Der Juli 14 war noch eine andere Zeit. Ich glaub, man muss da schon nach „vor Sarajevo“ und „nach Sarajevo“ unterscheiden. Vor Sarajevo war ein Krieg in großen Teilen der Menschen in Deutschland völlig unvorstellbar –wie heute. Jahrzehntelang Friede, eine dank Goldstandard im Prinzip einheitliche Währung, Reisen ohne Visa (wenn man es sich leisten konnte). Klingt ein bisschen nach EU heute. Und dann, von einem Tag nach dem anderen das Unglaubliche. Ich will euch ja nicht langweilen, aber ich bring mal ein Zitat aus Stefan Zweigs „Die Welt von gestern“ :
„Wenn man heute ruhig überlegend sich fragt, warum Europa 1914 in den Krieg ging, findet man keinen einzigen Grund vernünftiger Art und nicht einmal einen Anlaß. Es ging um keine Ideen, es ging kaum um die kleinen Grenzbezirke; ich weiß es nicht anders zu erklären als mit diesem Überschuß an Kraft, als tragische Folge jenes inneren Dynamismus, der sich in diesen vierzig Jahren Frieden aufgehäuft hatte und sich gewaltsam entladen wollte. Jeder Staat hatte plötzlich das Gefühl, stark zu sein und vergaß, daß der andere genauso empfand, jeder wollte noch mehr und jeder etwas von dem andern. Und das Schlimmste war, daß gerade jenes Gefühl uns betrog, das wir am meisten liebten: unser gemeinsamer Optimismus. Denn jeder glaubte, in letzter Minute werde der andere doch zurückschrecken; so begannen die Diplomaten ihr Spiel des gegenseitigen Bluffens. Viermal, fünfmal, bei Agadir, im Balkankrieg, in Albanien blieb es beim Spiel; aber die großen Koalitionen formten sich immer enger, immer militärischer…
Langsam – allzu langsam, allzu zaghaft, wie wir heute wissen! – sammelten sich die Gegenkräfte.“
@Randpositionslöwe : Es war eine andere Zeit, die Schärfe in den Worten eine komplett andere Ebene.
Wenn ich den gestrigen SZ Leitartikel von Kurt Kister lese - sorry, der hat es nicht verdient mit der Presselandschaft 1914 verglichen zu werden.
Wenngleich ich dem @Peru zustimme, ein „Ereignis“ wie am 28.(!?) Juni 1914 kann natürlich Sachen bewegen.
Von damals zu heute einen Vergleich zu ziehen (man findet natürlich a paar Gemeinsamkeiten) ist mEn nicht passend.
Kannst du die Schularbeit hier einstellen. Wäre sicher interessant, hab ich bisher nichts online gefunden.
Ernsthaft ?
Boah, da müsste ich mal in meinem alten Kinderzimmer bei meinen Eltern suchen
Eines steht in diesem Konflikt leider heute schon fest. Der politische Verlierer heißt ganz klar Deutschland. Danke Rot/Grün
Das kommt davon wenn nur die Wirtschaft regiert und das Business über Bündnis, der Gewinn über den Menschenrechten steht.
Das Perfide daran ist dass es aber als Friedenshaltung rhetorisch rüber kommt, wo links und rechts dem latenten Antiamerikanismus gefrönt werden darf.
Pfui Deife, Deutschland…
Viele; meistens im Herbst.
(scnr)
Wird Zeit, dass D nochmal nachlegt … bitte zu jedem Helm 'ne Rolle
Inhaltlich sag ich nix zu, jedoch:
Rot-Grün-Gelb. Die FDPler sind ja auch Regierungspartei.
Nach den Aussagen der FDP in den Medien, werden Sie wohl überstimmt. Deswegen…Danke Rot/Grün
Warum also die aggressive russische Rhetorik, warum die ständigen provokativen Truppenaufmärsche an der ukrainischen Grenze, warum die Ultimaten? Warum gießt der Westen noch weiter täglich Öl ins Feuer?
Darum: In der Tat ist die gegenwärtige Situation der Aufgeregtheit und Anspannung – im direkten Gegensatz zu einer tatsächlichen Eskalation – für alle Beteiligten politisch höchst nützlich und angenehm. Russland spielt sich wieder in die ersehnte Rolle als Großmacht und ist nach langer Zeit wieder in einer Position, in der es bilateral mit den USA über europäische Sicherheit verhandeln kann – dies gab es nicht seit dem Ende des Kalten Krieges.
Die USA nützt die Möglichkeit, ihr seit Afghanistan beschädigtes Image als „global leader“ zu stärken. Und nicht zu vergessen ist auch das Interesse der Ukraine: Deren Regierung bekommt die Möglichkeit, nach innen von Korruption und gesprochenen Versprechen abzulenken und sich nach außen hin als Opfer russischer Aggression zu stilisieren, was Zugang zu westlichen Waffenlieferungen, großzügigen Kredite und Milliarden von „Entwicklungshilfe“ verschafft.
„Die Helme bekommen wir schon aus Deutschland. Die Gewehre hätten wir bitte gern aus Belgien, wenns geht, und die Flugzeuge aus Frankreich. Und die Knobelbecher aus Italien.“
Kübelwagen aus England? Aber wenn‘s geht mit dem Lenkrad auf der richtigen Seite….
Dass Waffenlieferungen in andere Staaten schnell zum Bumerang werden können haben die USA (und ihre Verbündeten) ja spätestens jetzt in Afghanistan erlebt. Angefangen von der Aufrüstung der islamistischen Mujaheddin gegen die Russen bis zur offiziellen afghanischen Armee dann wieder gegen die Taliban. Die Taliban mussten jetzt nicht mal dafür bezahlen. Zumindest blieben die Gewinne der amerikanischen Rüstungsindustrie im eigenen Land.
„Damit reagierte Russland auf ein Sendeverbot des deutschsprachigen Programms seines Staatssenders RT DE.“
Versteh ich das jetzt richtig? Weil der „Staatssender“ verboten wurde (ich weiß, dass der mit Vorsicht zu genießen ist), hat jetzt Russland im Gegenzug einen anderen Sender verboten?
Ich bin jetzt wahrlich kein Russland bzw. Putin-Fan…
Aber: russischer Sender wird verboten → kein Skandal, deutscher Sender wird verboten → Skandal?
Oder hat ich da irgendwas missverstanden?
Wenn ich es richtig verstehe, aber da werden mich sicher gleich welche berichtigen:
RT hat bis heute keine notwendige Lizenz beantragt (die Diskussion gibts seit längerem), ihre Mitarbeiter können trotzdem normal arbeiten.
Bei der dt. Welle ist alles seit Jahrzehnten eingespielt, und jetzt darf man da nichts mehr, auch die Journalisten haben keine Akkreditierung mehr.
OK… Das ist natürlich was anderes und danke für die Info…
Lizenz? Die Lizenz zum töten?
Ach nee, des war wo anders…
Das sich Russland oder Herr Putin von Deutschland nicht auf den Kopf scheissen lässt war doch klar!
Am einen Tag verhandelt Frau Baerbock mit den Russen, am nächsten Tag erhöht dieser seine Truppen an der Grenze…
Wir schalten wegen einer fehlenden Lizenz den Russen Sender ab…am nächsten Tag wird unserer Platt gemacht…