Ab 11 Oktober sollen die Tests ja wohl überwiegend kostenpflichtig sein. Da wird sich wohl kaum noch jemand freiwillig testen lassen.
Und ich gebe dem Schweinfurter schon recht, dass sich ein geimpfter normalerweise nicht mehr testen lassen muss. Selbst als Kontaktperson eines nachweislich infizierten.
Ich finde die Diskussion 2G / 3G aber irgendwie typisch für unsere Politik. Mit 2G will man ja nur den Druck erhöhen, dass sich ungeimpfte doch impfen lassen. Entweder sollte man jetzt die Eier in der Hose haben uns sagen: „wir führen eine Impfpflicht ein“ oder man bleibt bei 3G. Aber da müsste man halt dann mal Flagge zeigen. Also machen wir jetzt lieber 2G, kommen an der Impfpflicht vorbei (die ja unsere Politiker überwiegend ausgeschlossen haben) und hofft, dass sich die Impfquote trotzdem erhöht.
Ich bin weder Arzt noch Virologe, aber ich finde die Impfquote die wir haben, gar nicht so niedrig. Ich habe gestern ein paar Grafiken mit der Coronaentwicklung verschiedener Länder gesehen. Dabei ist mir aufgefallen, das die Verlaufskurven annähernd identisch waren. Unabhängig davon, welche Maßnahmen in den einzelnen Ländern getroffen wurden. Ob die Impfquote jetzt bei 63% oder 71% liegt, ist vielleicht gar nicht so entscheidend. Und überraschenderweise gehen ja die Fallzahlen seit ca. 9 Tagen relativ deutlich zurück, die Kurve macht einen deutlich sichtbaren Knick nach unten. Und das, obwohl weder schärfere Maßnahmen eingeführt wurden noch sich die Impfquote dramatisch erhöht hat. Und verglichen mit letztem Jahr, ging da die Kurve relativ steil weiter nach oben und dieses Jahr knickt sie relativ deutlich ab. Ob das den Impfungen geschuldet ist oder etwas anderem kann ich nicht beurteilen, wäre für mich aber einigermaßen plausibel.
Und das überbieten bei der Impfquote, bei der wir Herdenimmunität erreicht haben halte ich für Nonsens. Herdenimmunität ist ein theoretischer Wert, der vielleicht bei einer Tierherde zutrifft, aber bestimmt nicht bei einer Bevölkerung mit absolut unterschiedlichem Kontaktverhalten.
Und was wollen wir mit Herdenimmunität eigentlich verhindern ? Jegliche Infektion, Infektionen mit leichten Symptomen, Infektionen mit schweren Symptomen und evtl. Klinikeinweisungen ? Hab schon den ersten gehört der gesagt hat, bei der Delta-Variante brauchen wir für die Herdenimmunität eigentlich eine Impfquote von 100% Ich warte jetzt auf den nächsten, der 105% Impfquote in den Ring wirft, auch wenn das mathematisch unmöglich ist.
Für mich steht mittlerweile nur noch der Schutz der unter 12 Jährigen im Raum, auch wenn die eher selten schwer erkranken. Die können sich halt momentan nicht impfen lassen, selbst wenn sie oder deren Eltern das wollen würden. Und natürlich eine relativ kleine Anzahl von Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Das dürfte aber eine überschaubare Anzahl sein.
Ansonsten ist jetzt jeder seines Glückes eigener Schmied und kann für sich selbst entscheiden, ob er mehr Angst vor einer Coronainfektion oder vor einer Coronaimpfung hat. Da hat sich der Staat jetzt langsam wirklich zurückzunehmen.
Und das Überbieten mit Horrorszenarien hängt mir mittlerweile echt zum Hals raus.
Gestern dazu gelesen, auf was ich schon gewartet habe.
Helge Braun hatte vor 8 Wochen bis zur Wahl einen bundesweiten Inzidenzwert von 850 für möglich gehalten, wenn sich die Impfquote nicht deutlich erhöht. Hat sie in dieser Zeit nicht wirklich. Aber die Inzidenz ist halt stand heute glaube ich bei 65. Eine unbedeutende aber leichte Differenz zu 850.
Aber anstatt mal zu sagen, ok, die Prognose war ein Griff ins Klo rechtfertigt er das so: Ohne diese Mahnung wäre 3G nicht eingeführt worden und 3G hat letztlich verhindert, dass seine Prognose eingetroffen ist. War irgendwie klar.