Vielleicht bin ich der einzige. Aber mir geht der „Schweinsteiger“-Hype in all seinen Auswüchsen so dermaßen auf den Zeiger!
Ich gebe zu, bei einem Roten kann (und will?) ich nicht objektiv sein. Aber es kommt mir vor, als stünde er kurz vor der Heilig-Sprechung!
Ich kann es nicht mehr hören, wenn Rote ihrem „Fußball-Gott“ nachweinen oder auf Volksfesten ManU-Trikots mit seinem Namen zur Lederhose tragen (natürlich mit Sonnenbrille und Sneaker!). Ich weiß noch, wie sie ihren „Gott“ auf der JHV ausgepfiffen haben, weil sie da ausnahmsweise mal nicht Meister geworden sind (Frechheit! - Wofür wird man denn sonst Bayernfan?!) und er zum Symbol der jungen, satten Spielergeneration wurde, die sich nicht mehr quälen wollen. Erst nach der WM in Südafrika wurde er zum Fanliebling und die roten Fetzen wurden nicht mehr nur mit „Ribery“ oder „Robben“ beflockt. Ab da war „Schweinsteiger“ in.
Obwohl ich der N11 nichts abgewinnen kann, fand ich es schäbig, wie Löw seinen Lieblingen (wie Schweinsteiger, aber auch Podolski) Freibriefe ausstellte. Sämtliche Kriterien von Löw’s „Leistungsprinzip“ (Stammspieler im Verein, Fitness, Form) galten für sie nie. Die durften sich ihre Spielpraxis unter Wettkampfbedingungen holen. Ich war nie ein Fan von Ballack (ganz im Gegenteil!), aber wie der abgesägt wurde und nicht mal die 100 Länderspiele voll machen durfte, war unter aller Sau. Dafür stehen solche „Helden“ wie Poldi & Schweini in der Liste der Rekord-Nationalspieler auf Platz 3 & 4! Gerade Schweinsteiger wurde ja schon als legitimer Nachfolger von Lothar Matthäus gesehen. Und er hätte dessen Thron wohl auch erklommen, hätte sich dieser „Musterprofi“ nicht regelmäßig von unliebsamen Test- oder Qualifikationsspielen gegen unattraktive Gegner kurzfristig „krank“ oder „verletzt“ gemeldet - nur um 3 Tage später in der Liga wieder in der Startformation zu stehen.
Ich halte auch nichts von seinem Helden-Mythos vom WM-Finale 2014. Ja, er hat mit nem Cut weitergespielt. Schön und gut. Aber warum lässt man sich nicht (wenigstens ein paar Minuten vor Schluss) auswechseln? Und sei es nur, um Zeit von der Uhr zu nehmen? Das Wechselkontingent war noch nicht erschöpft. Der Mannschaftsgeist wurde doch damals immer beschworen und als Grundlage für den Erfolg angegeben. Großkreutz stand damals schon bereit, um eingewechselt zu werden. Pustekuchen! „Wikinger Schweinsteiger“ ist DER Titelheld der das alles möglich gemacht hat, während man Großkreutz für den Rest seines Lebens den abschätzigen Zusatz „Weltmeister (ohne Einsatz)“ verpasst. 2 Wochen nach dem Finale stimmt er in einem Münchener Club Schmähgesänge gegen seine N11-Kameraden vom BVB an und wird zum einzigen würdigen Nachfolger von Lahm als DFB-Kapitän bestimmt…
Beim FCB ließ man ihn ziehen, weil er sportlich kein Verlust war. In Manchester ist es genauso. Aber keiner will es wahrhaben. Ein Özil, Mertesacker oder sogar Podolski (kaum zu Glauben, dass ich mal Partei für ihn ergreife) haben den Schritt ins Ausland in jungen Jahren gewagt. Sie haben sich einer fremden Liga, Kultur und Presselandschaft(!!!) gestellt. Diesen Mut hatte Schweinsteiger nie. Er fand es besser, seine besten Jahre in seiner Wohlfühloase München zu verbringen, Titel-Abo inklusive. Bei Podolski heißt es, er sei bei Arsenal gescheitert (dabei hat er doppelt so viele Spiele bestritten, wie sein Kumpel Schweini bei ManU). Keiner wagt es, dieses Urteil bei Schweinsteiger zu fällen. Warum? Bei ihm heißt es stattdessen, dass er einfach nicht zeigen durfte, wie gut er ist! Dass er während seiner Verletzungen lieber mit seiner Freundin in der Weltgeschichte herumgereist ist, dürfte wohl auch nicht allen im Klub gefallen haben. Warum in die ManU-Fans so feiern, versteh ich ehrlich gesagt nicht. ManU lebt inzwischen hauptsächlich vom Ruhm der vergangenen Jahre - evtl. ist das der Brückenschlag zu Schweinsteiger? Jetzt ist er auch noch nominiert für den SportBILD-Award „Vorbild des Jahres“! Weil er während seiner Degradierung nicht gemurrt hat (und nebenbei weiterhin seine 14 Mio. pro Jahr kassiert hat).
So, das musste jetzt mal raus!
(bin gespannt, wann ich den ersten im „Chicago Fire“-Trikot rumlaufen sehe…)