Die hier angeklungenen Beispiele BER oder Elbphilharmonie sind in der Tat gute Beispiele, um die Nachteile staatlichen wirtschaftlichen Handelns gegenüber privatem wirtschaftlichen Handeln zu verdeutlichen. Nur liegen diese Nachteile nicht darin, dass Politikerinnen und Politiker alle Hamperer wären, die nichts auf die Reihe bringen. Vielmehr ist es so, dass Manager mit derselben Kompetenz im privaten Sektor aufgrund der dortigen institutionellen Rahmenbedingungen langfristig bessere Ergebnisse erzielen als ebenso talentierte Manager beim Staat.
Wenn’s nämlich bei einem Projekt eines privatwirtschaftlich organisierten Unternehmens Planungsschwierigkeiten im Ausmaß des BER gibt, dann hat dieses Unternehmen ein Problem. Die explodierenden Kosten schmälern die Gewinne, die Konkurrenz bekommt den Bau desselben Projekts besser hin, verkauft daher schneller bessere Produkte, der eigene Marktanteil mindert sich. Das ist das Anreizsystem, indem sich ein privates Unternehmen bewegt. Vollkommen wertfrei kann man feststellen, dass das Anreizsystem beim Staat oder bei staatlichen Unternehmen ein anderes ist: Es gibt keine (unmittelbare) Gewinnerzielungsabsicht, und es gibt vor allem keinen Konkurrenzdruck. Die Verschwendung von Ressourcen fällt beim Staat nicht so sehr ins Gewicht wie bei privaten Unternehmen.*
Durch die Vergemeinschaftung von Unternehmen fiele genau dieses Anreizsystem, das private Unternehmen zwingt, effizient, ressourcenschonend und qualitativ hochwertig zu arbeiten, weg. Und ineffizientes Arbeiten tut dann nur noch in der kollektiven Tasche weh, nicht mehr aber in der eigenen. Und genau deswegen und nur deswegen erreicht die Privatwirtschaft langfristig im Durchschnitt bessere Ergebnisse im wirtschaftlichen Handeln als der Staat oder staatliche Unternehmen. Es liegt nicht an angeblich inkompetenten Politikerinnen und Politikern, sondern an den unterschiedlichen institutionellen Rahmenbedingungen, in denen sich privatwirtschaftliche und staatliche Manager bewegen. Das bessere Anreizsystem der Privatwirtschaft ist nur durch die Verfügbarkeit von Privateigentum und den durch Marktwirtschaft verursachten Wettbewerb möglich. Genau das und nur das beschreibt den Kapitalismus: Marktwirtschaft und Privateigentum. Alles was darüber hinausgeht ist der Missbrauch von Kapitalismus als politischer Kampfbegriff.
Was Kapitalismus nämlich nicht ist, ist der komplette Rückzug des Staates in sämtlichen Wirtschaftsbereichen. Der Staat soll die Regeln des Wirtschaftsleben bestimmen und stärker als im Moment durchsetzen. Keine marktkonforme Demokratie, sondern ein demokratiekonformer Markt. Allein das würde der pauschalen Kritik am Kapitalismus schon einigen Wind aus den Segeln nehmen. Darüber hinaus gibt es durchaus Gebiete, wo es gesellschaftlich erwünscht sein kann, dass der Staat selbst wirtschaftlich tätig wird. Der Wohnungsbau in Großstädten dürfte hier das aktuellste Beispiel sein, die öffentliche Daseinsvorsorge, die Infrastruktur und viele mehr sind andere. Darüber kann man dann trefflich streiten.
Was man dabei aber immer wissen muss ist, dass der Preis dieser (in manchen Fällen zurecht gesellschaftlich erwünschten) staatlichen Eingriffe ein anderes Anreizsystem und daher erstmal objektiv schlechtere Ergebnisse sind. Wenn man dieses Prinzip dann auf die gesamte Wirtschaft ausweitet, werden dann eben in einem Staat statt 1000 Euro nur noch 800 Euro erwirtschaftet. Der einzelne Bürger hat weniger Geld in der Tasche, der Staat hat weniger finanzielle Mittel zum umverteilen, Häuser bauen, Schulen modernisieren, usw, die Forschung hat weniger Mittel, um Durchbrüche in der Medizin, der Technologie, dem Umweltschutz u.v.m. zu erreichen.
Verhungern werden wir in einer reichen Volkswirtschaft wie Deutschland deshalb vermutlich so schnell nicht. In einem Land, in dem durch den Wechsel eines privatwirtschaftlichen auf ein kollektivistisches Anreizsystem aus 100 Euro 80 Euro werden, aber leider eben schon. Es gibt historisch unzählige Hungersnöte, die hauptsächlich durch versagende Planwirtschaft verschlimmert oder sogar verursacht wurden. Und auch hier wieder nicht maßgeblich durch Inkompetenz oder bösen Willen von Politikern, sondern systemimmanent aufgrund der ineffizienteren Allokation von Gütern - in diesem Fall Nahrungsmitteln - in der Planwirtschaft im Vergleich zur kapitalistischen Marktwirtschaft. Und genau da ist dann der Punkt erreicht wo auch die Kritik am mutmaßlich überflüssigen Wohlstand im Kapitalismus, der uns vom wahren, intrinsischen Glück ohne Leistungsdruck oder der geistigen Erhellung abhält, in sich zusammen bricht.
Ein unzureichend regulierter Kapitalismus neigt zu einer Verstärkung der Ungleichverteilung von Vermögen und nicht nachhaltiger Ressourcennutzung. Es wäre im Rahmen einer eigentumsbasierten Marktwirtschaft, also des Kapitalismus, von heute auf morgen möglich, Einkommen und Vermögen mit 90 % zu besteurn und den Preis der Emission von Treibhausgasen oder der Nutzung von natürlichen Rohstoffen prohibitiv hoch zu setzen. Probleme gelöst. Der Kapitalismus steht dem nicht im Weg, auch wenn es auf diese extreme Art und Weise natürlich grober Unfug wäre.
Verbesserungen in einem sinnvollen Rahmen passieren aber leider nicht, weil rund ein Viertel des linken Spektrums seit 150 Jahren den falschen Baum anbellt und statt die Welt zu verbessern aktiv für ein System wirbt, das die Welt ärmer macht.
*In diesem Fall die Ressource Geld. Dasselbe Prinzip gilt aber auch für Ressourcen, deren Nutzung Treibhausgase ausstößt. Daher ist vor allem auch im Bezug auf den Klimawandel das privatwirtschaftliche Anreizsystem dem Kollektiven vorzuziehen.