Sorry, aber das ist cheese, lieber Killa.
Man könnte zu dem Thema ernsthafte Diskussionen führen, die bitter notwendig wären. Da könnte man z. B. darüber reden, wie eine von Weißen dominierte Musikindustrie über Jahrzehnte schwarze Musiker ausgebeutet hat, über Plattenverträge wie die von Jimi Hendrix, die dem Künstler nichts gelassen haben, und über vieles mehr bis hin zum Thema Beutekunst. Und bei all dem würde man dann zwangsläufig über Rassismus und vor allem kapitalistische Ausbeutung reden müssen. Aber wir reden lieber darüber, wer welche Frisur haben darf und alle Reaktionäre reiben sich erfreut die Hände um sich dann in die Empörung zu stürzen. Das ist alles so ermüdend.
Hmmm… Kommt immer aufs Thema an. Irgendwas polarisierendes, egal was.
Die einen sehen´s so, die andern eben anders.
Irgendwelche Anhänger jeglicher Couleur reiben sich bei derartigen Diskussionen immer erfreut die Hände.
Frei nach Kaiser Franz: „Also, ich hab noch keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen. Die laufen alle frei rum.“
Meine bescheidene Meinung zum Winnetou.
Ich habe als Kind alle Karl-May-Bücher gelesen, einige doppelt und dreifach.
Nun, was blieb nach beinahe 50 Jahren bei mir hängen?
Winnetou war für mich ein edler Held, der das Schicksal der Indianer voraussah.
Der wußte, dass sein Volk keine Chance haben würde, sich der Übermacht des weißen Mannes zu widersetzen.
Aus heutiger Sicht betrachtet sind die Winnetou-Bücher ein Mix aus Rousseau (der edle Wilde) und Jugend-Abenteuerroman. Böse Weiße und achtenswerte Indianer. Indianer, deren Kultur und Leben vernichtet wird.
Frage mich, warum man heute dem Menschen Karl May und seinem Werk an den Karren fährt.
Und ob die Lektüre ein Kind in seinen Wertvorstellungen weiterbringt oder tatsächlich das Gegenteil bewirken soll.
Wie gesagt, manchmal frage ich mich schon, was für ein Ziel bzw. wer hinter derartiger Zensur steckt.
Was für Trottel
Kleiner Einwand meinerseits: In der Erstausgabe wurden die Indianer nicht so genannt, sondern sie hießen ‚Wilde‘. Also wurde da schon mal ‚zensiert‘.
Dazu: Karl May war ein Nationalist - wie viele im ausgehenden 19. Jhrh. - der damals schon meinte, dass am deutschen Wesen die Welt genesen solle.
Ich selbst bin über 10 Seiten Winnetou 1 nicht hinausgekommen, aber mein Ex hat alle Bücher, schwärmt besonders von denen, die im arabisch-türkisch-kurdischen Raum spielen und meint, die Winnetou-Bücher seien die schwächsten.
Einwand: Wie viele auf der ganzen Welt, unabhängig ihrer Nationalität. ;-)
Wenn ein Verlag neue Bücher, die sich der Winnetou-Figur bedient haben, nicht weiter vermarkten will, weil es im Internet Kritik gegeben hat, kann man das dumm oder intelligent finden - Zensur ist das sicher nicht.
Ich kann das nicht nachprüfen. Selbst, wenn es stimmt, ist das kein Beweis für Rassismus bei Karl May.
Mein Großvater, der seine Frau sehr geliebt und respektiert hat, sprach von ihr immer als „Weib“. Die Bedeutung/Deutung von Sprache ändert sich.
Zitat aus Winnetou I: „Welch eine stolze, schöne Erscheinung war er [Anm.: der Indianer] früher, als er, von der Mähne seines Mustangs umweht, über die weite Savanne flog“
Das möchte ich doch etwas relativieren bzw einordnen. KM war auch hier ein Kind seiner Zeit, und hat sich vermutlich von dem Ungeist der wilhelminischen Zeit berühren lassen.
Zwei große „aber“:
„Ich gestehe nämlich freimütig, selbst auf die Gefahr hin, vielerorts anzustoßen, daß ich das bisherige Verhalten der Weißen gegenüber den Roten nicht billige. Auch der Indianer ist Mensch und steht im Besitze seiner Menschenrechte; es ist eine schwere Sünde, ihm das Recht, zu existieren, abzusprechen und die Mittel der Existenz nach und nach zu entziehen. Man halte im Vereinigten Staaten-Kongreß noch so schöne Reden; man sende dem sogenannten »Wilden« Missionäre, Agenten und alle möglichen anderen Sorten von »Zivilisatoren«, der Unparteiische aber wird die Rede von der That zu unterscheiden wissen.
Der Indianer befand sich im vollständigen Besitze des Landes; er war Herr des Bodens und seiner Erzeugnisse; er lebte auf diesem Boden nach seiner individuellen Art und Weise und befand sich wohl dabei. Keine einzige indianische Ueberlieferung spricht von einem solchen Blutvergießen, wie es kurz nach der Einwanderung der Weißen begann und noch heute fortgesetzt wird.“
Das ist ein Zitat von Old Shatterhand aus „Ein Oelbrand“. Und das zumindest 0,0 kolonialistisch.
- Aber: Er war mit Bertha von Suttner (erste Friedensnobelpreisträgerin) befreundet. Sie hat folgenden Nachruf auf KM hinterlassen:
„Wer den schönen alten Mann an jenem 22. März sprechen gehört, durch ganze zwei Stunden, weihevoll, begeisterungsvoll, in die höchsten Regionen des Gedankens strebend – der mußte das Gefühl gehabt haben: In dieser Seele lodert das Feuer der Güte."
Insgesamt fehlt mir eine Einordnung von Winnetou (z.B. in einem Vorwort). Er war nie als historische Figur angelegt (wenngleich KM im 19. Jhdt wohl zeitweise so tat, als sei er eine reale Person. Aber KM hat Wahrheit u Dichtung sein ganzes Leben lang vermischt).
Für mich sind das Geschichten, die ich eher dem Genre Märchen zuordnen würde.
Und so wie sie erzählt wurden, haben sie m.e. keinen Rassismus befördert - eher das Gegenteil.
Ich denke hier wird von beiden Seiten weitgehend eine Scheindiskussion um Meinungshoheit geführt. Um Karl May geht es da im Grunde niemandem, und für Differenzierung ist da (wieder mal) kein Platz.
Schade drum.
Interessante Story über Karl May heute in den USA.
Ich hab als Bub dann lieber die Bücher von Ernie Hearting über die bekannten Indianerhäuptlinge gelesen, die wohl historisch nahe an der Wahrheit waren und das Bild der heulenden John-Wayne-Westernidianer zerstörten. Der war übrigens Schweizer.
Wenn ein Karl May im Dritten Reich in einigen Passagen instrumentalisiert wurde - dafür kann er nichts.
@route66 hat in beachtlich guter Recherche klargestellt, wie sich Karl May gefühlt und geäußert hat. Ihn ins rechte Spektrum zu verorten, ist verwerflich. Amen.
@bluelady hat natürlich Recht, dass die Schut-Reihe (wer hat noch nie von Hadschi Halef Omar gehört?) und die Mexikostories eindringlicher, humorvoller und abenteuerlicher für zwölf- oder
dreizehnjährige Jungs und hoffentlich auch Mädels sind. Eine Schande, wenn diese Bücher zensiert - sprich nicht mehr aufgelegt werden - und damit in die Flammen geworfen werden.
Ich reise seit 30 Jahren, früher mitm Rucksack und heute a weng bequemer, in der Welt herum. Einen kleinen Teil der Schuld an dieser Neugierde und Lust auf Abenteuer ist sicher auf Herrn May zurückzuführen.
Ich bin nicht bereit, einer selbsternannten Clique, die beleidigt aufstampft, sobald nur der Anschein eines moralischen Vergehens im Raum steht, die Ideale und Helden meiner Kindheit zu opfern.
Vor allem dann nicht, wenn man sie mit Dreck bewirft. Einem Dreck, der bei näherem Betrachten nicht einmal Dreck ist.
Dann - bei aller Wertschätzung meinerseits Dir gegenüber - solltest Du beim Thema Karl May die Füße stillhalten. Ich will Karl May nun wirklich nicht zum Global Player der Weltliteratur hochstilisieren. Das ist er nämlich ganz gewiss nicht.
Aber als Jugendbuchautor hat er gute Werte vermittelt. Das ist verdammt nochmal nicht wegzudiskutieren. Ein gutes Wertevermitteln. Punkt. Und, nochmal sorry, da kannst Du mit Deinen 10 Seiten Winnetou nicht mitreden. Und was Gegoogeltes in Punkto Nationaldenken hat die @route66 hoffentlich klargestellt.
Ich finde es sehr schade, dass gerade Du Dich auf diesem Niveau bewegst. Du hast keinen Schimmer von Karl May, googelst ein paar Dinge auf Wikipedia und rückst ihn in die rechte Ecke.
Das macht man einfach nicht. Ich bin richtig sauer auf Dich.
P.S. Ich hab mir drei Mondwinden bestellt. Haben schon viermal um Mitternacht rum geblüht. Bussi!
Vor allem: Wo machen wir dann weiter? Hemingway vielleicht? Übelster Chauvinist und Säufer. Darüber hinaus hat er auch noch Tiere erschossen. Edle wilde Tiere! Und dann bläst er sich am Ende selbst die Birne weg - Todsünde!
Also: Auf den Scheiterhaufen mit seinem Werk! Wie jetzt, er hat den Nobelpreis gewonnen? Kann ja wohl nur ein Irrtum sein…
Aehhh, Hallo…lese wirklich sehr viel, bin uralt und hab (leider)! noch nicht KM gelesen. Aber eure Diskussion ist aller Ehren wert …ab ins „Literarische Quartett“ mit euch…;) Danke, werd mir demnächst mal mein eigenes Bild machen und mir dem KM reinziehen …
Wann endlich verbrennt man die Bücher von Ellis Kaut?
Wann werden die endlich zensiert und wann bitte sendet man nicht mehr die Folgen mit dem old white man Gustl Bayrhammer?
Diskriminierung aller Rothaarigen/Kleinwüchsigen.
Da muss man/frau aber geschwind einschreiten.
Spaß, nur Spaß. Keiner will den Pumuckl zensieren. Aber ist das so weit weg?
Wenn man sich sogar am Winnetou abarbeitet?
Man definiere mir die Grenzen, liebe Woke-Generation.
Der @Peru hat einen Link gepostet, den wahrscheinlich niemand in der Gänze liest.
Ich darf das Fazit einer engagierten Frau, die bei den Navajos recherchierte, zitieren:
„… sind die Beziehungen zwischen Deutschen und Indianern dort, wo letztere leben, eigentlich ziemlich gut. Wenn die Debatte nun von weißen, deutschen Gschaftlhubern dominiert wird, die hauptsächlich davon getrieben sind, überall Rassismus zu wittern, kann das damit auch mal vorbei sein.“
Die Woke-Generation. Aus dem berechtigten Aufschrei der Schwarzen in den USA hat sich ein weißes Pseudeo-Engagement bei den Weißen herausgebildet. Ich befürchte, das ist nicht mehr einzugrenzen.
Auch wenn es der dritte Post hintereinander von mir ist.
Ich nehme es es nicht hin, ich akzeptiere es nicht.
Wenn Winnetou, die Aristocats, das Dschungelbuch auf dem Index stehen.
Hier verschafft sich jemand Einfluss, der nicht angreifbar ist. Weil die Themen Rassismus, Sexismus oder Antifeminismus per se ja nicht angreifbar sind. Zurecht.
Doch sich hinter diesem Themen zu verschanzen und aus dieser Position heraus aus allen Rohren selbst auf Karl May oder das Dschungelbuch zu schiessen, das ist echt erbärmlich.
Ich bin zwar nicht die Woke Generation, aber ich habe keine Probleme damit, wenn die tatsächliche Realität auch erzählt wird. Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass Karl May das nicht wusste.
Ich hätte das auch nie erwartet. Ich wurde halt auch von der edlen Rothaut konditioniert. Gleichzeitig von verführbaren Indianern, die für ein paar Flaschen Feuerwasser auch mal eine politisch korrekte Siedlerfarm überfallen. Der Weiße ist entweder gut oder eben ein Einzelner Schurke oder Verbrecher. Von einem Verdrängungskrieg gegen die indigene Bevölkerung war jedenfalls nichts zu lesen, und noch weniger in kitschigen Spielfilmen aus den 60ern zu sehen.
Ich wäre saufroh, wenn man alles nicht immer so hoch hängen würde. Weder so rum, noch so rum.
Kein Mensch schießt aus allen Rohren auf Karl May, bloß weil man jetzt 2 Merchandising Produkte der Filmproduktion bemängelt.