Ich stelle das Existenzminimum nicht komplett in Frage.
Aber in meinen Augen muss es tatsächlich ein Minimum sein, sonst ist die Motivation sich daraus zu befreien zu gering.
Zum Thema „höhere Löhne“: entweder schreibst man sie vor, dann sind wir wieder bei DDR 2.0 oder man hat eine Priorität auf eine florierende Wirtschaft, dann sind wir weit weg von Wirtschaftspolitik a la Habeck.
Höhere Löhne bewirken nichts weiter außer steigende Preise und/oder höhere Arbeitslosenzahlen. Das ist quasi ein Naturgesetz.
Dass der soziale Wohnungsbau vernachlässigt wurde, dem stimme ich zu.
Dass die Schuld auf der „rechten Seite“ liegt, dem stimme ich nur teilweise zu. Ja, es gab einen Trend dem Markt zu viel Raum zu geben.
Dem Trend sind aber viele Kräfte erlegen.
Bund, Länder und Kommunen haben das verantwortet, über viele Jahre. Wie viele Jahre war die SPD seit 1998 nicht in der Bundesregierung vertreten? 4 von 27 Jahren…
Dann hätte es von den 50ern bis in die 00er Jahre hinein keinen Wohlstandszuwachs gegeben. Höhere Löhne ohne dass eine entsprechende Wirtschaftsleistung dahinter steht, die haben allerdings tatsächlich den von dir beschriebenen Effekt.
Sorry Glücksburger, mir tut‘s auch leid. Ein paar Deiner Aussagen haben mich getrggert. Falls wir doch mal im Stadion nebeneinader sein sollten, geb ich einen aus! Ich würde mich freuen, wenn Du meine Entschuldigung akzeptierst. Grad beim Fussball sollte man, auch wenn‘s hart zuging, sich hinterher die Hand geben.
Eben. Nicht umsonst galten die 50er und 60er Jahre als Wirtschaftswunder.
Es gab da ja auch massiven Nachholbedarf aufgrund der Kriegsjahre. Und das in ganz Europa.
Trotzdem stiegen auch damals die Preise. Es fiel nur nicht so auf, weil die Löhne teils im 2stelligen %Bereich gestiegen sind. Mit den Höhepunkt in den 70ern, als dann im Gleichschritt zu den Tarifrunden die Massenentlassungen in der produzierenden Industrie folgten. Mit dem Ergebnis, von steigenden Arbeitslosenzahlen und Abwanderung von Produktionsstätten zunächst in strukturschwache Gegenden mit nierdrigen Lohnniveau und in den 90ern dann nach Osteuropa. Mit auch dort dann steigenden Löhnen und Wohlstand dann immer weiter nach Osten bis eben nach China.
Man muss einfach die Kostenstruktur eines Unternehmens betrachten, dann stellt man schnell fest, dass Lohnerhöhungen unweigerlich zu höheren Preisen und/oder Arbeitsplatzabbau führen.
Nimm aktuell den Tarifabschluss von Verdi. Bei leeren Staatskassen wird was passieren wenn alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst mehr Gehalt bekommen?
Genau, Gebühren, Abgaben, Eintrittspreise zu Schwimmbädern Museen etc, Fahrpreise im ÖPNV steigen… Ergebnis? Die 100 Euro netto mehr in der Tasche sind komplett wieder weg.
Wenns blöd läuft und die Gewerbesteuern(damit wieder die Verbraucherpreise) und Grundsteuern(Mieten) auch erhöht werden müssen, dann hast am Ende 30 Euro weniger in der Tasche als vorher.
Freut mich zu lesen!
Kapitalismus in a Nutshell und doch geht die Schere zwischen Arm um Reich weiter auseinander, also muss das Geld ja bei jemand landen
die Arbeiterklasse ist das nicht, dafür sorgen schon so aussagen wie Harie das macht, ihr dürft nicht mehr Lohn bekommen, sonst müssen wir Reichen ja die Preise anheben, sonst können wir unsere Rendite von 10% im Jahr nicht mehr aufrechthalten.
Ich warte noch immer noch auf das Firmen sterben wegen dem Mindestlohn.
Das ist es doch. Das BVG ist die oberste Instanz hierzu. Das hat festgestellt, dass ws sich schon um das Existenzminimum handelt. Es darf entsprechend nicht komplett gekürzt werden (weshalb die Bürgergeldreform, auf die Merz so stolz ist, auch neinen Bestand haben wird, wenn sie denn je in Kraft tritt) und auch als Sanktion in Teilen nur wenig (ich denke, da 30% im Kopf zu haben) und nur über einen begrenzten Zeitraum.
Das mit der Spätrömischen Dekadenz, dass der libertäre Westerwelle von sich gab, hat halt ein falsches Verständnis dieser Grundsicherungsleistung verursacht, dass von der rechten Seite des Spektrums gerne aufgegriffen wird.
Naja, Fr. Reiche sieht inzwischen, dass sie mit ihrer Klientelpolitik nicht weiterkommt, weil sie mit Europarecht nicht vereinbar ist und außerdem keinen Nutzen hat, weshalb jetzt bzgl. Gas und Gebäudeenergie weiter der Habecksche Kurs fortgesetzt wird. Das sog. „Heizungsgesetz“, das im Wahlkampf noch vollmundig abgeschafft werden sollte, wird das seit der Wahl nicht mehr erwähnt. Mutmaßlich weil sowohl Industrie als auch Ökonomen dringend davon abraten, was zu ändern.
Habeck et al haben dafür gesorgt, dass die wirtschaftliche Abhängigkeit von russischem Gas sehr schnell drastisch reduziert wurde, deshalb konnte auch der von Springer prognostizierte „Heizhammer“ signifikant abgemildert werden.
Von links werden Habeck übrigens seine Geschäfte mit Katar und der mangelnde Mut bei der Förderung der erneuerbaren Energien vorgeworfen. Dass da die FDP die Bremse war, wird dort auch geflissentlich ignoriert. Mehr Erneuerbare hießen nämlich auch mehr Unabhängigkeit von Fossilen, die ja, bis auf Braunkohle, im hohen zweistelligen Mrd-€ Bereich (pro Jahr) importiert werden müssen.
Ob Dir oder mir das passt oder ned, es ist so.
Natürlich geht die Schere immer weiter auseinander, aber Lohnerhöhungen sind eben nicht das Mittel um das signifikant zu ändern.
Ohne Zweifel ist der Staat durch seine Privatisierungsorgie in den 90er und 2000er Jahren nicht ganz unschuldig an dem Dilemma. Aber auch die aktuelle Politik inkl. der Ampel, amcht es nicht viel besser.
Der Mindestlohn greift in der Hauptsache beim Dienstleistungsgewerbe, im Einzelhandel und teils im Handwerk bzw den Aushilfen ohne Ausbildung. Also in dem Bereich den man für gewöhnlich zum Niedriglohnbereich zählt.
Das ist eben ein Bereich den man nicht pauschal mal so eben auf 20 Euro pushen kann.
Die negativen Folgen überwiegen da die positiven wenn man nicht begleitende Maßnahmen ergreift.
Es gibt einen signifikanten Anstieg der Insolvenzen in Detuschland, was natürlich nicht die großen Konzerne betrifft. Bei denen spielt der Mindestlohn gar keine Rolle.
Und da es w.o. beschrieben eher die kleinen Unternehmer und Firmen trifft, verschwinden diese merh oder weniger unauffällig in der großen Statistik. Der Bäcker der zu macht oder der Gasthof der plötzlich weg ist, fällt halt nur lokal auf.
Das ist wirklich ein sehr komplexes Thema.
Ja, die gehen pleite, weil oft kein Nachfolger oder niemand mehr für diesen Hungerlohn arbeiten will und sie kein Personal finden, vor allem Deutsche wollen diesen Job nicht machen.
Danke Stefan, sehr nette Worte, es tut gut auch mal sowas zu lesen ![]()
alles gut lionga, ist natürlich angenommen
Da machst Du es Dir zu einfach.
Ein Bäcker der zwei Verkäuferinnen Vollzeit 40 Std Woche bezahlen muss, deren Mindestlohn von 15 auf 20 Euro erhöht wird, bedeutet für ihn 2 x 800 Euro(Gehalt) = 1600 + 2 x 160 Euro(AG Anteil SozVers) = 320 Euro + Erhöhung der Beiträge zur BG(wird nach der Gehaltssumme bemessen). Also in Summe ca 2000 Euro Mehrkosten im Monat, ohne Zulagen für Sonntags- und Feiertagsarbeit.
Dazu kommen erhöhte Einkaufspreise der Rohstoffe, da die Lieferanten ja ebenfalls bei ihren Angestellten entsprechende Mehrkosten durch die Erhöhung der Mindestlöhne haben.
Allein um diese Gehaltsteigerungen zu kompensieren müsste er seine Preis um ca 20% anheben. Oder er setzt ein Kraft nur noch auf Teilzeit und verkürzt seine Öffnungszeiten. Dann gibts halt am Sonntag keine frischen Semmeln mehr.
Insgesamt bist halt schnell in Bereichen wo eine Bäckerei die Frage stellen muss, ob sich der ganze Aufwand und das unternehmerische Risiko noch lohnt.
Das ist das kleinste Problem was ein Bäcker hat, gibt es solche Bäcker noch?
Die Arbeitszeiten sind auch die Hölle, der Beruf stirbt leider zurecht aus, hier hat man zu lange nur hingeschaut und nichts optimiert.
Die Konkurrenz hat diese Bäcker eigentlich schon komplett eingestampft, weil Aldi/Lidl und die ganzen Kettenbäckerei die nur noch aufbacken oder auftauen.
Im GWS würdest du zwischen @lionga und mir sitzen. Mach dich auf den Weg, sobald es geht!
Nicht umsonst werden diese Bäckereien durch Backshop-Ketten(nicht Aldi) verdrängt.
Aber es sind eben nicht nur Bäcker sondern generell die genannten Branchen bei denen das ähnlich ist, weil das System ja ähnlich gelagert ist.
Und das Beispiel ist ja nur ein Aspekt der negativen Wirkung die der Mindestlohn in einem Unternehmen entfalten kann. Deshalb taugt er als Universallösung des Problems nur bedingt.
Die größte Effektivität entwickelt er beim den Wahlkämpfern weil es sich immer gut anhört wenn man Gehaltserhöhungen verspricht.
Und selbst die großen Betriebe, so im Landkreis Dachau, von noch größeren Konzernen geschluckt werden.
Btw wann wollt ihr eig. wieder in passenden Threads weiterdiskutieren? Auch im Auffangbecken Abweich-Thread kann’s ne Themaverfehlung geben;)
7 Beiträge wurden in ein existierendes Thema verschoben: Bundestags- und Politikthread
