. Wenn ich heute lese, wir brauchen 95% Impfquote, dann ist das nicht erreichbar. Um 95% Impfquote zu erreichen, müssten sich knapp unter 79 Mio Menschen impfen lassen. Und die Impfstoffe sind momentan für max. 74 Mio Menschen zugelassen. Also selbst wenn wir bei den Ü 12-jährigen 0 Impfverweigerer hätten würden wir auf max. 89% Impfquote kommen können. Und da sind die, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, nicht eingerechnet. Die Größenordnung kenne ich nicht. Und eine Impfverweigererquote von 0 ist völlig unrealistisch. Also sehe ich die Gesamtbevölkerung als Bezugsgröße für nicht sinnvoll. Das schürt nur Panik wenn jetzt „Experten“ sagen, wegen Delta brauchen wir 90% oder sogar 95% Impfquote. Weil das selbst theoretisch nicht erreichbar ist.
Genau deswegen halte ich nix mehr von der Herdenimmunität. Wenn diese angegeben Werte erreicht werden müssen, dann schaffen wir das ganz einfach nicht. Da gilt es auch nicht, es schön zurechnen.
Is ja keine Schande, etwas nicht zu schaffen. Dann müssen halt andere Lösungen her.
Aber weiter so lassen, wie es war, geht halt nicht. Es haben sich Parameter geändert.
Werte steigen natürlich wieder. Bei uns sogar um 100%. Auch wenn wir die @bluelady jetzt gleich das Rechnen beibringen wird. Wir sind hier seit langem wieder von 0 auf 1.38 gestiegen. Was für ein Horror!
Die 0,38 sind übrigens rein rechnerisch ermittelte Kranke, die es nicht gibt, sondern nur in die Statistik eingehen…
Zunächst mal danke für deine Rechnung zur Impfquote.
Die verdeutlicht mir, dass - mal wieder - kaum die „böse“ Bevölkerung das Problem ist, sondern vielmehr die Umstände es sind.
Es gibt drei Einfluss-Kategorien: die Umstände (z.B. Outdoor vs Indoor), die Regeln (leeres Stadion vs volles Stadion) und das Verhalten.
Das Verhalten schlägt einfach alles.
Ich hab von einer Modellierung gelesen, bei der man rechnerisch von 15 relevanten Kontakten pro Person und Tag ausgegangen ist. Bei 80 Mio Personen sind das 1,2 Mrd Kontakte am Tag!
Diese sehr theoretische Überlegung hilft mir zu verstehen, dass die Anzahl und der Umgang mit diesen Kontakten das alles Entscheidende ist.
Die Kombination von größerer Sorglosigkeit und ansteckenderer Delta-Variante lässt jetzt die Zahlen wieder ansteigen.
Aus der Nummer wird man schwer rauskommen.
(Fast) keiner will einen neuen harten Lockdown.
Wird noch spannend, vermute ich.