Ich find es unerträglich, wie die Pegida-Anhänger und viele, die ihnen zur Seite springen, das offen rassistische Gebären (damit ist nicht gemeint, dass dort alle Rassisten sind) und die nachweislich falschen Behauptungen und Prämissen, die Pegida verbreitet und auf die sie sich stützt, dadurch versuchen zu legitimieren, in dem auf die Ängste einer gesellschaftlichen Minderheit (ob es ihnen passt oder nicht: sie sind nicht das Volk, ja nicht einmal eine bedeutende Minderheit. Sie sind nur die lautesten.) verwiesen wird. Angst vermag nicht zu rechtfertigen, aufzuhören zu denken und vor allem nicht, Menschen auszugrenzen. Ich habe auch Angst vor Altersarmut, vor Veränderungen. Alle Freunde, die ich kenne, plagen solche Gedanken und Sorgen. Es ist völlig normal, Angst zu haben, vor dem, was man nicht kennt und was man nicht abschätzen kann. Deswegen geht man aber nicht auf die Straße und hetzt gegen andere Minderheiten, besonders dann nicht, wenn man selbst Teil einer krass privilegierten Gruppe ist. Wer so argumentiert, begibt sich einen fürchterlichen Teufelskreis. Wenn jeder Mensch Angst hat und Angst Hetze legitimiert, egal wie unbegründet sie, dann kann jeder Mensch willkürlich gegen jede beliebige gesellschaftliche Gruppe hetzen, egal wie, irrational und leicht widerlegbar die Angst auch sein mag. An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass Pegida grundlegend demokratiefeindlich ist. Wer hysterisch danach schreit, ernst genommen zu werden, nur weil er Angst hat, im selben Atemzug aber jeden Dialog ablehnt, will keine Diskussion. Der will einfach nur seine Ansichten durchdrücken. Wie so ein Verhalten in eine demokratische Gesellschaft integriert werden kann, ist mir schleierhaft. Strukturell (!) ist das Verhalten durchaus mit dem zu vergleichen, was schon in den 1930er Jahren passiert ist. Glückwunsch, an alle, die dort mitlaufen.
Vor allem aber – und das finde ich persönlich so unglaublich ekelhaft - fragt überhaupt niemand nach den Ängsten, derjenigen, die von dem ausgrenzenden Klima, dass Pegida geschaffen und das jedenfalls Dresden versucht hat, betroffen sind. Es ist völlig inakzeptabel, dass sich Menschen mit anderer Hautfarbe nicht mehr alleine auf die Strasse trauen können und Sorge haben, dass ihren Kindern etwas zustößt. Flüchtlinge werden beschimpft, bedroht und umgebracht, Flüchtlingsheime mit Hakenkreuzen beschmiert. Das sind reale Bedrohungen, die berechtigte Ängste schaffen. Die interessieren aber die Pegida-Anhänger herzlich wenig, denn sie sind viel zu sehr damit beschäftigt, ihre eigenen Ängste zu übersteigern und dadurch ihre bis dato verborgenen Ressentiments offen ausleben zu können. Alle reden davon, zumindest auf die Ängste der Pegida-Anhänger einzugehen und sie ernst zu nehmen, niemand aber davon, die Ängste derjenigen ernst zu nehmen, die um ihr Leib und Leben fürchten müssen. Hätten die Pegida-Anhänger auch nur einen Hauch Anstand und Menschenverstand, dann müssten sie diese Ängste ernst nehmen. Denn schließlich fordern sie dasselbe – und bei ihnen geht es nichtmal um ihr Leben.
Es widerlich, wenn Zehntausend, aufgestachelt von einem Straftäter, der nicht einmal für sein eigenes Kind sorgen will, Menschen verprügelt und mit Drogen gehandelt hat, mit ihren absurden Ängsten, absurd weil völlig unberechtigt, auf die Straße gehen und kreischend fordern, bitte ernst genommen zu werden, denn man hat ja Angst, während keinen Kilometer weiter, sich Menschen in Häusern verbarrikadieren müssen, weil sie Angst um ihr Leben haben. Damit muss man eigentlich sogar festhalten, dass Pegdia nixht von Angst getrieben wird, sondern von Sorgen. Angst ist, wenn ich mich als Kind mit meiner kleinen Schwester in einem Geschäft verstecken muss, weil die Nazis auf der anderen Straßeseite anfangen sie wegen ihrer Hautfarbe zu beschimpfen.
Mir persönlich wäre es aus Prinzip schon zu wider, mich einer Bewegung anzuschließen, deren Kopf und Initiator lauthals davon redet, es ginge ihm um das Wohl des Volkes, wenn er selbst mehr Schaden für seine Mitbürger, ja sogar seine eigene Familie. angerichtet hat, als die meisten von uns es je tun werden. In der einen Hand das moralische Zepter schwingen, auf dem Wohl des Volkes steht und mit der anderen Hand Mitbrüger verprügeln und Drogen verkaufen, ist an Heuchelei kaum noch zu überbieten.
Es ist auch unerträglich, wie durch die Bank weg Pegida-Anhänger irgendeinen Unsinn von wegen Lügenpresse daherfaseln, ohne zu wissen, dass sie sich damit klassischen Jargons der Nationalsozialisten bedienen, sich zeitgleich aber ihre Infos von irgendwelchen dubiosen und rechtslastigen Quellen holen. Es geht ihnen gar nicht um kritische Hinterfragung, kritisch bedeutet für sie die prinzipielle Ablehnung des gesellschaftlichen Mainstreams und das Leitenlassen von Quellen, die die eigenen Ängste und eigenen Ressentiments nur bestätigen. Das ist nicht kritisches Denken, das intellektueller Hochverrat.
In denselben Komplex fällt das absurde Selbstverständnis parteipolitischer Neutralität. Es ist absolut unglaubwürdig, wenn man sich hinstellt, gegen die Politik wettert, nur um dann in den Landtag zu gehen und die eigenen Forderungen mit Hilfe der Afd in den Landtag zu befördern. Das ist keine Überparteilichkeit.