Ich muß an dieser Stelle wieder grinsen, wenn ich mich daran erinnere, wie ich kürzlich hier kritisiert wurde, als ich unseren Staat als „Polizeistaat“ bezeichnete…
Ich widerlege hiermit die These vom Gallinger
Wobei der Artikel vom IPG mir irgendwie aufgewärmt daherkommt, ich glaube denselben oder einen sehr sehr ähnlichen bereits vor ca. 3 Jahren gelesen zu haben.
Extrem guter Artikel; danke dafür!
Ja; man kann es überall beobachten: Lohnarbeit als Selbstzweck. Das Hamsterrad!
Unter anderem wird die Gesellschaft überschwemmt von Heerscharen von Designern, die alles in Grund & Boden designen. Zwanghafte Veränderung! Alles muß unbedingt ständig verändert werden, weil mit Beibehalten kein Geld verdient werden kann. Deshalb muß auch das Gute verändert werden. Die logische Folge: Verschlimmbesserung = Verschlechterung. Dieser Weg führt ins Verderben.
sehr guter Punkt @Xanderl. Man tut natürlich auch systemisch alles dafür, dass dies möglichst so bleibt und der Mop lieber hirnlos konsumiert als die wichtigen und richtigen Fragen zu stellen.
Nochmal zu dem Artikel:
Inhaltlich find ich ihn wirklich super; unter anderem analysiert er, wie gesagt, wirklich fein, wie es dazu kommt, daß die halbe Bevölkerung damit beschäftigt ist, völlig sinnlosen Scheiß zu machen, nur um nicht arbeitslos zu sein. Und wo das hinführt.
Aber:
Warum kann der gute Mann diese echt lesens- und auch verbreitenswerten Inhalte nicht in einer halbwegs verständlichen Sprache formulieren? Hat er es nötig, seine intellektuelle Überlegenheit zu demonstrieren, indem er in einer Art & Weise schreibt, der man nur mit äußerster Anstrengung folgen kann? Und der die meisten Leute wahrscheinlich überhaupt nicht folgen können oder wollen?
So erreicht man doch niemanden!
So verhallt der Ruf doch ungehört!
da geb ich dir völlig recht Sehlöwe. Ihresgleichen brauchen sie nicht mehr überzeugen. Das das Thema viel popülärer behandelt werden muss tut schon lange Not.
Auch was mein Konterfei so fabriziert hat, könnte man mal so übersetzen, dass das Ganze für jedermann verständlicher wird. Stattdessen streitet man lieber ob der Satz so oder so interpretiert werden kann (um meine Frau zu zitieren: intellektuelle Wichtigwichser :-)).
Aber daran krankt die Linke, politisch gesehen, ja schon immer. Im Ggensatz zu den Rechten scheint es ihnen unmöglich sich erstmal auf einen Grundkonsens zu einigen und über Details dann zu streiten wenn es relevant wird.
Da braucht man sich dann auch nicht wundern, dass die die vermeindliche Antworten (z.B. das Fremde=Böse und an allem Schuld) haben, bei der Allgemeinheit besser ankommen. Fakt bleibt aber halt nunmal auch, dass die richtigen Antworten auf komplizierte Probleme nicht einfach sind, aber man könnte sie sicher anschaulicher rüberbringen.
Ich habe den Artikel erst jetzt gelesen und auch unter diesen Gesichtspunkt mal betrachtet.
Fazit: Nein, da kann ich dir nicht recht geben. Der Artikel ist so geschrieben, dass er verständlich ist, bzw. nicht übertrieben kompliziert.
Wenn ich als Leser im Internet einen Begriff/Wort nicht kenne habe ich jederzeit innerhalb von 10 Sekunden die entsprechende Erklärung dazu. Ich muss halt nachschauen. Das hätte auch den Vorteil, dass man eventuell nach der Lektüre sogar schlauer ist als vorher, und beim nächsten Text etwas weniger googeln muss als bisher.
Ich möchte dich da gar nicht persönlich ansprechen, aber offensichtlich hat sich auch im Textverständniss eine saturierte Konsumerwartung breit gemacht, die es einem schon fast verbietet sich um etwas zu bemühen.
Prinzipiell hat er aber schon recht, sei es wie es im Moment sei, von einem elfenbeinturm aus beweg ich nix. War ja 68 dasselbe Problem. Intellektuelle Endlosdiskussionenen ohne viel fassbaren Bezug zur Realität.
Schön, dass wir beide uns zumindest in dem Punkt mal einig sind. Wäre ein Grundkonsens der „linken“ politischen Kräfte denn nicht einfacher in der bestehenden (liberalen, individualistischen) Gesellschaftsordnung zu erreichen, anstatt durch sozialistische Utopien weite Teile des Mitte-Links-Spektrums zu verschrecken und so einen Grundkonsens „linker“ Kräfte unmöglich zu machen? Oder ist „vernünftige“ „linke“ Politik so wie du sie Dir vorstellst in einer liberalen Gesellschaftsordnung, die auch untrennbar mit dem Kapitalismus verbunden ist, grundsätzlich unmöglich, sodass ein linker Konsens im bestehenden System ohnehin unsinnig ist?
Ich teile nämlich deinen Wunsch nach einer progressiveren, vielleicht auch linkeren Politik (da müsste man dann vorher klären was genau „links“ eigentlich ist). Ich denke nur, dass eben genau diese Zersplitterung der „Linken“ zumindest in Deutschland dafür verantwortlich ist, dass es in den vergangenen 13 Jahren keine stabilen Mehrheiten mehr für eine Politik links der CDU/CSU gab. Das ist dann auch der Punkt, wo deine sehr weit links liegenden Ideen eher zum Problem als zur Lösung werden, schon allein deshalb weil sie den Grundkonsens schwieriger machen. Dass ein Grundkonsens, der diese Zersplitterung beseitigt, auf Marx Lehren beruht, wage ich nämlich - abgesehen von allen inhaltlichen Vorbehalten derartigen Ideen gegenüber - zu bezweifeln.
Ich hab mir diese Mühe ja sogar gemacht. Weil ich eben den Inhalt interessant fand.
Dennoch bin ich anderer Meinung als Du. Man müsste solche Texte so formulieren, daß sie viel mehr Leute erreichen anstatt sie abzuschrecken. Und das wäre auch problemlos möglich; man muß wirklich nicht so überkandidelt schreiben.
Eine Haltung a la „wer meinen Text nicht versteht, ist entweder zu doof oder zu faul und kann mich mal“ ist überheblich und vor allem bei solch bedeutsamen Inhalten absolut unangebracht. Denn es ist wichtig, daß diese eine breite Aufmerksamkeit erfahren.
Aber mit PR haben die Linken traditionell ein Problem…
das Problem der „linken“ Kräfte ist doch, dass sie sich nicht wirklich um die linken Kernthemen kümmern, um die Themen Chancengleichheit, soziale Teilhabe, Verteilungsgerechtigkeit. So wichtig Emazipation, Ökologie und Integration auch sind, so wichtig es ist gegen Rassismus, Sexismus und das Bienensterben Position zu beziehen, was die Leute wirklich umtreibt ist, ob sie einen Job haben, was sie verdienen, ob sie die Miete bezahlen können, welche Chancen ihre Kinder haben.
Als Sozialdemokrat müsste man z.B. wütend drüber sein, dass es in diesem reichen Land „Tafeln“ braucht, und müsste vor Scham in den Boden versinken, dass man in den letzten 20 Jahren bis auf eine an allen Regierungen beteiligt war und das nicht geändert hat. Statt dessen hat man Hartz IV erfunden. Es gilt nach wie vor: Wer hat uns verraten . . .
Von den Grünen muss man von wegen „links“ doch gar nicht mehr anfangen. Joschka Fischer hat als Sponti wenigstens noch erkannt, dass die „Arbeiter“ wichtig sind und deshalb zumindest kurz bei Opel gearbeitet. Und das war schon armseelig, aber selbst dazu reicht es heute nicht mehr. Die Grünen sind längst nicht mehr links, sondern eine Partei der Besserverdienenden, die mit dem Hybrid zum Bioladen fahren und ihre Kinder auf Privatschulen schicken, damit die nicht durch den Kontakt mit dem Pöbel in ihrer Karriereplanung behindert werden. Hauptsache die Hautcreme ist vegan.
Die Gewerkschaften kümmern sich nicht mehr um soziale Teilhabe für alle sondern um Besitzstandswahrung.
Ernsthafte Kapitalismuskritik gibt es von denen allen doch längst nicht mehr.
Und die Linke zerreibt sich irgendwo zwischen Stasivergangenheit, Putinverklärung und Anbiedern an vermeintlich rechten Protest.
Die Abschaffung des Kapitalismus will da doch schon längst keiner mehr. Muss ja auch nicht sein, aber wenigstens etwas Regulierung wäre doch ganz nett, aber selbst das kriegen die „linken“ Kräfte in diesem Land nicht mal als ernsthafte Forderung hin.
Du sagst es.
Und wer kümmert sich nun um den Pöbel? Um die soziale Teilhabe der Minderprivilegierten und die Chancen ihrer Kinder? Wem werden diese Bereiche überlassen?
Normalerweise reiben sich an dieser Stelle die Braunen die Hände, springen begeistert in die Bresche und nutzen das hemmungslos; das konnten sie früher immer ganz prima. Aber mir scheint fast, als wären inzwischen sogar die zu blöd dafür.