Wird eh vui z’vui g’redt, findet auch Frau Lengsfeld: "Dabei wird nicht mit Spekulationen und Vorverurteilungen gespart, die den Eindruck erwecken, man wolle das herbeireden und -schreiben, was den Unterstellungen entspricht, mit denen Pegida ununterbrochen konfrontiert wird. "
Sie lässt sich auch noch über „Tendenzberichterstattung“ und „Gesinnungsberichterstattung“ aus und beklagt ein „Öl ins Feuer giessen“ in Zusammenhang mit dem Mord an dem Asylbewerber in Dresden und der aufgekommenen Vermutung dass dieser Pegida-motiviert sein könnte. Wenn sie dazu in der Lage ist Analogien zu erkennen, könnte sie vielleicht darauf kommen, dass auch anderwo tendenziell sehr gerne vorverurteilt wird und man sich über die sinkenden Ölpreise wundern muß, bei den Mengen, die da ebenfalls Montag für Montag ins Feuer gegossen werden.
Frau Lengsfeld sagt auch, dass sie „als Bürgerrechtlerin“ gern mal was gefragt wird. Ich würd sie gern mal fragen, für welche Bürger sie sich als Rechtlerin sieht. Gehören da auch Moslems dazu? Oder besteht ihr Klientel nur aus sich lautstark als das Volk titulierende Leute auf der Strasse, vorzugsweise in Dresden und schätzungsweise ab einer kritischen Masse von sagen wir mal 35 000? Bürgerrechtlerin… schön, dass sie selbst darauf hinweisen, was sie damals waren und immer noch sein wollen. Bürgerrechtler nötigen mir immer Respekt ab.
Mit ihrer Einschätzung, dass „offensichtlich eine Bürgerbewegung entstanden [ist], die nur deshalb rechts von der CDU verortet werden muss, weil die CDU ihre klassischen Positionen geräumt hat.“ liegt sie jedenfalls richtig. Die CDU ist schon lange nicht mehr sie selbst und gibt sich um das Merkels Machterhalt willen mittig bis zur Unkenntlichkeit. Da rennen die guten Leut halt lieber zu und mit jenen, die ein gutes Stück rechts der CDU sind und obacht: schon in der guten alten CDU-Zeit bereits dort waren.
Mit dem nächsten Satz löst Frau Lengsfeld aber ein leichtes Unwohlsein in mir aus: „Die bürgerlichen Leistungsträger unseres Landes haben keine Vertretung mehr, deshalb artikulieren sie sich selbst.“
Das. sind. die. Leistungs. träger. unseres. Landes…? Die da in Dresden? Bei Pegida? Die, denen ich bei diesen ungeschnittenen NDR-Interviews bei Youtube baff gelauscht habe? Und die NPD-Heinis und Rechtsextremen und
Hooligans, die a dabei sind, mit verhältnismässig hohem Anteil speziell in Leipzig und München… die etwa auch? Aber okay. Wenn das so ist, solls mir recht sein. Frag mich jetzt bloß, warum ausgerechnet die Leistungsträger unseres Landes soviel Angst vor Überfremdung haben. Wenn sie so gut sind, brauchen sie sich doch keine Sorgen machen, dass sie ihre Position an igendwelche dahergelaufenen Einwanderer verlieren. Ausser die sind besser. Oder ihr Chef will die gleiche oder bessere Leistung billiger, der oide Ruach. Aber da kann ja der Chef nix dafür, dass er einer ist.
Bei „Nicht Pegida spielt mit dem Feuer, von Pegida hört man differenzierende Standpunkte“ bleibts aber nicht bei einem Unwohlsein, da gibts regelrechte Schmerzen. Das tut echt weh… Eine Gruppe, die permanent, latent bis
offen, pauschal gegen alle Angehörigen einer Religionsgemeinschaft hetzt und sie als grundsätzlich, wenn schon nicht offen, dann aber sicherlich latent extremistisch diffamiert, soll ein Beispiel für differenzierte Standpunkteinnahme sein? Das ist ein Witz, oder Frau Lengsfeld? Die einzige Differenzierung, die ich von Pegidanolanern bisher mitbekommen habe, ist jene zwischen irgendwie „echten Flüchtlingen“ und sog. „Wirtschaftsflüchtlingen“. Alles andere wird pauschal abgekanzelt: von der Presse, der Politik bis hin zu den Gegendemonstranten, die allesamt „Links“ sind.
Und dabei macht sie selber frohgemut mit, indem sie noch verkündet:
„Mir und da weiss ich mich mit vielen Menschen einig, ist die “breites Bündnis” genannte Einheitsfront von oben suspekt, denn diese Einheitsfront geriert sich als erweiterte Antifa, mit linksextremistischen Stichwortgebern und ebensolchen Schlägertrupps, die eine immer breitere Spur der Verwüstung in der Gesellschaft hinterlassen, materiell und geistig.“
Sehr differenziert in ihren Aussagen, die gute Frau. Die da oben und die da auf der anderen Strassenseite, mit ihren anderen Meinungen, die sind doch alle gleich. Eh klar.
Zum Schluss kommt sie noch mit einem richtig guten Zitat:
"Ich schliesse mit Ignazio Silone: Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: “Ich bin der Faschismus” er wird sagen: ”Ich bin der Antifaschismus” "
Ja, das stimmt. Das habe ich auch schon gemerkt. Genau das passiert gerade auf den Strassen, in den Foren, in einschlägigen Blogs wie achgut und PI-News und überall dort, wo sich Pegida gegen das vermeintliche fehlen der Meinungsfreiheit wehrt, gegen die Lügenpresse, die Gegendemonstranten, gegen eine Einheitsfront und gegen Gleichschaltung und blubb. Die Ablehnung, die man ihnen und ihrer Meinung entgegenbringt wird als faschistisch und diktatorisch gebranntmarkt, obwohl sie in ihren Rechten der Meinungsäußerung nicht eingeschränkt werden. Sie tun so, als ob Widerspruch gleichbedeutend mit Verfolgung und Unterdrückung wäre und sie unter einem faschistischen System zu leiden hätten, geben sich selbst die Attitüte des Revolutionärs und Kämpfers für die Freiheit. Das ist eine Masche, die sie abe nicht selbst oder neu erfunden haben. Diese Art der Camouflage
und Umkehrung wurde schon vor längerem von gewitzten Rechtsextremen und Querfrontheinzen, wohl von jenen, die unter diesen als Intellektuelle gelten, entwickelt - und findet bei Pegida inspirierenden Anklang. Dass diese Masche durchaus funktioniert, beweist Frau Lengsfeld.
Insgesamt strotzt der ganze Artikel bzw. dieses „Impulsrefferat“ nur so von agitativen und diskreditierenden Anwürfen gegen gerade jene, von denen man Dialogbereitschaft einfordert. Mal wieder ein Kunstwerk abgeliefert,
das in seiner Ambivalenz zu verzücken vermag. Wundert mich nicht, dass DaSechzger ein richtiger Fan von ihr ist. Und als objektive Quelle zur eigenen Meinungsbildung taugts ihm allemal.
Bloß ich möcht ihn bitten: Lass nächstes mal stecken. Weil ich bin so blöd und les den Rotz auch noch. Und das muß nicht sein.