Aus dem Blog vom Löwenphilosoph
Sehr schön.
Passt hier glaub ich ganz gut rein.
[url]http://loewenphilosoph1860.blogspot.de/2013/07/1860-du-geschundene-gealterte-schonheit.html[/url][/url]
1860, DU GESCHUNDENE, GEALTERTE SCHÖNHEIT - GESCHICHTE EINES HEIMATKOMPLEXES
Nehmen wir an, 1860 München sei eine in die Jahre gekommene Schönheit. Genug Holz vor der Hütte, nettes Lächeln, liebevoller, manchmal etwas scheuer Blick, neugierig, aber an ihren gelegentlichen schwerfälligen Bewegungen merkst du: Die hat einiges mitgemacht. War lange Zeit Bedienung, hatte einen Knochenjob, hat Männer mit breitem Ego bedient. Die haben sie häufig ausgenutzt. In den 60er Jahren war sie Miss Germany und eine Hinterhofschönheit, denn du weisst ja, Fußball wurde damals, als Fußball noch Fußball war, unverfälscht, und kein marktradikaler Fußballkommerzscheiss in dem sich europäische Eliteklubs finanziell und sportlich aufblähen bis sie hoffentlich irgendwann platzen, in den Hinterhöfen gespielt.
Die Schönheit 1860 hatte als Miss Germany viele Anhänger und Freunde. Sie hat auch wirklich Sehenswertes auf das Parkett, also auf den Rasen, „gezaubert“. Sie war trotz ihrer Schönheit bodenständig und volksnah. Nie eingebildet oder arrogant. Und sie hatte eine Heimat: Das Grünwalder Stadion. Man kann sagen was man mag, eine Heimat ist eine sehr wertvolle Angelegenheit. Ende der 60er Jahre trat eine andere Münchner Institution ins Rampenlicht, bei Weitem nicht so schön, aber gewinnorientiert, effektiv und stark. Mit einstudierten Formationen und namhaften Akteuren prägte sie besonders in den 70er Jahren Deutschland und Europa. Bis heute ist sie DIE Institution des deutschen Fußballs. Aber sie ist unnahbar, kühl und perfektionistisch. Sie lässt sich bestaunen. Geht immer mit den Schönsten und Elegantesten, mit den großen Namen. Und 1860? 1860 sehnte sich stets nach den goldenen Zeiten der 60er Jahre zurück. Wehmütig und mit beizeiten traurigem Gesicht schaute sie in die Vergangenheit. Viel zu oft. Masochistisch veranlagt, diese Frau. Es kamen Männer, die von einer glorreichen Zukunft sprachen, von Kameradschaft, dem Aufstieg und einem neuen Stadion. Neuerdings waltet einer, der 1860 als „Fußballfirma“ bezeichnet und aus ihr eine „Rock-n-Roll-Marke“ machen möchte. Aus der ehemaligen Miss Germany soll eine Rock-n-Roll-Braut werden… Es kamen Wirtschaftsführer und Lokalpolitiker. Aber schönes 1860, sei ehrlich, sind das nicht Blender? Wie oft haben sie dir ihren Willen aufgedrängt, dich mißbraucht, und dich dann schutzlos und verzweifelt in der Ecke liegen lassen?! Du hast eine abhängige Persönlichkeitsstörung. Doch du bist nicht abhängig von diesen Machtmenschen! Außer finanziell… Ansonsten bist du stark genug! Dummes 1860, wartest immer noch auf deinen Prinzen!
Einmal seit deiner Mißwahl hattest du eine länger anhaltende Hochphase, bist durchmarschiert, warst erfolgreich, wieder schön anzusehen, hattest Geld und Glück. Während der Hochphase bist du verkauft worden von einem Großgastronom, der aus dir einen zweiten FC Bayern machen wollte. Ein widerlicher Typ! Seitdem lebst du in einer fremden Heimat.
Und deine Anhänger und Funktionäre schimpfen und meckern übereinander wie eh und je. Die Kameradschaft, ja, die Kameradschaft! Es reicht nicht die Kameradschaft zu beschwören. Sie muss echt sein. Sie sprechen von Kameradschaft, sie sprechen von Solidarität, und es gibt sie nur in den Köpfen derer die sie verordnen, als Druckmittel, als Referenz, als Teil einer Marke… Fucking Hallelujah!
Du bist wie West Ham United, eine Talentschmiede, eine 60er-Jahre-Schönheit. West Ham spielt wenigstens in der Premier League. Sie haben ihr Herz jedoch ebenfalls fast verkauft. Was ist besser?!
Irgendwann kommt einer, der es ehrlich meint und der dich aufrichtig liebt, und er wird dich frei kaufen! 1860, du deiner Heimat beraubte, ins Alter gekommene Schönheit!
Eingestellt von Hluynur Gambetti um 04:07