Bei sportlichen Erfolg ist gute Stimmung fast ein Selbstläufer, gerade im Sechzger. Deswegen ist es falsch, die schlechte Stimmung den aktiven Gruppen anzukreiden. Da muss sich schon jeder selbst an die Nase fassen.
Mir ging es eher um die grundsätzlicher Ausrichtung und die Entwicklung der aktiven Szene. Und hier kann man meiner Meinung nach die Leute noch besser miteinbeziehen.
Da bin ich schon bei dir, dass ein charismatischer Typ von Vorteil ist als Capo. Aber das ist aktuell unser kleinstes Problem und hat erstmal nichts mit der schlechten Stimmung zu tun.
Das stimmt. Für unsere Scheiß Stimmung sind wir auch selbst verantwortlich.
Jedoch ist der Umgang, Sprache und zwischenmenschliche Kontakt der PK zur Restkurve mehr als ausbaufähig, um nicht zu sagen schlecht.
Und das ist meine persönliche Meinung. Kann am Alter liegen, ist aber halt auch einfach essentiell wichtig, um die Kurve und die Normalos mitzunehmen.
Ja, das stimmt leider. Das ordne ich auch dem Bereich „Entwicklung der aktiven Szene“ zu. Dabei geht es darum, ein Gespräch auf Augenhöhe zu suchen und nicht blinden Gehorsam zu erwarten.
Wobei im Ton stehen sie ihren Ziehvätern halt auch in nichts nach. Schon damals war der Umgang mit den Normalos auch eher rau, um es mal vorsichtig auszudrücken. ;)
Ich hoffe, dass sich dies mit zunehmendem Alter verbessert.
Und eben dieser stetige Wandel ist dafür verantwortlich, dass wir keine natürlich gewachsene Fanbase haben. Die Gründe sind vielfältig und gehen bis zu Chaoten-Zeiten zurück.
Bzw. Wenn man es genau nimmt, sogar seit dem Doppelaufstieg und der 14/3 Lösung GWS/Oly. Hier ist uns schon eine ganze Generation weggebrochen. Dann der Kampf im Oly gegen den Händelmörder und der ARGE.
Oder will mir jemand erzählen, dass es im Oly vor 3000 Zuschauer so geil war?
Dann die Neuzeit mit AA, auch hier hatten viele kein Bock mehr und sind nicht mehr aus. In der AA war auch immer nur der harte Kern um die CN und später Buam die versucht haben Stimmung zu machen. Aber die Probleme waren die selben wie früher und heute.
Die Rückkehr ins GWS war ein Glücksfall für die Szene und die Stimmung. Was aber, wie wir alle sehen mit der zeit, bei ausbleibenden Erfolg verwässert.
Die aktive Fanszene von Sechzig München musste sich im Laufe der Jahre immer wieder neu erfinden. Von daher ist es unfair sie mit anderen natürlich gewachsenen Fanszenen wie Nürnberg, Stuttgart, Dresden, etc. zu vergleichen.
Das ist alles durchaus bekannt Flori. Ich beweg mich auch lange genug, in den Kreisen, um zu wissen wo ich was in Erfahrung bringe und wer wo dabei ist. Es geht aber halt auch um die Leute, die nicht so sind, um´s Hinterland, um junge Löwen ohne großen Plan oder Kontakte.
Und um das geht´s. Dass da Marco bei der CN in Regelmäßigkeit jemanden beschimpft oder auch mal abgewatscht hat, war ja bekannt. Aber wie ja auch angesprochen wurde, geht´s ja um´s besser werden.
Nur zu sagen, kommt´s her, wenn ihr was braucht´s halt ich für zu statisch.
Als Szene brauch ich ne Vision, wie es besser wird und wie ich auch den letzten zum Mitmachen animieren kann.
Auch eine kontinuierliche Selbstreflektion muss stattfinden, um die Kurve am Pulsieren zu halten. Ansonsten wird´s schwer, den Minustrend zu stoppen oder gar umzukehren …
Das habe ich auch nicht geschrieben, sondern das es keine Einbahnstraße ist.
Und eben darauf hinweisen, dass es Möglichkeit gibt, sich von der Szene angebotenen Aktivitäten zu beteiligen.
Du schreibst von Vision, da gebe ich dir schon recht. Aber unter den aktuellen Gegebenheiten ist das schwer bis gar nicht umsetzbar.
Und wie geschrieben, unsere Fanszene muss sich aus den unterschiedlichsten Gründen immer wieder neu erfinden. Das kostet Zeit und Kraft…
Auch wenn es wahrscheinlich nicht von Relevanz ist, weil es sowohl in einer Zeit des Erfolgs als auch vor der Zeit der Ultras bei den Löwen war.
Mein erstes Live-Spiel 1994 im GWS
Stadion zum Bersten gefüllt, ich als 15Jähriger, fern der Heimat, in F1 direkt am Zaun.
Um mich rum lauter Irre, einer davon hat durch den Zaun in den Innenraum gepinkelt
Vorm Anpfiff, eher lautes Gemurmel als koordinierte Schlachtgesänge.
Dann zum Anpfiff ging’s los. Irgendeiner schreit was in den Block, wirklich alle haben mitgemacht!! So ging’s das ganze Spiel.
Am Ende, natürlich, 1:2 verloren gegen Bremen, wenn ich nicht falsch liege.
Letztens wieder erlebt beim Liga-Spiel von Bilbao. Keine Ultras, irgendwer springt auf, schreit was und los geht’s. Hat nicht immer geklappt, aber zu 70% waren die Leute dabei.
Keine Dauerschalala unabhängig von Spiel. Zwischendurch auch mal paar Minuten Ruhe, dann ging’s wieder los.
In Profiliga Deutschland wohl aktuell nicht möglich und vielleicht auch gar nicht gewünscht.
Ja, das stimmt schon alles. Es gibt nur wenige Fanszenen in Deutschland, die so oft Rückschläge erlitten haben wie unsere. Soviele Kämpfe austragen musste. Solange in der Diaspora versauerte. Wildmoser, Oly, ARGE, Stadionboykott, AA, Anteilsverkauf, Invenstor you name it.
Da bricht viel weg, da gehen Strukturen kaputt.
Es ist beachtlich, dass immernoch soviel Nachwuchs dazu kommt. Das GWS ist ein Segen, keine Frage.
Doch dieser Kämpfe müssen heute, abgesehen vom Kampf gegen den Investor, nicht mehr geführt werden. Der Widerstand gegen den Investor ist meiner Meinung nach sogar ein verbindendes Element, das im richtigen Stadion und mit einer breiteren Akzeptanz der übrigen Stadionbesucher stattfindet.
Auch die klassischen Kämpfe, die Ultra-Gruppen in den 00er Jahren führen mussten, sind weitgehend Geschichte. Megaphone sind akzeptiert, die Art, wie Stimmung gemacht wird, ebenso.„Fahne runter“ hört man schon lange nicht mehr. Die neuen Strukturen müssen also nicht bei null anfangen, da die vorherigen Generationen bereits den Weg geebnet haben.
Und vieles lief ja damals schon nicht gut. Aus den Fehlern kann man durchaus lernen und es eben besser/anders machen. Die grundsätzliche Ausrichtung wird aber leider nicht wirklich Frage gestellt.
Der Hinweis zum Fantreff ist nett gemeint. Ich denke jeder der schon etwas länger mit Sechzig unterwegs ist, hat so seine eigenen Kontakte bei denen man sich mal auskotzen kann. ;)
Du hast mit vielen Punkten Recht, aber die aktuelle Entwicklung liegt in meinen Augen eher an der menschlichen Komponente.
Ich habe seit einigen Jahren den Eindruck, dass sich einige für „bessere“ Fans halten und auch dementsprechend auftreten. Dadurch gewinnst du die normalen Kurvengänger nicht wirklich für dich und baust auch keinen großen Nachwuchs auf.
Und aktuell wird von einigen versucht, fehlendes Standing durch aggressives Auftreten ala „dies und das werden wir nicht mehr tolerieren“ zu kompensieren. In meinen Augen sehr fatal, da du die verbliebene Szene so spaltest und viele Leute verprellst. Das macht auch ein kritisches Gespräch schwierig, denke es ist nicht umsonst deutlich weniger am Candidplatz los als vor 6-7 Jahren.
Aber der letzte Absatz der verwirrt mich. Auf der einen Seite wird gefordert, dass die Fanszene sich öffnet und auf die Neulinge und neutralen Fans aus dem Hinterland zu geht. Auf der anderen Seite kennt eh jeder schon wenn mit dem er das Gespräch suchen kann…
Mir ging es eher darum, den Kontakt zu den Fanclubs proaktiv zu suchen. Sich wieder bisschen mehr zeigen bei den normalen Löwenfans. Eher auf die Leute zugeht, anstatt zu warten bis jemand kommt.
Ich verstehe das eher als eine grundsätzliche Haltung… und ja, die menschliche Komponente spielt da schon auch eine große Rolle.
Im übrigen will ich da nicht alle Gruppen über einen Kamm scheren.
So nen gruppenübergreifenden breiten zusammenschluss von den ultragruppen und anderen gruppen etc. wie auch vielerorts woanders fände ich auch gut. Nicht nur zur internen organisierten vernetzung, sondern auch als ansprechpartner für verein, medien etc. Früher gabs ja mal den fanrat, der schon lange eingeschlafen ist. Eine fanabteilung im verein steht auch in weiter ferne.
Vllt ist der slogan Westkurve, hinter dem g und h sich ja momentan versammeln, dafür ein neuer anfang.
HFC Ultras machen zum Beispiel, in den größeren Umlandsstädten mit Fanszene ne Art Fest, in dem sie informieren, aktive Fanclubs ranholen, aktive Einzelfahrer rekrutieren, Zaunfahnen malen oder Aufkleber designen.
Die haben auch erkannt, dass sie einfach nicht die Macht von z.B: Magdeburg haben, aber gehen das Ganze halt aktiv an. Da gibt´s aber am Spieltag sicher auch nen Stand und nen Treffpunkt …