Klimafred

Ich will gar nicht so tun als wenn ich es wirklich wüsste. Tilo Jung, der ja auch täglich auf das Ende des Kapitalismus wartet, hatte vor kurzem den Wirtschaftshistoriker Adam Tooze zu Gast und so unterhaltsam das Gespräch auch war hat der Dozent der Columbia Universität ihn in dieser Frage bitter enttäuschen müssen.

Ja,ja, der Kapitalismus mit seinem unfehlbaren Werkzeug „Markt“ der schlauer ist als alle Bürger und Politiker zusammen. Deswegen gibts z.B. vier große Stromkonzerne und vier große Stromnetzbetreiber, die den Markt also 80%) unter sich aufteilen und ganz fürchterlich Wettbewerb gegeneinander veranstalten. Und ihre Aufsichsräte sind das Gut Aiderbichl für nicht mehr so leistungsfähige Politiker, die auch noch reich werden wollen. Ist schon wirklich geil, die Kapitalismusaufführung der Deutschland AG, Wettbewerb mit dem Messer zwischen den Zähnen, aber keiner der Akteure tut einem anderen weh, träumt aber davon, so reich wie Musk zu sein sich von der Politik ein Monopol einrichten zu lassen!

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Mir jetzt unklar wieso du einen der durchreguliertesten Sektoren als Beispiel für Kapitalismus heranführst…

Die 4 Übertragungsnetzbetreiber haben 100% des Marktes und jede Kommune darf ihr Stromnetz für 20 Jahre an jeden Betreiber - der ihr lieb ist - vergeben

Genau, völlig durchreguliert bis zur Höe des Gewinns und der Abwesenheit von Geschäftsrisiko.
z.B. liegen die Herstellkosten für die Kilowattstunde Wind- oder Sonnenstrom bei 2-5 ct/kWh. Wenn dann 55GW gebraucht werden und 5 GW fehlen, müssen 5 Gaskraftwerke mit Kosten von 40 ct/kWh angeworfen werden. Dann steigt automatisch der Preis für die ganzen 55 GW auf 40ct/kWh. Und deswegen sind unsere Stromkosten die höchsten in ganz Europa. Geiles Merit-Order-Prinzip eingeführt von irgendeiner Merkel-Regierung, nicht von der Ampel!

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Nein.

Produktionskosten (da keinen Brennstoff) sind nahe 0 (im Bereich 2ct/kWh), die Gestehungskosten liegen deutlich darüber.

9 ct/kWh EEG Tarif bei Onshore Wind wär ja nicht notwendig wenn 2 ct/kWh reichen würde.

Nein. Das Prinzip findet in ganz Europa Anwendung.

Auf den Börsenstrompreis zu schimpfen ist mEn zu kurz gegriffen, der macht nicht mal 1/3 des Endkundenpreises aus.

Nein.

Eingeführt in den Kohl-Jahren. Auslöser eine EU-Vorgabe.

Ist doch auch irgendeine Merkel-Regierung.
:crazy_face:

Dass ist von 2021, also bevor das Gas alle konventionellen Brennstoffe ins unermessliche verteuert hat.

Sag ich doch - kein Wettbewerb. Nur 20% des Stroms wird an der Börse gehandelt. Nur 1/3 des Endkundenpreises ist Börsenstrompreis. Was ist der Rest? 1/3 Übertragung/Verteilung und 1/3 Gewinn? 75 % des Endkundendenpreises wird durch Gemauschel der beteiligten Monopolisten festgelegt. Und mit der BNA und verivox wird fürs Publikum eine riesiges Wettbewerbstheater veranstaltet. Wer ist denn letztes Jahr alles pleite gegangen? Doch in erster Linie Händler, keine Produzenten. Läuft an der Börse ja genauso: Mit zuviel Leerverkäufen gherst der Katz, wenn die Preise steigen.

Anscheinend reden wir aneinander vorbei… ich habe keinen Schimmer auf was du hinauswillst.


Quelle: Bundesnetzagentur - Homepage - Preisbestandteile und Tarife

  • Der Strompreis an sich ist zu teuer
  • Beim Netzentgelt verwundert es nicht dass z.B. eine E.On am liebsten nur noch „Netz“ machen möchte.
  • Steuern, Abgaben und Umlagen sind wesentlich für die Verteuerung zumindest mitverantwortlich. Diese wurden allerdings in 2023 etwas abgesenkt.

Wer die Möglichkeit hat Strom selber zu produzieren hat enorme Kostenvorteile. Den Strom für die Industrie auf 6-8 Cent runter zu subventionieren wird nicht billig.

Dem Klimawandel ist der Strompreis aber vermutlich relativ egal.

Es wird so getan, als ob es das Ende der freien Wirtschaft (Kapitalismus) wäre, wenn es ein paar Leitplanken gäbe, um die einfachen Leute vor den Auswüchsen (Miete, Entmietung) zu schützen. Schnell ist von Sozialismus die Rede. Ich hab dann den Stromsektor als Beispiel gebracht, dass Leitplanken und Regulierung sehr wohl möglich sind, um Wettbewerb zu verhindern, Gewinne zu sichern und sich das Ganze vom Verbraucher zahlen zu lassen.

Zur Klarstellung meiner Positionen:
Ich habe keine Probleme mit Leitplanken für den Kapitalismus. Ich sehe auch das Problem, dass eine kleine Gruppe extrem viel Vermögen akkumuliert hat (bin daher für eine Vermögenssteuer, auch wenn das keine grundsätzliche Lösung ist).
Ein CO2-Budget pro Kopf lehne ich allerdings ab (wie auch Robert Habeck).

Aufgrund des höchst polemischen und beleidigenden (geistige Bankrotterklärung) Posts von Löwensimeon diskutiere ich den Punkt hier nicht weiter.

Passend zum Thema:

Balkonkraftwerke, der eingespeiste Strom gibt es kostenlos für die Erzeuger.

https://www.golem.de/news/balkonkraftwerk-wer-verdient-an-dem-verschenkten-strom-2308-176649.html

Diese müsste dann aber global gelten, sonst macht das keinen Sinn.
Da das vermutlich nie eintreten wird, muss man sich was anderes überlegen.

Außerdem haben „die Reichen“ ihr Vermögen nicht auf dem Bankkonto.
Aus meiner Sicht muss man wesentlich früher ansetzen um Gewinne abzuschöpfen.

Ich bin skeptisch, dass man „die“ überhaupt erwischen kann. So wie ich Geschichte interpretiere bildet sich in jeder Konstellation (Demokratie, Monarchie, Oligarchie) eine vergleichbare Gruppe.
Demokratie bietet noch am ehesten Möglichkeiten, deren Macht einzuhegen.

Sehe aber keinen grundsätzlichen Widerspruch zu deinem Post.

Ah. Sorry. Den Einstieg bekam ich nicht mit. Dann war der von mir weitergeführte Diskussionspart eigentlich sinnlos :smiley:

Ein Großteil der (Über-)Gewinne fließt ja als Dividende ab. Hier gilts m.E. Vorher den Hebel anzusetzen.

Passt schon! Kein Problem….