Findest du? Dann habe ich nicht erreicht, was ich erreichen wollte. Mir geht es absolut nicht darum, mich über Sensibilität lustig zu machen, sondern darum, mögliche absurde Auswüchse zu kritisieren. Gerade die Übernahme und Mischung von Kulturen bzw. Kulturtechniken führt doch zu Fortschritt und gegenseitigem Verständnis. Einen Austausch verhindern zu wollen, ist für mich eine Spielart von Rassismus. Dass es selbstverständlich sein sollte, sich Elementen anderer Kulturen nicht in chauvinistischer Form zu bedienen, steht außer Frage. Sollte ich mich missverständlich geäußert haben, tut mir das leid.
Das Problem ist, dass Narrative wie das jüngste als das Konzert einer Band in der Schweiz dazu benutzt wird, um das berechtigtern Anliegen zu unterminieren, indem man Pesudobeispiele lanciert und sie lächerlich macht. Daraus resultieren die vielen anderen „lustigen“ Aneignungsbeispiele.
Lieber Michi,
Das Thema ist einfach in den allerallermeisten Fällen nicht so ernst wie Du es vielleicht siehst und das beweist Du ja auch selber mit deinem früheren Post.
Sicher gibt es für alles Grenzen, aber wer zieht diese und werden dies akzeptiert von allen betroffenen? Mir will es nicht gelingen sofort negative Beispiele für kulturelle Aneignung zu finden…
Grenzen als Stichwort im Sinne von Abgrenzung dienen niemanden und sind doch nicht gewollt, oder?
Also meine ernsthaft gemeinte Frage nach negativen Beispielen und da bitte nicht Fasching anführen…
Dann reden wir weiter, okay?
Dior hat indianisches Design und Wortwahl benutzt.
die Betroffenen habe interveniert
Kampagne wurde eingestellt
Da ist der Deckel drauf…
Tatsächlich kann man sowas im Vorfeld besser planen, dann kann sowas positiv für alle Beteiligten sein, wenn man denn will.
So hat Dior einen handwerklichen Fehler begangen und korrigiert.
Wahrscheinlich sind alle (Einzelpersonen, Volksgruppen, etc.) zurecht viel sensibler mit dem Thema, denen in der Vergangenheit oder bis heute Unrecht getan wurde. Ich weiß es nicht!
Das ist ja auch absolut in Ordnung so. Wenn sich Unternehmen mit dem einzigen Ziel der Profitmaximierung wie Dior bei von indigenen Völkern entwickelten Designs oder Ähnlichem bedienen, dann sollte dem Einhalt geboten werden. Überhaupt keine Frage.
Wenn ich aber als Reggae-Combo nicht mehr auftreten darf, weil ich nicht nachweisen kann, dass meine Vorfahren in den letzten 8 Generationen original aus Jamaica stammen…dann ist das in meinen Augen nichts als grober Unfug. Wenn du DAS mal wirklich konsequent zu Ende denkst, dann wird es in der Musikbranche demnächst ziem-lich leise werden…
Damit tut man auch der ursprünglich guten Sache keinen Gefallen. Im Gegenteil.
Zitat aus dem verlinkten Artikel: „Die heute von Dior veröffentlichte Sauvage-Kampagne ist eine beleidigende, rassistische und kulturelle Aneignung im schlimmsten Fall durch ein Unternehmen, das die Ureinwohner und die Kultur für Profit ausbeutet“, sagte Crystal Echohawk, Geschäftsführer von IllumiNative,
Wenn ich mir diese Aussage von dieser Betroffenen anhöre relativierst du schon ganz ordentlich, und das ist immer wieder das Problem bei solchen Dingen. Da ist eben kein Deckel drauf, und wer entscheidet das letztendlich? Dior? Und Rassismus ist auch kein handwerklicher Fehler.
So schön und ausgewogen das alles klingt, erscheint es auch wie das zuckersüße musikalische Wunderbarland des Zündfunk welches, switcht man zu B3 plötzlich im Mainstream gar nicht so realistisch erscheint. Besonders im Musikgeschäft in dem Laylas und Nackte Frisösen die Charts zum Teil dominieren sollte man hier schon genau hinschauen.
Sorry, war nicht böse gemeint, aber dein Beitrag klang so verallgemeinernd für mich. Quasi alles gut, alles nicht so schlimm. Kann man natürlich so sehen, wäre aber halt trotzdem so eine typischen Reaktion auf das immer gleiche Problem.
Was haben Layas und nackte Frisösen mit Musik bzw. Kultur zu tun?
Aber du hast schon recht. Der Grat zwischen Ausbeutung kultureller Identität und kultureller Weiterentwicklung durch Aufnahme anderer kultureller Einflüsse kann sehr schmal sein.
Es ist nicht leicht zu verstehen, wo die kulturelle Aneignung anfängt. Wenn man sich zum Beispiel das Wappen der „HUK Coburg“ ansieht
dann sieht man hier ein Schild und eine Burg, die sicher einen Bezug zum Mittelater und dem Rittertum darstellen (die Burg wird im 11ten Jahrhundert erstmals erwähnt).
Die Frage ist doch warum sich ein in Thüringen gegründetes Unternehmen nach einer Oberfränkischen Stadt benennt. Dass es in Coburg eine Burg gibt ist dagegen unbestritten. Und dass das Unternehmen inzwischen auch in Coburg ansässig ist ebenfalls. Also eher keine Aneignung, wobei bei einer Versicherung immer eine gewisse Aneignung zu vermuten ist.
Umstritten ist dagegen, dass es in Coburg einen Mohren gibt, der sich scheinheiligerweise als Märtyrer und Stadtheiliger feiern lässt, obwohl er eigentlich gar kein Afrikaner war. Noch dazu wurde er von den Nazis verboten, und nach dem Krieg wieder eingeführt, was ihn jetzt sogar zu einem antirassistischen Symbol machen soll.
Mir ist da noch ein ganz paranoider Gedanke gekommen:
Ist das eigentlich eine Homo-Band oder warum nennen sie sich „Lauwarm“?
Was, wenn die woken Gutmenschen aus dem Publikum gar keine solchen waren, sondern tatsächlich Faschos, die sich einen Spaß daraus machten, den „Schwuchteln“ ein Bein zu stellen? Oder ist das zu weit hergeholt?
Nur einfach Blödheit oder bewusste Sabotage? Eine Frage, die ich mir generell häufig stelle.
(Und ja; ich kenne Hanlon’s Razor. Trotzdem.…)
Ich weiß, das Thema ist ernst.
Trotzdem überwindet Humor auch manche Gräben.
Ich musste schon mehrfach im Zusammenhang mit der Lauwarm-Story an diesen Song denken: