Politik allgemein und weltweit

Angesichts der Brutalität, mit der die spanische Polei gegen die Wähler vorgegangen ist, wage ich die These, dass heute tatsächlich der Anfang vom Ende eines spanischen Kataloniens war. Ein Staat, der so gegen seine Bürger vorgeht, steht mit dem Rücken zur Wand. Ich bin grundsätzlich gegen eine neue europäische Kleinstaaterei, aber im Fall Kataloniens sehe ich nicht, wie dieser Bruch je wieder gekittet werden könnte.

Blödsinnn. Erstens sind das nicht Katalonen, sondern Katalanen. Zweitens wollen sie keinen Austritt aus der EU. Gerade die Europäische Union bietet den nicht-staatlichen Regionen eine Plattform. Siehe „Keltische Liga“.

Das katalanische Parlament wird diese Woche vermutlich die Unabhängigkeit erklären, auch wenn das Referendum keine eindeutige Mehrheit gebracht hat (2,2 von 5,3 Millionen Wahlberechtigten haben abgestimmt (90% mit Ja)). im Spanien von heute kann es offensichtlich keine freie, verbindliche Abstimmung geben und die Brücken zwischen der katalanischen Gesellschaft und dem spanischen Staat wurden dieses Wochenende einmal mehr zerstört.

Es wird spannend, wie sich international dazu verhalten wird und vor allem wie groß der morgige Generalstreik wird, zu dem Gewerkschaften und andere gesellschaftliche Organisationen aufrufen.

Sorry Katalanen.
Zur EU:
Selbstverständlich wäre eine Abspaltung von Spanien auch ein Austritt aus der EU, weil nur Spanien EU-Mitglied ist. Der katalanische Staat müsste erst wieder neu beitreten, was jedoch bloß geht, wenn alle EU-Mitglieder dafür stimmen. Ich habe schon eine Vorahnung wer sein Veto einlegen wird.

Haben sich die Katalanen schon überlegt, wie sie das mit ihrer neuen Währung handhaben wollen? EU-Außengrenze etc.pp ? Das erinnert sehr stark an den Brexit, erstmal für den Austritt stimmen, dann schaun ma amoi…

Es sind einige globale Probleme zu lösen, was die EU nur gemeinsam erreichen kann. Die genannten Kleinstaaten sind allerdings Teil der EU, KAtalonien vermutlich nicht mehr. Siehe Punkt oben.

Der königlich-spanische Fußballverband wird den FC Barcelona sicher mit offenen Armen in ihrer Liga aufnehmen, nachdem dieser sich für das Referendum einsetzt…NOT

Was sind die Ziele in Katalonien? Mehr Nationalismus, gegen die korrupen Eliten und weniger für Schwächere zahlen. Passt doch auch ins Bild wenn man sich Wahlerfolge der Rechten sonstwo in Europa ansieht.

da hast du von den katalanischen Verhältnissen reichlich wenig Ahnung. gerade die ERC (Esquerra Republicana de Catalunya) aber vor allem auch die CUP (Candidatura d’Unitat Popular) oder die EUiA (Esquerra Unida i Alternativa) müssten dir doch sehr sympathisch sein von ihrem politischen Selbstverständnis her.

Ich fürchte, dass zwischen den Katalanen und dem restlichen Spanien nicht mehr viel zu kitten ist.
Die Katalanen sehen sich als ungeliebte Melkkuh und machen sich selbständig.
Der Regierung passt das nicht und schlägt mit Brutalität zurück.

Ich bin nicht in der Lage, die jahrhundertelangen Streitereien nachzuvollziehen.
Die Reaktion der Regierung ist eines Rechtsstaates nicht würdig.
Doch das Streben nach einem autarken Katalonien ist etwas, das definitiv nicht Schule machen darf.

Man stelle sich vor, andere Regionen in Europa folgten dem Beispiel Kataloniens.
Der Norden Italiens trennt sich von den ärmeren Provinzen im Süden Italiens.
Baden-Württemberg und Bayern sagen sich vom Rest Deutschlands los.

In einer globalisierten Welt darf sich Europa nicht hinentwickeln zu einem Fleckerlteppich.
Als EU würde ich den Katalanen jetzt schon mal klar machen, dass sie nicht viel zu erwarten haben.

Demokratie geht in diesem Fall eben nicht über Solidarität.

Darum auch das ?. Weiß darüber nicht mehr als in den Nachrichten so kommt. Daher ist es eher wahrscheinlich, dass ich nicht das ganze Bild habe.

Was für globale Probleme sollen das denn sein? Leider habe ich oft das Gefühl dass das nur ein Euphemismus für „Krieg führen“ ist. Wenn diese Argumentation stimmen würde dann müsste ja z.B. die Schweiz ein Elendsland sein. Und der Herr Erdogan macht so gar nicht den Eindruck als würde er die EU sehr vermissen (was prinzipiell erstmal zu bedauern ist).

Sollte Katalonien kein Mitglied der EU mehr sein ist das ja in allererster Linie erstmal ein Problem für die Katalanen, oder!?
Ich sehe diesbezüglich nicht ganz so düster da Spanien und Katalonien auch zukünftig eng miteinander verbunden wären. Es ist noch gar nicht so lange her da hatte eine Unabhängigkeit Kataloniens gar keine Mehrheit. Irgendwas muss da also in der Zwischenzeit passiert sein.

Ein Beispiel für globale Probleme sind z.B. Handelsbedingungen wie Einfuhrzölle, Normen usw. Die EU hat nur als Ganzes gegen die USA oder China die Chance auf Augenhöhe zu verhandeln.
Die Schweiz ist in meinen Augen nicht mit Katalonien vergleichbar, weil sie imho größtenteils dank ihres Finanzsektors und damit einhergehend durch Steuerflucht so wohlhabend wurde. Katalonien würde es jedoch schmerzlich spüren, wenn der Warenverkehr im Hafen von Barcelona einbricht. Ich habe eh nie verstanden, warum die EU ein mehrheitlich asiatisches Land aus dem Nahen Osten wie Türkei aufnehmen will/wollte…

Wenn sich der katalanische Separatismus auf Flandern,Bayern und Südtirol ausbreitet, wird es leider auch zu unserm Problem.
Wie kommst darauf, dass die Mehrheit für eine Unabhängigkeit ist?
Wegen dem „Referendum“ ? Es war von Anfang an klar, dass das nichts zu bedeuten hat, weshalb auch die Wahlbeteiligung so gering war und sich die allermeisten Remainer nicht stundenlang aus Spaß vor den Turnhallen und Schulen herumstehen wollten.
Bei einem echten, rechtsstaatlichen Referendum wären die Zahlen bestimmt anders, es gibt sicher noch viele Leute in Katalonien, die vorab nachdenken wohin diese Idee führt.

PS:
Hier nochmal die Aussage vom Ligapräsident zum Thema FC Barcelona weiterhin Teil von LaLiga.
www.spox.com/de/sport/fussball/international/spanien/1709/News/fc-barcelona-primera-division-ausschluss-unabhaengigkeit-katalonien.html

( Spoiler: Katalanische Teams werden sehr wahrscheinlich ausgeschlossen)

Im Jugoslawien der frühen Neunziger hat’s ganz genau so angefangen!

NoBoarders - NoCountries!

Wäre sicher das Gescheiteste. Da müsstest aber erstmal gegen die Mythen der Nationalstaaten ankämpfen und bräuchest nen neunen Gesellschaftsvertrag der den Kit und das Zusammengehörigkeitsgefühl der die Nation für viele darstellt, ersetzt

Nach dem langen Wochenende war heute im Kollegenkreis mit zwei spanischen Kollegen die Unabhängigkeit natürlich das Topthema. Ein Kollege hat gesagt, dass in spanischen sozialen Medien bereits kurz nach der offiziellen Öffnung der Wahllokale Bilder von prall gefüllten Wahlurnen zu sehen waren.
Dazu muss man wissen, dass in der Nacht vorm Referendum etliche Separatisten in Wahllokalen übernachtet haben aus „Schutz“ vor der Besetzung durch spanische Polizisten und bei der Auszählung natürlich kein einziger neutraler Wahlbeobachter dabei war.

Das könnte auch erklären, warum im wahrsten Sinne des Wortes „über Nacht“ eine so große Mehrheit für die Abspaltung ist und das Ergebnis von 90% nicht sehr demokratisch anmutet…

Welchen Grund hätten denn Abspaltungsgegner gehabt, zu einem aus ihrer Sicht ungültige Referendum zu gehen? Etwa um sich die Fresse (von irgendwem) einschlagen zu lassen?

Diese Eskalation könnte aus jedem Hollywood-Drehbuch sein. Jeder einzelne Schritt war absolut vorhersehbar. Aber: Ist das wirklich nötig?

Da ist was Wahres dran, aber dass das Referendum zur Farce geworden ist, kann man der katalanischen Regionalregierung wirklich nicht anlasten. Es wurden Internetverbindungen gekappt, Wahlbüros geschlossen, Urnen und Stimmzettel beschlagnahmt und am Wahltag wurden mancherorts die Wahllokale dichtgemacht, ca. 700000 Stimmzettel sind auf diesem Weg beschlagnahmt worden. Die Demonstrationen in Barcelona für die Unabhängigkeit erreichen Teilnehmerzahlen knapp an der Millionengrenze, und die Regionalregierung wurde wegen ihrer Haltung zur Unabhängigkeit ins Amt gewählt. Von mangelndem Rückhalt im katalanischen Volk kann nicht die Rede sein. Und wie sich der Monarch jetz einmischt und für Zentralspanien Partei ergreift, herrlich. Wo doch das Königshaus eng mit der Franco-Diktatur verwoben war, als die Katalanen und Basken nicht mal ihre eigene Sprache sprechen durften. Sowas vergisst man nicht so schnell.
Des weiteren würde ich Spanien nicht als eine Demokratie in dem Sinne wie wir es sehen beschreiben. Die Verfassung ist nur dazu da um das zentralspanische Reich zu legitimieren - klar dass der Zentralstaat seine Interessen an die Verfassung bindet. Aber die Katalanen müssen deswegen noch lang nicht die heilige Verfassung ehren, denn sie ist nur ein Stück Papier auf dem steht dass sie ihre Souveränität abgeben und sich unterwerfen müssen.

Keine der beiden Seiten hatte Interesse an einem regulären, demokratischen Ablauf dieses Referendums.

Das ist eine Unterstellung. Es hätten auch Spanier und Katalanen zusammen die ordentliche Durchführung der Wahl sicherstellen können. Stattdessen war es ein Katz und Maus Spiel mit diversen Schönheitsfehlern.

Wieso hätten sich die Katalanen dem Risiko einer Wahlniederlage aussetzen sollen?

Ohne, dass ich da jetzt wesentlich mehr Details kenne. Was war an der Wahl denn geheim und frei? Hab nen Auschnitt gesehen, dass in den Wahllokalen nicht mal Trennwände aufgestellt waren, weil eh jeder dasselbe wählt.
90% kamen ja auch nur zustanden, weil sie die Gegener da nicht mehr aus dem haus trauen.
Find ich irgendwie seltsam, dass nach der Farce jemand ersthaft der Meinung sein könnte, Katalonien wäre jetzt unabhängig.

Die Trump Revolution marschiert