Sexismus in Bewegung

Nein, haben wir nicht. Und gerade deshalb mussten wir uns oft erklären. Der @loewengraetscherR hat ja bereits gut erklärt, was da für Fragen kommen.
Ich bin in meinem Familien-, Freundes- und Kollegenkreis der Exot, weil ich länger zu Hause geblieben bin, als nur die beiden Partnermonate (Bezeichnenderweise werden die umgangssprachlich „Vätermonate“ genannt, weil sie quasi ausschließlich von diesen genutzt werden und auch nur diese 2 Monate).
Mein damaliger Team-Leiter hat 2x versucht, mir das auszureden. Einmal persönlich („Sind Sie sicher? Haben Sie sich das auch gut überlegt? Also ich bin ja nur 2x 1 Monat daheimgeblieben…“ etc.) und einmal über meinen Vorarbeiter (der mich in meiner Entscheidung aber zu 100% unterstützt hat).
Kollegen und Freunde haben große Augen bekommen („Du traust Dich was!“) und gefragt, ob wir verreisen ("was macht man sonst so lange daheim?). Viele meinten, es ist schön, dass ich meiner Frau so „helfe“. Helfen. Als wäre es nur ihr Kind und ich greife ihr aus Gutmütigkeit unter die Arme.
Bei der Eingewöhnung in der KiTa haben mich die fremden Kinder ganz fasziniert angestarrt. Die Erzieherin meinte „Ich hoffe Sie stört das nicht. Aber die Kinder sind es nicht gewohnt, dass da ein Mann sitzt. Das machen normalerweise die Mamas. Die sehen andere Papas wenn dann nur beim Abholen…“

Wie gesagt, so war es bei uns. Wir konnten es uns aber halt auch erlauben, es anders zu machen als „üblich“. Ich arbeite in einem großen Konzern, wo es zwangsläufig auch ohne mich weiterlaufen muss. Gibt aber auch kleine Betriebe, wo es auf jeden Einzelnen ankommt. Wenn z.B. in einer Schreinerei mit 4 Leuten einer für 1/2 Jahr in Elternzeit gehen möchte, schaut man als Chef blöd aus der Wäsche. Dass man sich 6 Monate das Gehalt spart ist ein schwacher Trost, wenn man dafür 25% seiner Arbeitskraft verliert und Aufträge ablehnen muss. Oder man stellt einen befristeten Ersatz ein, aber finde mal jemanden, der nen Vertrag über nur ein paar Monate unterschreibt. Und der Urlaubsanspruch bleibt anteilig ja auch noch bestehen…

Oft entscheidet auch schlicht und ergreifend das Geld. Frauen verdienen im Schnitt 20% weniger als Männer. Da stellt sich die Frage nicht, wer daheim bleibt. Hat weniger mit der gesellschaftlichen Erwartungshaltung sondern den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu tun.

3 „Gefällt mir“

hä?

für ein hä? brauch ich keine 5 Zeichen …

Nochmal die Frage: Stört es dich wirklich, wenn du da als Exot da stehst? Das kann doch jeder machen wie er will? Was ist da exotisch?

Übringens hab ich innerhalb der letzten 3 Jahre haben insgesamt 3 meiner männliche Kollegen die volle Elternzeit genommen. Einer hat das aber auf zwei mal aufgeteilt. Zumindest hab ich das so in Erinnerung. Und bei allen dreien gab es eigentlich ausser Glückwünschen zum Nachwuchs keine großartigen Fragen. Ausser eben sowas „wie regelt ihr das?“ „geht deine Frau dann Vollzeit?“ Also einfach Fragen, wie man halt auch mit guten Kollegen redet.
Scheinbar sind wir aber hier auf dem Land weiter als ihr in der Stadt.

Des Gefühl hab ich immer mehr…

Aha, also 24 Monate daheim?

Edit: Des ist jetzt nicht böse gemeint. Beim Staat (du bist Lehrer hab ich im Kopf!?) laufen da die Uhren in der Hinsicht anders (das meine ich positiv).

Auch Edit: Die du wohl meinst wohnen nicht in der Stadt :slight_smile:

Ich bin in einer halbstaatlichen Einrichtung… also nicht direkt Leher.

Aber es ging ja auch eher um die Kollegen die das scheinbar „exotisch“ sehen. Also entweder sind wir hier völlig anders geartet, aber es ist bei uns eben nicht exotisch.

Sind da 24 Monate normal? Dachte immer das wäre ein Jahr. Dann kann schon sein, daß sich die alle die Elternzeit auch aufgeteilt haben. So genau hab ich mich da auch nie erkundigt, es ging eher immer so „wann kommstn du dann wieder?“ Damit man das auch in die Urlaubsplanung etc. einfliessen lassen kann.

:laughing: :rofl:

Sehr guter Beitrag! :+1:

Wie Du sagst, hat es viel mit Gewohnheiten zu tun. Und die ändert man nicht so schnell/einfach (den € gibt’s seit 20 Jahren, mein Papa rechnet Preise aber immer noch in D-Mark um). Kinder, die mit Internet, Computer, Smartphone etc. aufgewachsen sind, werden als „Digital Natives“ bezeichnet. Wer weiß, vielleicht gibt’s in 30 Jahren „Gender Natives“?

Wie ich es damit halte, hab ich ja beschrieben. Wobei ich scheinbar zu den Wenigen gehöre, die es beim Lesen störender finden als beim Sprechen bzw. Hören. Besonders Gegner hängen sich ja an der kurzen Pause vor dem „i“ auf und betonen sie extra lange oder halten demonstrativ die Luft an und glucksen dann das „…innen“ heraus um zu zeigen, wie furchtbar anstrengend diese Sprechweise ist. Seltsamerweise geht ihnen diese Pause - alias „Glottisschlag“ - aber ansonsten recht leicht über die Lippen (Spiegelei, Nudelauflauf, Erdbeereis,…).
Beim Lesefluss würde ich mich dagegen mit der rein weiblichen Form leichter tun, also Bäckerin statt Bäcker*in/Bäcker:in/Bäcker_in. Allerdings fehlen dann die nicht-binären Menschen… alles nicht so einfach.

Nur in beim Punkt „Radikalität“ muss ich Dir widersprechen:
Ich denke, es geht hier niemandem darum, geschlechtergerechte Sprache auf Teufel komm raus in möglichst kurzer Zeit durchzupeitschen.
Was manchen (u.a. mir) sauer aufstößt ist einfach die Selbstgerechtigkeit, mit der dieser Idee (trotz einiger - wie Du selbst sagst - verdammt guter Gründe) jegliche Legitimation pauschal abgesprochen wird.

Da will mir einer ernsthaft erklären, eine Formulierung wie „I bims, 1 Babo vong Homeoffice her!“ wäre „organisch gewachsen“, aber „Lehrer*in“ ist ein Verbrechen an unsere Sprache?
Von Einem, der sich von Frauen in Machtpositionen offensichtlich bedroht fühlt.
Der die Gleichstellung von Frauen als Bevorzugung interpretiert.
Der zugibt, bei Frauen und Männern unterschiedliche Maßstäbe anzulegen und bei dem Frauen mehr leisten müssen als Männer, wenn sie vorankommen wollen (Das Perfide daran: Würde eine Frau sagen „ich muss mehr leisten als meine männlichen Kollegen, um geschätzt zu werden“ würde er behaupten, sie spielt die „Sexismus“-Karte!).
In den eher schlecht bezahlten Sozial- und Erziehungsberufen arbeiten konstant weit über 70% Frauen. Aber wenn sie attraktivere Stellen wollen, fordert er (zur männlichen Entschädigung?) mehr Frauen in „Schmutzberufen“. Wegen Glaubwürdigkeit und so.
Der sich aber zum Anwalt der Frauen aufschwingt, um den Islam zu kritisieren.

Hat für mich wenig mit differenzierter Meinung zu tun. Das ist die nackte Angst eines Chauvinisten, nach zig Tausend Jahren nicht mehr unangefochten alleine an der Spitze der sprachlichen/politischen/wirtschaftlichen „Nahrungskette“ zu stehen.

1 „Gefällt mir“

Die Lesart ist so:

Cheesekilla: Ich finde Alman genauso herabsetzend.
Ich: Ja mei, wir leben halt in einem Zeitalter wo alle hypersensibel sind (Zitat Cheesekilla), gell?
(Blöd, wenn andere bestimmen, wann man sich gekränkt fühlen darf, oder?)

Hab ihm nur den Spiegel vorgehalten.
Dein Vorwurf der Doppelmoral geht leider ins Leere…

ahhhh… etz verstehe ich, wie du das gemeint hast… Du hast quasi die Antwort mit dem Zitat von Cheesekilla gegeben…

Ich dachte du hättest auf die Aussage, daß Alman herabsetzend ist, einfach mit „ja mei… is halt so“ geantwortet. Und das wäre dann wirklich Doppelmoral gewesen.

Nö. Hab ich das behauptet?

Stimmt.

Dass es nach wie vor von der traditionellen Rollenverteilung „Mann = Ernährer / Frau = Haus und Kinder“ abweicht.

Nicht wirklich. Ich bin aufm Land aufgewachsen und hatte damals eine recht anstrengende Diskussion mit meinen Eltern, warum wir unser Kind in eine KiTa geben („Was!? Warum!? Ihr spinnt! Sowas hat’s früher nicht gegeben! Da ist die Frau bis zum Kindergarten-Alter daheim geblieben.“)

Leider ist mit deiner manifestieren und sehr aufgeregten Meinung auch kein Diskurs im normalen Rahmen möglich.

1 „Gefällt mir“

Die ersten vier Klassen Volksschule hatten wir ein Fräulein.

Die fielen zwar grad nicht mehr unter das Lehrerinnen-Zölibat, der Begriff hat sich aber noch lange erhalten.

Definiere „normaler Rahmen“?

Das ‚Fräulein‘ hat sich - grad auf dem Land - noch sehr lange gehalten!
Sehr lustig fand ich dennoch vor langer Zeit ein Elterngespräch, bei dem mich der Vater trotz meines sichtbaren Babybauchs mit Freilein angesprochen hat!

Bei „Bedienungen“ (auch so ein überkommenen Begriff) war das Fräulein lange üblich.

Danke das du nach wie vor gezielt falsch verstehst. Ich habe nur auf die Schattenseiten der Quote hingewiesen. Findest du es nicht eher chauvinistisch zu denken Frauen hätten eine Quote nötig in einer freien Gesellschaft? „I bims, 1 Babo vong Homeoffice her!“ ist nichtmal deutsch Sprache?

„Freilein is awa wambad woan!“ :rofl:

Das Thema Fräulein hatten wir hier vor einiger Zeit schon einmal.

1 „Gefällt mir“