Natürlich gibt es eigentlich keine schöneren Erlebnisse wie Siege über die Roten Seitenstraßler, aber wenn ich die Derby`s mal weglasse, dann bleibt für mich ganz klar das Auswärtsspiel in Parma (UEFA-Cup) am Donnerstag, den 23.11.2000.
Und warum? Hier mal aus meiner verwirrten Erinnerung.
Mittwoch Abend (glaube so gegen 22:00 Uhr) ging es los von zu Hause und erst mal zum Bahnhof nach Traunstein und Treffen mit 5-7 Leuten aus meiner Umgebung. As Schachterl Bier war kalt, die Vorfreude steigt und dann gings ab mit dem Zug zum ersten Umsteigen nach Rosenheim. In Rosenheim angekommen, noch mal in die Bahnhofshalle, war ja doch ganz schön zapfig, und 30-45 Minuten Zeit tot schlagen bis der Zug aus München kam, mit dem wir nach Verona zum 2. Umstieg fahren wollten. In Rosenheim gesellte sich noch irgendein langhaariger zu uns, der mir aber nicht ganz frisch vorkam und ich hoffte, den im Zug evtl. wieder zu verlieren. Endlich kam der Zug und wir überlegten uns schon ein 6er Abteil zu nehmen wo wir gemütlich unsere Biere vernichten konnten. 6er Abteil? Pustekuchen! Der Zug war übervoll mit Party machenden Löwenfans. Da der Zug so was von voll war und wir nicht einmal mehr irgendeinen Sitzplatz ergattern konnten, blieb uns nur der Gang vor den 6er Abteilen. Na ja, stehen wir halt die Nacht durch bis Verona. Im Zug dann noch eine Gruppe Studis aus den USA kenne gelernt, die auf Europa-Tour waren und wahrscheinlich so ziemlich die einzigen „normalen“ Fahrgäste auf dieser Reise waren, die nicht an irgendeinem Bahnhof ausgestiegen waren, um auf den nächsten Zug zu warten. Bei dem Gespräch mit den Amis (bestes Alk-Englisch ausgepackt – da kann man
s einfach) und dabei ihnen zigmal erklären müssen, warum so viele Leute mit Schals, Kutten, usw. unter der Woche in der Nacht sich auf dem Weg in ein anderes Land machen. Als er es dann endlich einigermaßen begriffen hatte, habe ich ihm noch 2 Bier spendiert, aber unser Bier und Amis passen einfach nicht zusammen, und noch über dies und das gequatscht. Nächstes Highlight war dann der Brenner. Wenn ich mich recht erinnere, ging zu dieser Zeit irgendwo im Zug der Feuerlöscher los, obwohl kein Feuer war. Komisch?! Am Brenner selbst sind wir etwas gestanden und als ich aus dem offenen Fenster sah, erinnerte mich das an die IKEA-Werbung mit den Christbäumen, nur dass hier keine Christbäume flogen, sondern das komplette Inventar eines 6er-Abteils den Weg auf die Schienen fand. Als ich später beim Umsteigen am besagten Abteil vorbei kam, sah ich, dass ich nichts mehr sah, außer der Aschenbecher, der noch an einer Schraube hing. Der komplette Rest hat wohl den Notausgang Abteilfenster genommen. Wenns eng ist, muss man sich halt Platz schaffen. In einem anderen Abteil wurde angeblich noch eine kleine Befriedigungsorgie gefeiert, in der jeder selbst Hand angelegt hat, dazu weiß ich aber nichts. Am Bahnhof in Verona habe ich dann noch das letzte Weißbier eines Freundes an einen jungen Italiener für 20 DM verkauft, das fand mein Freund dann so gar nicht lustig, bis ich ihm 10 DM davon abgab und er nur noch sagte: „Bassd scho, dann kaf i ma hoid 10 Liter Lambrusco dafia“. Die restlich Fahrt nach Parma verlief dann relativ ruhig, das Bier ging langsam aus und wir waren froh, endlich mal sitzen zu können. In vernebelten Parma angekommen (glaub so 7:30 – 8:00 Uhr rum) standen dann schon die Cops am Bahnhof und hatten eine schöne Absperrung errichtet, bei der dann nach ungefähr einer halben Stunde Wartezeit die Leute einzeln durch mussten und nebenbei gleich mal gefilzt wurden. Einer meiner Freunde drücke mir noch eine Colaflasche, die mit Weinbrand gemischt war, in die Hand mit der Begründung: „Du host ja nu an Original Spezi und wenn
s den aufmachan und merggan, dass do koa Alkohol drin is, dann lossns die vielleicht mit meim Misch Masch a durch. Es kam genau anders rum. Die Idioten machten das gemischte Cola auf und das durfte ich dann gleich mal schon abgeben, natürlich auch den Spezi. Danke, i hob Brand!
OK, nichts zum süffeln, aber wir werden schon bald was ansteuern und uns wieder versorgen. Auf dem Werg in die Innenstadt drückte mich dann mal wieder meine, wie üblich, viel zu kleine Blase. 20 Meter weiter war gleich eine Art Kirche mit einer Parkanlage, nach Friedhof sah es zumindest nicht aus, und da wollte ich mich an einem Busch erleichtern. Gehört ja mal gegossen. Leider kam unter dem Pinckeln ein Carabinieri mit einem Gärtner ums Eck. Scheiße dachte ich mir, aber was soll`s. Hab den 10er vom Weißbierverkauf gezückt und mich sofort entschuldigt. Und siehe da, die sagten nur in gebrochenem Deutsch. Schau, dass du weiter kommst. Perfekt dachte ich mir und jetzt wieder zurück zu den anderen. Aber wo sind die? Das waren einige Hundert Leute! Wie können die so schnell verschwinden? Was mach ich jetzt? Nach einer kurzen, aussichtslosen Suche sah ich dann leider oder Gott sei Dank auf der anderen Straßenseite den verwirrten Rosenheimer, der zu Beginn der Fahrt am Bahnhof aufgetaucht war. Hilft nix, bevor ich allein unterwegs bin, mach ich mit dem einen drauf. Was machen wir? Essen fassen. Genau. Ab zur nächsten Trattoria auf zwei Flaschen Wein und eine Lasagne. Die Gäste darin schauten nicht schlecht, als wir um mittlerweile ca. 10:00 Uhr morgens da sturzbetrunken einfielen und uns gleich noch 2 Flaschen von ihrem billigsten Wein bringen ließen. Als wir die Trattoria wieder verließen hatten wir keinen Plan wo wir sind oder wie spät es ist. Dann ‚Taxi angehalten und uns zum Stadion fahren lassen. Weil irgendwann heute musste da ja noch ein Spiel stattfinden. Auf der Fahrt bemerkten wir, dass es erst kurz vor Mittag war, obwohl wir dachten, hoffentlich schaffen wir es noch zum Spiel. Am Stadion ausgestiegen hörten wir dann erste laute Löwenschlachtrufe und siehe da, in der Pizzeria direkt neben dem Stadion war die Hölle los. Ich weiß nicht wie viele 60er mittlerweile hier waren, aber es war der Hammer. Irgendjemand meinte dann, dass in Parma 5 km rund ums Stadion kein Alkohol mehr ab Mittag ausgeschenkt werden darf. Die Pizzeria aber machte den Umsatz ihres Lebens. Langsam aber sicher trudelten die ersten Bus- und Autofahrer ein und berichteten, dass sie an den Grenzkontrollen und sonstigen Kontrollen ihren Alkohol abgeben mussten. Die spinnen doch, die Italiener.
Eine Stunde vor Spiel ging es dann ins Stadion und dort erst mal Einlasskontrolle. Einige sagen, die waren sehr streng, die andren meinen, dass eine der lockersten war. Ich für meinen Teil wurde sehr locker durchsucht, nur derjenige, der vor mir war, hatte nach der Kontrolle minimale Probleme. Ich hatte z.B. eine kleine Parfümflasche dabei, kein Problem, ein anderer hatte ein Bengalo in der Hosentasche, kein Problem, nur derjenige hatte eine etwas größere Gürtelschnalle drauf, und die hat dem Ordner mal so gar nicht gefallen. Er musste den Gürtel abgeben und deshalb rutsche ihm ab diesem Zeitpunkt alle zwei Meter die Hose runter. Ein göttlicher Anblick.
Das Stadion selbst war ein relativ kleines aber sehr feines reines Fussballstadion und die Pyro-Show zu Spielbeginn auf unserer Seite war einfach der Wahnsinn. Die Parmalat-Fans kamen zu meiner Verwunderung erst Minuten vor dem Anpfiff ins Stadion und die Stimmung bei denen hat mich sehr enttäuscht. Vielleicht dachten sie, da kommen ja nur die kleinen Münchner, was werden die schon drauf haben? Denkste gell. Stimmung bei uns war einfach nur der Hammer. Ein Freund fragte mich am übernächsten Tag, warum ich nach Parma wollte, das Spiel war doch zu Hause. Da hat er vor lauter Nebel das Stadion nicht erkannt und von der Stimmung war es auch ein Heimspiel für uns. Sogar die Tribüne unter unseren Füssen ging im Takt mit, so dass ich fast ein bisschen Angst um deren Standsicherheit hatte. Zum Spiel selbst kann ich nicht mehr viel sagen. Nur eins, wir haben alle 4 Tore gesehen, da sie auf unserer Seite geschossen wurden.
Das Spiel war aus, 2:2, sehr geil. Hätten wir vor dem Spiel nicht gedacht. Jetzt wieder zurück zum Bahnhof und den nächsten nach Hause nehmen. Diesmal war der Zug verdammt lehr und somit freie Platzwahl. Die meisten sind wohl in Parma geblieben. Noch ein 6er Pack Cola gekauft und dann nur noch Pennen. Der Zug fährt los und hält nach ca. einer halben Stunde mitten in der Pampa. Was ist denn jetzt los. Keine Ahnung was die vorhatten. Ich glaube mich zu erinnern, dass wir dann ein großes Stück der selben Strecke wieder zurück gefahren sind um dann erst weiter nach Hause. Viel mehr ist nicht mehr passiert. Alle dösten vor sich hin und waren sehr zufrieden als wir gegen halb acht morgens wieder unseren Ausgangsbahnhof erreichten. Zum Glück hatte ich frei, denn 2 Leute von uns durften direkt in die Arbeit oder Schule gehen.